Riesenmaschine

28.02.2007 | 21:29 | Sachen kaufen

Materialismus heavy


Na komm schon, Geist! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Schon bei Platon war der Geist männlich, die Materie hingegen weiblich, ergo: neglegabel bis suspekt. Marx und Engels unternahmen dann noch einmal den Versuch, sie zu rehabilitieren und in den Fahrersitz der Weltgeschichte zu hieven – der allerdings, spätestens seit Grobi die Mauer (Stahlbeton made in GDR) wie das Haus der drei Schweinchen wegpustete, endgültig als gescheitert gilt. David Chalmers schliesslich tritt noch mal nach, zieht den Dualismus wieder ein und verweist die Materie dorthin, wo sie vermeintlich hingehört: zu den Zombies in den Kofferraum.

Das konnte nicht so ohne weiteres unwidersprochen bleiben und blieb es auch nicht: Schon formiert sich der Widerstand gegen die Geringschätzung der Materie. Sein geistiges (haha!) Hauptquartier dürfte ein Geschäft namens "Matter" in Brooklyn sein, auf dessen programmatischer Shopsite Mattermatters sich tolle Dinge finden, die ganz und vollständig aus Materie bestehen. Dort findet sich unter anderem dieser monströse grosse Korken aus massivem Kork, aber auch ein 4000 Seiten starkes Buch aus recyceltem Papier. Wenn man den Korken als Hocker benutzt, kann man es als buchstäblichen Büchertisch dazustellen. Oder man kann alles reinschreiben, was einem sonst noch so zur Materie-Geist-Problematik einfällt.


26.02.2007 | 09:43 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Texas Bond 'em


Mau Mau hat schlechte Karten (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Alle drei bis vier Jahre tritt das schon länger bekannte Phänomen auf, dass viele Millionen Menschen für einen zweistündigen Werbespot Eintritt bezahlen. Selbst der visionäre Erfinder des Product Placement, Jules Verne, hätte kaum zu träumen gewagt, was ein einziger James-Bond-Film an Produktvermarktung hergibt.

Das gilt inzwischen nicht mehr nur für Produkte. Überall quillt einem seit Monaten die Poker-Variante "Texas Hold 'em" entgegen, jeden Tag bekommt man Mails mit Einladungen zu Pokerabenden; ohne eine Ware zu sein, die sich einem einzelnen Unternehmen zuordnen lässt, spült der Holdemboom Geldesgelder in die Kassen der Casinos. Die im Netz meistgespielte Pokervariante noch vor Poker ist selbstredend Texas Hold 'em. Sollte ein eventueller Verband von Onlinepoker-Anbietern also für das Placement von Texas Hold 'em in "Casino Royale" bezahlt haben, wäre mit Craigbond diesbezüglich eine neue Ära angebrochen: nennen wir sie einfach Agenda Placement als Mischung aus Agenda Setting und Product Placement.


23.02.2007 | 19:32 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Dias und Kompott, Part II


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der niederländische Handelsstützpunkt Rockingstone bietet neuerdings ein attraktives Gadgetratespiel im Internet an. Wer selbst auf die Lösungen kommen möchte, kann hier ruhig weiterlesen, denn wir verraten natürlich weder, welche 8 Funktionen das Trinkglas mit 8 Funktionen hat, das von aussen eigentlich nur nach "Flüssigkeit einfüllen" und "austrinken" aussieht, noch was ein Heebeegeebee darstellt. Es ist auch nicht offensichtlich, welche Art "magnetische Aktion" in einem USB-Aquarium am Werk sein könnte (Geheimtipp: Aale verfügen über einen Magnetsinn, aber sind das noch Fische oder schon Würmer?). Für alle, die mit derart Schabernack nicht zurecht kommen, bietet Rockingstone gleich zwei Auswege: Entweder gar nicht selbst rätseln, sondern alle Kaufentschlüsse über den formschönen, batteriebetriebenen Decision Maker abwickeln (siehe Bild). Oder aber einfach zusammen mit den Worry Dolls in den Schlaf weinen. Die Vergadgetung aller Lebensbereiche, das muss unser Auftrag sein.


