Riesenmaschine

11.07.2006 | 15:21 | Anderswo | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Characterdiskurs


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Individuum oder Kollektiv? Nachdem die Ameisen und die Menschen diese Frage in den letzten Jahren für sich einigermassen beantwortet haben, sind jetzt die Character an der Reihe. Zwei Ausstellungen illustrieren den aktuellen Stand des Diskurses: Zum Einen hat Antony Gormley bei der Biennale in Sydney mit Asian Field den grössten Massenaufmarsch in der Geschichte des Character Design inszeniert – 180.000 faustgrosse und einander recht ähnelnde Wesen füllen ein riesiges Pier und rufen stumm "Friss Staub, Terrakottaarmee". Zum anderen wird in der Galerie Platform 21 in Amsterdam ab übermorgen die Ausstellung Me and My Character eröffnet. Sie zeigt einzigartige Beziehungen zwischen Charactern und ihren Besitzern in Wort, Bild und Film. Eine rührende Angelegenheit, und zusammen mit Gormleys Arbeit ein leiser Vorgeschmack auf die zu erwartenden Debatten auf der im Oktober in Berlin stattfindenden zweiten Pictoplasma Conference.

(via BoingBoing und we make money not art)


28.06.2006 | 07:22 | Supertiere | Essen und Essenzielles

Welt am Draht


Bislang unbekannt:
Theremins Heringe holten grad Bier. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Über das Leben der Fische ist dem Menschen zu wenig bekannt. Dem Abhilfe zu schaffen hat sich jetzt eine Wissenschaftlerhorde formiert, die unseren schlüpfrigen Freunden Elektronik unter die Schuppen schieben wird, um dann mit einem Netzwerk aus Empfängerstationen in den Weltmeeren allerhand über die Lieblingswanderwege der Beinlosen zu ermitteln. Die dabei verwendete Technik basiert auf RFID-Tags, die ja sowieso schon bald an allem und jedem baumeln werden. Das ist praktisch und poetisch zugleich, denn nicht nur wird das Bezahlen erleichtert, wenn die Thunfischdose selbsttätig mit der Kasse plauschen kann, auch erfährt man so den Lebensweg des verehrten Verzehrten und wird damit holistisch Teil der Schöpfung und eins mit dem aufgefressenen Kosmos.

Als Erfinder der RFID-Tags gilt übrigens der Russe Leon Theremin, der ansonsten mehr fürs Rumfuchteln vor der gleichfalls von ihm erfundenen Ätherwellengeige bekannt wurde, und über dessen Bewegungen man im Westen jahrzehntelang auch sehr wenig wusste, bis sich Steven M. Martin seiner annahm. Das hat jetzt aber mit Fischüberwachung eigentlich überhaupt nichts mehr zu tun.


27.06.2006 | 11:02 | Supertiere | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Ein Siegersekret zeichnet sich ab


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Sichtbare Erfolge (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
VHS vs. Betamax war gestern, mit Blue Ray gegen HD-DVD steht eine weitere erbitterte Formatschlacht um den Konsumenten in den Startlöchern. Jedoch tobt schon seit geraumer Zeit, scheinbar unbemerkt von allen Presseagenturen, ein stillerer, kälterer Produktkrieg an der Convenience-Front, und dieser wird mit halbverdauten Nahrungsresten sozialer Fluginsekten geführt.

Auf der einen Seite steht der Honig: In erster Linie süss und mit leidlich flexibler, klebriger Konsistenz, bietet er dem Benutzer recht eindimensionale Anwendungsmöglichkeiten in Verbindung mit brotartigen oder -äquivalenten Trägermassen. Auf der anderen Seite steht VAAM, der revitalisierende Kraftstoff aus den Sozialmägen eifriger Hornissenlarven, welche das mühsam von ihren Erziehungsberechtigten herbeigeschaffte Aas in einen Aminosäuren-Cocktail umwandeln, der sich optimal und somit in seiner Konsequenz fast makellos für Leistungssportler eignet. Vorhandene Fettreserven können leichter aufgeschlossen werden und bringen zum Beispiel dem geneigten Dauerläufer einen Teil der Kraft ein, die der Grosswespe das Fliegen weiter Strecken ermöglicht.

