Riesenmaschine

05.02.2007 | 13:17 | Supertiere | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Hello, Tarot


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Man hätte selbst drauf kommen können. Es gibt rund 22.000 Hello-Kitty-Produkte (darunter den Hello-Kitty-Vibrator und die selbstgemachte Hello-Kitty-Bong) und ca. eine Million unterschiedliche Tarotkartensets. Was lag da näher als das Hello, Tarot (via Boing Boing)? Schon wenige Minuten später wäre man so reich gewesen, wie die Erfinder des Piktogramm-Tarots, des Gummibärchen-Tarots und des von weinenden Clowns gemalten Bach-Blüten-Tarots für Katzen (nämlich gar nicht). Aber noch ist es nicht zu spät. Wir melden hiermit Titelschutz für das Digitale-Bohème-Tarot, das Plattenbau-Tarot, das Döner-Tarot, das Pokemon-Tarot (Regelmässig erscheinen neue Karten – schnapp sie dir alle! Die Karten der kleinen Arkana entwickeln sich von allein zu Karten der grossen, wenn man sie gut behandelt!) und das Web-2.0-Tarot (abgerundete Ecken, weitreichende Community-Funktionen) an. Und versprechen, dass die in der Simpsons-Folge Lisa's Wedding eingeführte unheilvolle 23. Karte der Grossen Arkana (The Happy Squirrel) selbstverständlich in allen Sets vorhanden sein wird.

Michael Brake / Kathrin Passig | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


01.02.2007 | 10:39 | Anderswo | Supertiere

Albern, aber aktuell


Intelligente Ente in Myanmar, kein Huhn
Das klügste Huhn der Welt, so meldet heute China Daily, heisst Guai Guai und wohnt zufälligerweise in der Yirenbao-Stadt Shenyang. Es kann rechnen, erkennt die Namen von Autos, Früchten sowie Tieren, und küsst seine Besitzerin, Frau Li. Die hatte das hochbegabte Tier rein zufällig auf dem Markt gekauft. Als es dann ein Geldstück aufhob und zurückbrachte, erkannte Frau Li seine Intelligenz und begann es zu unterrichten. Nach nur fünf Tagen konnte Guai Guai bereits lesen, und zwar die Buchstaben A, B, C und D.

Nun behaupten Tierexperten, Frau Lis Huhn sei gar nicht so schlau, wie es die ganze Zeit tut. Das Rechnen zum Beispiel sei kein echtes Rechnen, sondern lediglich ein bedingter Reflex. Das klingt missgünstig, doch anscheinend haben die Experten Recht. Wäre Guai Guai nämlich wirklich clever, hätte es das Geld behalten und auf die hohe Kante gelegt, um später mal die hohen chinesischen Studiengebühren zahlen zu können. So aber wird es sicher nichts mit dem Chicken Master oder dem Professor Doktor Huhn.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


31.01.2007 | 10:29 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Dämonen

Abstract: "Ich verstehe, dass es da einen kleinen Chinesen bei euch gibt und dass in der Nature wie immer Sachen stehen, die uns vermutlich alle angehen, die aber nur Naturwissenschaftler spannend finden. Sonst nichts." (Michael Brake)

Die Welt ist voller Dämonen. Der kleine chinesische Mann zum Beispiel, der nahe dem Sather Gate am Südzugang zum Campus in Berkeley auf einen Stuhl einen Plastikeimer stellt und auf den Plastikeimer dann sich selbst, ein wirres Schild hochhält und stundenlang "Happy Happy Happy" singsangt, lässt nur fröhliche Menschen in den Campus und erhöht also damit die Gefühlstemperatur im Inneren. Vermutlich weiss er auch Erhebliches über Flugbahn und Antrieb der an ihm vorbeidriftenden Lunchhungrigen, und könnte daraus Zukunft und Vergangenheit von ganz Berkeley lesen. Der kleine Chinese also ist gleichzeitig eine Verkörperung der Dämonen von Laplace und Maxwell, den beiden in der Naturgeschichte umgehenden Gespenstern des Determinismus und der Ordnungswut, und so sieht er auch aus.

Abgesehen vom kleinen Chinesen gab es bislang wenig Anzeichen dafür, dass es diese beiden Dämonen auch real geben könnte. Dem Laplaceschen, der aus einer beliebigen Momentaufnahme des Universums alle Vergangenheit und Zukunft bestimmen kann, brach die Kombination aus Chaostheorie und Quantenmechanik das fiktive Dämonengenick, und der Maxwellsche muss, um wie von Maxwell vorgeschlagen Moleküle der Wärme nach sortieren zu können, Informationen verarbeiten, und der modernen chymischen Hochzeit von Thermodynamik und Informationstheorie zufolge gleicht sich der Zugewinn an Ordnung beim Sortieren mit der Notwendigkeit der Vernichtung der gesammelten Informationen exakt aus: der Maxwellsche Dämon, der scheinbar eine theoretische Möglichkeit schuf, die berühmte zerbrochene Kaffeetasse wieder auf den Tisch springen zu sehen, und den Zeitpfeil umzukehren, kann den Drang der Natur zum Gleichgewicht nicht umkehren. Weil er selbst wieder vergessen muss, was er weiss. Soweit die Theorie.