21.02.2007 | 18:11 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Mehrere parallele Strahlen am Haupt


Vorher (rechts), nachher (links)
(Foto: mikebaird / Lizenz)
Im Jahr 2000 geschah es, dass die sämtlich kahlen Leser des TIME Magazine den Hairmax Laserkamm zur Erfindung des Jahres wählten, ein Ereignis, welches sicherlich allen noch frisch im Gedächtnis ist. Danach verkaufte sich das Gerät mit den sanften roten Strahlen, die man gemächlich durch das Haupthaar führen muss, um den Haarwuchs anzuregen, offenbar wie blöde, und alle hatten ihren Spass. (Vielleicht abgesehen von Niels Ryberg Finsen, dem einzigen auf den Färöer-Inseln geborenen Nobelpreisträger, auf dessen Erforschung der Wirkung von Licht auf die Haut sich die Laserkamm-Erfinder berufen. Zum Glück ist er vorsorglich 1904 verstorben.) Jetzt allerdings übertreiben sie ein wenig, die Antikahlheitsapostel mit ihrem sicherlich im Dunkeln äusserst attraktiven Gerät: Sie bemühten sich um die offizielle Bestätigung der amerikanischen Federal Drug Agency, die sie auch prompt erteilte, allerdings wohl nur, weil das Ding harmlos ist, von Haaren ist jedenfalls im Schreiben der FDA nicht die Rede. So, well. Leider werden gleichzeitig auch die Ergebnisse der amtlich durchgeführten Haarwuchspromotionsstudie öffentlich: Der Laserkamm, so schön er aussieht, erzeugt im Mittel 19 neue Haare pro Quadratzentimeter nach einem halben Jahr Anwendung. Um gesund auszusehen, benötigt ein Mensch circa 300, also nur 15 Jahre Laserkämmen. Die gute Nachricht im Lichtungsdschungel: Schon nach etwa 1000 Jahren erreicht man die Haardichte eines Bibers und bereits nach 3000 Jahren besitzt man ein Otterfell. Spätestens dann hat sich das 600 Dollar teure Sanftlaserschwert amortisiert.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


19.02.2007 | 20:18 | Was fehlt | Sachen kaufen

Erst Sünde, dann Adam


Wo ist Adam? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In einer öligen Pfütze auf dem Boden einer grauen und klammen Welt liegt eine hässliche Leiche, zerschrumpelt, aufgequollen, bleich, stinkend. – Das könnten Sie sein, schon nach der ersten Testrunde des neuen Ego-Shooters BioShock 1.0, der im Frühjahr endlich, endlich draussen sein soll. Diese Ankündigung erzeugt vor allem deswegen Vorfreude, weil BioShock abrückt vom vorherrschenden Motiv bisheriger Zockerspiele (dumme, böse Aliens erobern die Welt, Sie müssen's ausbaden): Rasch geht die Fahrt hinab in die Sauerstoffglocke der Unterwasserstadt "Rapture", ein geplantes, aber gründlich missglücktes Utopia und nun grosser Basar für Bio-Waffen. In der verwesungssatten Atmosphäre von Rapture wetteifert man mit Laborversuchspersonen, tuberkulosekranken Klonkindern und haufenweise Überwachungskameras ums nackte Überleben – das Waffenarsenal originell angereichert durch gefügige Killerinsekten, denen das eigene Spielerfleisch als Wirtskörper dient. Überlebenspunkte erhält man durch eine biogenetische Substanz namens "Adam", welche besagte Kinder aus Kadavern saugen und die man ihnen danach auf abenteuerlich unmoralische Weise entwenden muss. Das ist doch mal was, das machen nicht schon alle, das ist nicht 08/15, also: Kaufen!

Wenn jetzt noch die Leute mit ihrem Post-Tschernobyl-Shooter Stalker endlich fertig werden, nimmt der Metakampf gegen die Vormachtstellung der Aliens im Spielegenre eine glückliche Wendung.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


... 27 28 29 30 31 [32] 33 34 35 36 37 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Quallen (Vorfahren von uns allen)

- Handschrift (Luxusobjekt)

- fortfahren

- öfters mal auf Reisen gehn

*  SO NICHT:

- Zotteln (unkontrollierbar)

- Anti-Baggy

- Ford fahren

- überall die gleiche Scheiße sehn


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Der Bunker", Nikias Chryssos (2015)

Plus: 3, 35, 83, 122, 135, 144, 153, 159
Minus: 1, 10, 39, 56, 62, 130, 155, 213
Gesamt: 0 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV