Riesenmaschine

13.10.2006 | 13:13 | Was fehlt | Sachen kaufen

Hurra Unverhältnismässigkeit


Kein Brikett, brennt aber auch (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Firma Samsung hat ein neues Handy auf den Markt geschmissen, das sich offenbar an flachverständige Personen richtet. Es heisst wie alle anderen Handys auch, in diesem Fall SCH-B600. Weil heute alle Geräte mindestens ein herausragendes Feature haben müssen, hat auch dieses eins, nämlich eine Fotokamera mit 10 Megapixeln. Da die dazugehörige Linse jedoch noch dem Rahmen der handtelefonüblichen Massstäbe verhaftet bleibt, ist die schöne, grosse, riesenhafte Pixelanzahl "für den Pflock", wie ein Linsenkundiger zu berichten weiss. Es sei, als würde man "einen Strohhalm bereitstellen, um das Wasser einer Staudammsprengung abzuleiten", so der Linsenkundige weiter, wenn er auch zugibt, keine besondere Begabung für Metaphern ausgebildet zu haben. Fantastisch! Wir brauchen mehr Unverhältnismässigkeit! Wider die technokratische Logik der gleichmässigen Weiterentwicklung, wir wollen Mofas mit Nuklearantrieb, wir wollen Platinzahnstocher, wir wollen drahtlose Mäuse, die bis 200 Kilometer Entfernung funktionieren. Und wir werden sie bekommen.


12.10.2006 | 04:26 | Sachen kaufen

Subwuffer


Töne aus der Tiefe des Bauches (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn ein Hund seine Schnauze hier hinein steckt, verbleibt ausserhalb jener Apparatur ein Rest. Dieser Rest kann nutzbar gemacht werden, und zwar mit den formschönen Lautsprechern der niederländischen Designer Sander Mulder und Dave Keune. Die fünf Kilo schweren Wauzis enthalten statt eines Kopfes Koaxiallautsprecher mit einer Sinusleistung von 60 Watt an 4 Ohm und fügen sich nahtlos in Manuel Andracks Wohnzimmer ein, links und rechts von den lackierten Maos.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Bullauge sei wachsam


03.10.2006 | 21:01 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Playstation Art


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Sieht so die perfekte Beziehung aus? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zu den minoren Entdeckungen des Berliner Art Forums und seiner diversen Nebenmessen gehört ein neues Genre: Kunst für die Playstation. Begründet hat es nach unseren Unterlagen das junge österreichische Künstlerduo Hanakam/Schuller mit einem – nun ja – "Spiel" namens "Perfekte Liebhaber" (gesehen bei Patrick Ebensperger auf der ansonsten eher neglegablen Berliner Liste). Per Controller wählt der Rezipient aus einem Übersichtsmenü Zweier- und Dreierkonstellationen androgyner, wie gedrechselt wirkender Wesen aus, die auf Namen wie "Solveig", "Kim" oder "Hugo" hören und über ihre individuelle Aussenhaut bereits Rückschlüsse auf ihren – nun ja – "Charakter" zulassen. In der Zoom-Ansicht erfährt er weitere süsse Nichtigkeiten über sie. Von Kim etwa heisst es, sie habe "sensationell schöne Lippen, mit denen sie ruhig – sagen wir es mal offensiv – wuchern sollte." Hugo bekennt: "Ich packe die Gelegenheit beim Schopf und pflege Kontakte." Das ist unterhaltsam und erfreut durch zweckfreies Wohlgefallen, kostet, wie ein gutes Playstation-Spiel, 59,99 Euro und läuft zur Not auch auf dem PC.