Obwohl hier zweifellos sehr zeitgenössisch produziert wird – VAAM kommt als gaumenkompatibler Energydrink daher – fristet der Firefox unter den Magensäften gegenüber seinem goldbraun nutzlosen Pendant ein Nischendasein. Doch die Wachablösung scheint absehbar. Dafür sorgt die parasitische Varroamilbe, die ohne dauerhafte medikamentöse Bekämpfung jedes europäische Bienenvolk dahinraffen würde. Und wer will schon gern am Speichel von Tablettenjunkies lutschen.


14.06.2006 | 01:42 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser

Manchmal kommen sie wieder


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Neu entdeckte Tiere sind ja meist irgendwelche Spinnen, Käfer oder Bakterien. Nur selten tappt ein echtes, mit blossem Auge erkennbares Nagetier in die Fallen der Forschung, so wie 2005 die Laotische Felsenratte. Dieses wie alle Nager ziemlich gut aussehende Tier ist in Wirklichkeit gar keine Ratte, sondern eine Felsenbewohnende Rätselmaus, gehört zu einer eigentlich längst ausgestorbenen Familie und hat daher keine engeren Verwandten; das Auftauchen solcher Tiere aus dem Jenseits heisst auch Lazarus-Effekt. 1996 geriet es als Braten ins Blickfeld der Wissenschaft, zuckte vermutlich um 2000 herum erstmals mit den Schnurrhaaren und ist heute schon beinahe lebendig zu nennen. Wie man dem gerade frisch veröffentlichten, ersten Bild- und vor allem Videomaterial dieses Quastenflossers unter den Nagern entnehmen kann, weiss sich das wiedergeborene Tier in der Welt noch nicht so ganz zurechtzufinden: Ratlos taumelt es auf Menschen und anderen Unterlagen herum und wirkt dabei insgesamt ziemlich benommen – wie man eben in die Kamera blinzelt, wenn man vorgestern noch ausgestorben war. Es wird wohl noch ein paar Generationen dauern, bis wieder ein kompetentes Nagetier daraus wird.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Aussterbende bitte hinten anstellen


13.06.2006 | 18:36 | Supertiere

Deine Beine seien 0.75*Legion


Im Nachahmen von Buchstaben eher schlecht:
Der Siebenhundertfünfzigfüsser (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wie Freud zufolge die Menschheit, so geht auch das heranwachsende Individuum durch Phasen der Kränkung. Einsicht in die eigene Sterblichkeit und Fehlbarkeit der Eltern sind zwei bekannte Beispiele. Aber auch die Einsicht in die körperliche Unterlegenheit gegenüber vermeintlich minderem Gekrauch (der Egel saugt beispielsweise weit besser Blut als unsereins) und die Erkenntnis, dass Begriff und Objekt für immer durch einen gähnenden epistemologischen Abgrund voneinander geschieden sind, ist Knabberfutter für einen jungen Kopf. Beides vereint findet sich schillernd im Tausendfüssler, der nicht nur interessanter aussieht als man selber und viel mehr Beine hat, sondern dessen Name auch noch eine dreiste Lüge ist. Zwischen 40 und 400 Beine bringt so ein Tier typischerweise zum Hufschmied, und der absolute Rekordhalter, der der Wahrheit mit 750 Beinen wenigstens dreiviertelnah kam, war vor 80 Jahren Zigaretten holen gegangen und seitdem verschollen.
Findige Forscher haben ihn vor kurzem allerdings aufgespürt, das kluge Tier lebt jetzt in Kalifornien. Dem Schluss der Wissenschaftler, "its fragile habitat must be protected at all costs" können wir nur beipflichten, die Rettung einer Dreiviertelwahrheit heiligt schliesslich alle Mittel.


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