Seit heute nun aber bleibt auch in der Praxis alles dabei, denn wie Nature berichtet wurde zwar aus einem Molekül namens Rotaxan eine winzige molekulare Ratsche fabriziert, die bei Lichteinfall gezielt Teilchen verschiebt – das heisst, die selbst eine Art Maxwellscher Dämon wäre – würde nicht "während der Isomerisation des Gatters durch den Sensibilisator des Makrozyklus" ("Nummer Eins! Energie!") der molekulare Ordnungsgewinn wie von der Theorie vorhergesagt beim Zurücksetzen des molekularen Informationsspeichers wieder zunichte gemacht.
Der Dämon bleibt also Fiktion, die Tasse kaputt, der Kaffee vergossen. Wie traurig. Kleiner Chinese, hilf.


30.01.2007 | 14:14 | Berlin | Supertiere

Gewappnet für den Winter


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Von einem guten Wappentier erwartet man, dass es gewisse charakterliche Grundzüge seines Trägers widerspiegelt. Der doppelköpfige Adler im Wappen Österreich-Ungarns symbolisiert Weitsicht, Scharfsinn und allgemeine Planlosigkeit, der Löwe im Stadtwappen der kreisfreien Stadt Wuppertal verkörpert Virilität, Pioniergeist und eine Neigung zu Alkoholismus etc. Nur konsequent, dass auch die heutigen Grosskonzerne als moderne Staaten im Staat sich in dieser heraldischen Tradition Symboltiere zulegen, die wichtige Attribute ihrer inkorporierten Identität personifizieren. Die Gasag zum Beispiel hat sich mit dem glimmenden, von innen heraus illuminierten Eisbären ein aussagekräftiges Maskottchen gewählt, das auf den ersten Blick unmissverständlich klar macht, dass es hier um Winter und polare Kälte bzw. deren Abwesenheit und also genaues Gegenteil geht. Als grundsympathischer Zeitgenosse dürfte der Eisbär zudem einen Schlag bei grossen Teilen der Bevölkerung geniessen, ungeachtet seines in der Realität mitunter durchbrechenden raubtierhaften Rüpelverhaltens.

Rätselhaft bleibt allerdings die Botschaft der aktuellen Kampagnenmotivs, worin der vermeintlich familienkompatible Sympathieträger ganz augenscheinlich den Hund der Familie qua physischer Überlegenheit aus dessen Körbchen vertrieben hat, um sich selbst wonnig hineinzukuscheln, während jener auf das harte Parkett verwiesen ist, was ihm seinem bedröppelten Gesichtsausdruck nach alles andere als zusagt. Wir wissen nicht genau, was uns das sagen will, aber vielleicht hat es ja irgend etwas mit den in den vergangenen Jahren dramatisch angestiegenen Gaspreisen des Versorgers zu tun. Als Repräsentant der Endkonsumenten vermittelt der geprügelte Hund gleichsam die Botschaft "Du bist nicht allein" und stiftet somit zumindest Trost, wenn nicht gar so etwas wie Identifikation mit dem Angreifer.


29.01.2007 | 11:58 | Supertiere | Alles wird besser

Der Kälte trotzen


(Foto: Jochen Ackermann / Lizenz)
Der Mähnenspringer (Ammotragus lervia, auch Aoudad genannt) stammt eigentlich aus der Sahara und hat nicht nur gleich zwei hervorragende Namen, sondern zudem einen bis zum Boden reichenden Halsbart und sinnlos komplizierte Hörner (im Bild stark vereinfacht dargestellt). Entfernt man ihn aus seinem angestammten Lebensraum und stellt ihn stattdessen, sagen wir, in den kanadischen Winter, so stirbt er nicht etwa ordnungsgemäss, sondern hält dem Tiefschnee klaglos stand. "Das ist jetzt eben so", scheint er zu sagen. Was der Mähnenspringer kann, antwortet ein offenbar geistesgestörter Weltgeist, sollte dem aus Zentralafrika stammenden Menschen auch gelingen. Zunächst siedelt er ein paar Millionen Testpersonen kurz vor der Arktis an, an einem Flecken namens Toronto, um dann, nur ein paar Jahrzehnte später, in den kältesten zwei Wochen des Jahres das neue WinterCity-Festival zu eröffnen, und zwar standesgemäss mit einem Open-Air-Konzert am Freitag abend. Bei minus 15 Grad, gefühlt minus 25 (das ist kein Scherz) und anhaltendem starken Schneefall fand das Konzert trotzdem statt und war anscheinend auch noch gut besucht. Ein Tier kann wohl noch so seltsam aussehen, man kann trotzdem von ihm lernen.


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