28.09.2006 | 12:35 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln

Invertierte Staubwesen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das staubige Tier ist ein Morgenbuch. Den neuen Wienführer von Tex Rubinowitz kann man nur lesen, wenn die Gehirngänge noch nicht verklebt sind und danach lechzen, sich mit Informationen über Plüschtausendfüssler, Surplus-Listen, Halbeiersuppe und Neidhart-Fresken vollstopfen zu lassen. Denn aus solchen Informationen, und ausschliesslich aus solchen, besteht Das staubige Tier. Es ist ein Buch ohne eine einzige gewöhnliche Information und in dieser konsequenten Vermeidung des Gewöhnlichen wahrscheinlich die weltbeste und lange erhoffte Antithese zu, sagen wir, dem Kursbuch der österreichischen Zugbahn. Der Autor jedoch bereitet beim Lesen des Buches Sorge, fragt man sich doch, wie man überleben kann in vollständiger Ausblendung der Normalität, inmitten all der Keas, Fingerboards und tausendjährigen Eier (Eier sind ein wichtiges Thema, generell). Aber dann fällt es einem wie die riesigen Schuppen des Stegosaurus von den Augen, wie geschickt es Tex Rubinowitz fertigbringt, das Bizarre selbst zum Normalen zu erklären und alles andere für pervers zu halten. Er gehört offenbar zu den seltenen invertierten Normalwesen, und nur die sollten überhaupt Reiseführer schreiben dürfen. Nur vielleicht wenn man einen Elch sieht, kann man mehr Begeisterung entwickeln als beim Lesen des staubigen Tieres. Es sei denn, man liest es abends, dann platzt einem laut und spektakulär der Kopf.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


25.09.2006 | 13:34 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen

Der Untergang von St. Louis


Kommt alle: Grand Opening, Korla, Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang, VR China
Während sich manch Riesenmaschinenleser noch über chinesische Markennamen wie Biemlfdlkk beömmelt, sind die Chinesen an der Brandfront natürlich und in Wirklichkeit schon längst ein paar Schritt weiter vorgerückt. Eine ihrer Superwaffen im "Weltkrieg um Wohlstand" (Spiegel) ist das hier erstmals so genannte "Louis-Branding". Das verdankt seinen Namen dem Begründer und ehemaligen Hüter der westlichen Demokratie Louis Vuitton. Bisher wurde der im globalen Wirtschaftskrieg direkt angegangen, das heisst, seine Taschen so lange gefälscht, bis sich auch die letzten Ziegenhirtinnen in Feuerland oder Bangladesh eine leisten konnten. Jetzt, wo's so weit ist, bedeutet Louis-Branding, dass man die entwertete europäische Alt-Marke durch eigene Marken ersetzt, die alle vorne Louis heissen. Eine von vielen ist die Modefirma Louis Valen, dessen Chef sich Lu Yi Wa Lun nennt, obwohl es diesen Namen im Chinesischen eigentlich gar nicht gibt. Nicht von ungefähr aber lässt sich der Firmenmarke auch LV abkürzen, genau so wie der einer Firma aus der Provinz Guangdong, die sich Louis Valentino taufte, womit sie noch eine Nummer extravaganter daherkommt. Als besondere Demütigung stellt Louis Valentino auch Kloschüsseln her, lässt also seine Kundschaft gewissermassen auf zwei der heiligsten westlichen Topbrands defäkieren.

Die chinesische Top-Louis-Brand allerdings heisst Louis Long. Die Modefirma kommt angeblich auch aus Italien, wobei das einzig Italienische an der Marke das "italiano" auf der Homepage ist: ein Link, so tot wie ein totes Opossum. Dabei können Anzugszeugs und Strickwerk, das man nach eigenen Angaben für den männlichen IT-Überflieger herstellt, optisch durchaus mit europäischen Nobelmarken mithalten; es ist aber selbstverständlich deutlich billiger. Eröffnet wurde neulich eine Louis Long-Filiale im Westen Chinas mit den Worten "The Brand-New Image, Please Respectful Expection." Ins Deutliche übersetzt heisst das wohl so viel wie: "Modeabendland, demnächst Untergang, tschüss!"

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Schweres Markengeschütz aus China

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


... 39 40 41 42 43 [44] 45 46 47 48 49 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- NullBock-Springen

- Pantomimengewerkschaft gründen

- Electricity (auch zehnmal)

- Früchte mit "G"

*  SO NICHT:

- Schukostecker

- Senkelbehang

- Schnee in den Kaffee, wenn die Milch alle ist

- kleiner Dienstweg (zu klein)


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Das Parfum", Tom Tykwer (2006)

Plus: 11, 14, 41, 42, 63, 72
Minus: 3, 27, 48, 65, 107, 125, 129, 130, 131
Gesamt: -4 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV