Riesenmaschine

10.05.2007 | 19:52 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Das Mooresche Gesetz


Credits: aesop, Lizenz
Alle 50 Jahre strahlt die BBC eine Jubiläumssendung von Sir Patrick Moore's The Sky at Night aus, so auch am 6. Mai 2007 zum 50. Jahrestag der ersten Sendung. Zu diesem Anlass kann man den Rest der Welt ruhig mal daran erinnern, dass er noch lebt, Patrick Moore – Xylophonvirtuose, Ritter, Komponist, Autor tausender Bücher und vermutlich berühmtester Amateurastronom der Welt. Bei der Gelegenheit kann man sich auch gleich noch mal ins Gedächtnis rufen, wie er einst in seiner Sendung eine Fliege verschluckte, wie er 2004 fast an einem schlechten Gänse-Ei starb und in der Folge zum ersten Mal eine Sendung ausfiel, dass er Füchse gut leiden kann, dafür Ausländer nicht so. Seit 50 Jahren sitzt er jeden Monat in seinem Arbeitszimmer inmitten von Globen, die Hose bis zum Kinn, die Krawatte in der Hose, das Monokel zieht seinen Kopf auf die Brust, wo er sanft auf mehreren Kinnausbildungen ruht. Es ist eine grauenvoll langweilige Show, und schon aus der Tatsache, dass es sie nach 50 Jahren noch gibt, kann man irgendwas Wichtiges über das englische Fernsehen lernen. Was das ist, sagt der alte Mann uns auch gleich: "The trouble is the BBC now is run by women." Sogar bei Star Trek gäbe es jetzt weibliche Commander, so Moore. Skepsis ist angebracht, hat derselbe Mann doch auch schon behauptet, die Erde sei flach, Grossbritannien gehöre nicht in die EU, es gäbe weder Aliens noch UFOs und Cricket wäre ein attraktiver Sport. Keine Ahnung, was er davon ernst meint und was nicht.


10.05.2007 | 13:56 | Anderswo | Nachtleuchtendes

60 Grade der Ratlosigkeit


Luxusseele. (Foto: 72486075@N00) (Lizenz)
Wie sieht es aus in den Köpfen der Menschen? Liegen verwarzte schwarze Klumpen in leeren Hallen? Erstrecken sich endlose Pampas mit argentinischem Rindfleisch in Kuhform darauf bis zum geistigen Horizont? Schwimmen bizarre Fische durch die Bullaugen eines längst gesunkenen Luxusdampfers? Das sind drei plausible Modelle für die Seele, ein viertes erdachte die Künstlerin Eva Lee jetzt, verführt vom süssen Summen der Zahlen. EEG-Daten fünf verschiedener Gefühlszustände bei 12 Probanden, also die von der Kopfhaut abgeleiteten elektrischen Impulse weitgehend unbekannter Herkunft, hat die Künstlerin genommen, und den hochdimensionalen Datensalat in Landschaftsform gebracht. Sie spricht von der "Innenwelt von zwölf Individuen", aber in Wahrheit zeigt der entstandene Film natürlich keine Gefühlswelten, sondern die Landschaft, in der die Hirnforschung sich gern und oft verläuft, und dann staunend steht wie's argentinische Rindfleisch vor dem inneren Gefühlsberg.


02.05.2007 | 19:38 | Nachtleuchtendes | Supertiere

Die Maus als Maus


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Popnutten sind im Begriff, unsere Hoheit in der Nagetierberichterstattung zu unterwandern, zumindest auf dem Unterzweig der ausgestopften Nagetiere: Vor einiger Zeit waren sie uns schon mit dem LED-Throwie-Taxidermie-Mash-Up voraus, dieses Mal dokumentieren sie als erste eine Idee, die so einfach und schlicht ist, dass man am liebsten nicht selbst drauf gekommen wäre: Die Maus im Mausdesign zum Selberbauen. Doch was ist schon eine Maus ohne Computer? Und an dieser Stelle kontern wir eiskalt mit diesem Bibercomputer, dem ersten legitimen Nachfolger des guten alten 62er-Turing-Modells. Zusammen mit den einen und den anderen toten Eichhörnchen sowie den Mäuselesezeichen steht es damit jetzt 4:2 – also haltet euch ran, Popnutten, bei 6 ist das Spiel vorbei!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Büchersendung mit der Maus


28.04.2007 | 20:22 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen | Papierrascheln

Bücherzimmerpogrom


Gemütliche Diskussion über die Werke von Günter Grass. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn sich früher Bücher und andere Schriftstücke keiner grossen Beliebtheit erfreuen konnten, dann flogen sie kurzerhand ins Feuer. Entweder daheim in den Kamin oder unter freiem Himmel in rauschende Flammen, nicht selten umrahmt von Trubel und Volksfesten. Weil uns aber die Nazis öffentliche Bücherverbrennungen verleidet haben, wird heutzutage an grossen offenen Feuern nur noch gesoffen und gegrölt. Jetzt kann man sich die klassische Rezensionsatmosphäre aber immerhin wieder ins eigene Studierzimmer holen, nämlich mit dem neuen scheiterhaufenförmigen Firetable von fuego. Nun fehlen nur noch Fire-Schreibtische, mit deren hervorstechender Feuersbrunst man jedes drückenden Papierbergs Herr zu werden vermag.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


25.04.2007 | 01:08 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Leute, sie haben uns


What a bloody disgusting planet (Credit: E. De Jong and S. Suzuki, JPL, NASA)
Wie wir in diesem Moment erfahren, haben sie uns jetzt. Sie – die Bewohner von, wie sie es nennen, Planet Erde, nach unseren Studien ein Fels-Wasser-Derivat, etwa zwei Drittel so gross wie unser Planet, den sie idiotischerweise Gliese 581c nennen. Es war irgendwann auch nur noch eine Frage der Zeit. Immerhin sind sie nur 20 Lichtjahre weg und jede mittelgute Zivilisation kommt irgendwann auf die Idee, Dopplerverschiebungen von Sternen zu messen, und so Planeten zu finden. Sie waren relativ schnell, 12 Jahre nur von der ersten Planetenentdeckung 1995 (was die Leute auf 51 Peg ganz schön verwirrt hat) bis zur Entdeckung unseres "habitablen" Planeten. "Habitabel" nennen sie es, ha, wenn sie wüssten, was man alles habitabilisieren kann, wenn man nur will. Aber jetzt sind sie ganz aufgeregt, weil es bei uns genauso warm ist wie bei ihnen, und das, obwohl wir gerade unter globaler Erkältung leiden. Nach unseren Erfahrungen wird es jetzt nur noch ein paar Jahre dauern, bis sie unsere Atmosphäre finden, dann unser Meer, dann unser Radio hören und schliesslich Pläne schmieden, unsere kargen Sandvorräte zu rauben. Verdammt, ausgerechnet jetzt, wo wir kurz davor stehen, herauszufinden, wie man Diamanten in dieses preiswerte schwarze Heizmaterial umwandelt.


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