Riesenmaschine

01.02.2006 | 17:15 | Supertiere | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Häkelhorror


"Twins 1" von Patrica Waller (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Stricken war lange eine der meistunterschätzten Kulturtechniken. Was hat sich die Generation Verächtlichkeit in den 80ern beavisundbuttheadesk lustig gemacht über strickende Mütter in den Soziologie-Seminaren. Wie sehr schüttete sich die Premiumzielgruppe der 14-29-Jährigen vor Lachen aus, wenn sie in den 90ern nachts betrunken nach Hause kam und Strickmaschinen auf einem Homeshoppingkanal angeboten wurden. Erst die Nuller Jahre entdeckten so recht, dass "cool" keine Frage der Tätigkeit ist, sondern der Überzeugung dahinter. Und hier tritt Stricken auf den Plan, das, man kann es ruhig zugeben, nicht unbedingt in der natürlichen Freizeit-TopTen der Surfer zu finden ist.

Aber die Avantgarde der Nuller Jahre macht sich weniger lustig als vielmehr selbst auszuprobieren, was im Bereich Strickwerk & Häkelgut alles geht. Mit Stricknadel und Wolle hat etwa die Künstlergruppe Gelitin 2005 einen Riesenhasen produziert und auf einem Gipfel in Italien abgelegt. Einer ähnlichen Haltung entspringen der gestrickte Roboter von Jess Hutch ebenso wie der gestrickte Verdauungstrakt von Matie Trewe.

Neben den genannten hat die Seite Yumlum eine Galerie voller Strickabsurditäten zusammengetragen – mit an die Comicwelt der Happy Tree Friends erinnernden Figuren und mit dem unten abgebildeten, süssen Siamesischen Zwillingsteddy. Aber auch ein mit der Schere geschlachtetes Kind, ein lustiger Tiger mit einem abgerissenen Arm im Maul oder ein niedlicher Fahrradunfall mit Schädelbasisbruch beweisen: Stricken kann auch Spass machen!

Hinweis durch Brandy Fleming.
[Nachtrag: Yumlum nennt leider keine Quelle, die Kunstwerke auf dieser Seite stammen von Patrica Waller.]

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Späte Einsicht


18.01.2006 | 14:18 | Nachtleuchtendes | Supertiere | Alles wird besser

Glühschwein


Hier fehlt dieses rechtebehaftete Bild.
Weil es sonst keiner erledigt, sei hier nach einem halben Jahr ungeduldigem Schweigen nochmals darauf hingewiesen, dass es technisch möglich ist, alles im Dunkeln leuchten zu lassen, und zwar mit Hilfe von Qualleneiweiss. Den Anlass für diese Ermahnung liefern taiwanesische Schweinehirten, die mit der sensationellen Neuigkeit angeben, sie hätten leuchtende Schweine hergestellt. Das Beweisfoto zeigt allerdings bedenklich glanzloses Herumdrängeln am Futtertrog, und auch die Erklärung, dass das Schwein "von innen" leuchtet, hilft nicht weiter. Wer möchte schon ein leuchtendes Schnitzel essen! Obwohl, auch das wäre sicherlich im Dunkeln ganz praktisch, wie überhaupt, was wenig bekannt ist, leuchtende Dinge das Leben im Dunkeln ungemein erleichtern, zum Beispiel, wenn man sich mit Verbrechensbekämpfung, Herumirren oder Stromsparen befasst. Es ist so ermüdend, das Offensichtliche wieder und wieder hinzuschreiben, aber es muss einfach viel mehr davon geben, das geht alles zu langsam, wie oft muss man denn noch darum betteln, dass alle Embryonen standardmässig mit Qualleneiweiss befüllt werden. Dunkel war es jetzt schliesslich lange genug.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Vorsicht, nachtleuchtendes Reh

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


17.01.2006 | 15:57 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Poop goes the weasel


Hier war eine bildrechtetechnisch nicht ganz einwandfreie Abbildung des Wieselkaffees, also bitte selber googeln
Wer Vietnam wieder verlässt, muss natürlich irgendeinen Quatsch als Andenken kaufen. Wir empfehlen: Ca Phe Chon, zu Deutsch: Wieselkaffee, der beste Kaffee, den wir auf dieser Welt bisher tranken. Wieselkaffee schmeckt leicht nach Kakao, eventuell auch einem Hauch von Vanille, ist aber trotz seines Mokka-Aromas kein bisschen bitter und duftet sich auch unaufgebrüht durch jedes Behältnis. Man kann ihn also auch als Raumbedufter einsetzen.

Sein unvergleichlicher Geschmack rührt angeblich daher, dass Wiesel, die die Kaffeeplantagen in Vietnams zentralen Hochland durchstreifen, sich zwar gerne an den frischen Kaffeebohnen laben, aber nur die äussere Schale verdauen können. Die Reste scheiden sie wieder aus. Die Kaffeepflanzer sammeln nun die Wieselscheisse, trennen den Kot von den halbverdauten Bohnen, rösten sie, und fertig ist der Kaffee. In einer Alternativversion verlassen die Bohnen das Wiesel auf umgekehrtem Wege; hier sammeln die Plantagenarbeiter die Wieselkotze, sonst bleibt alles wie gehabt.

Im heutigen Vietnam gibt es allerdings gar nicht mehr so viele Wiesel, die so viel Bohnen mampfen könnten, wie Wieselkaffee verkauft wird. Sogar in den über 400 Filialen des einheimischen Starbucks-Imitators "Trung Nguyen" ist der angeblich rare Kaffee zu haben. Der Besitzer der Kette, der vietnamesische Kaffee-Baron Le Nguyen Vu, gibt denn auch gerne zu, dass seine Kaffeebohnen mit einem echten Wieselverdauungstrakt gar nicht mehr in Berührung kommen. Er lässt sie mit einem Enzym behandeln, das, wie er sagt, dem im Wieselmagen sehr ähnlich ist. Auf diese Weise wird wahrscheinlich mittlerweile auch der ganze Rest des Kaffees produziert, der mit dem Wiesel wirbt.

Wiesel-Kaffee – übrigens nicht zu verwechseln mit seinem feuilletonbekannten Verwandten Kopi Luwak aus Indonesien; ein Zibetkatzenprodukt – gibt's auch im Internet, die 57-Gramm-Packung für sechzehn fette, britische Pfund. Bei Firebox.com kann man zudem Wieselkaffee-Testimonials beim Kaffeetrinken zusehen. (Besonders weird: ein Kaffeezubereitungs-Clip von Alex Kennerley aus Chesterfield). Aber wer kann, der sollte ihn doch vor Ort erwerben, zum Beispiel in der Altstadt von Hanoi, an der Ecke Hang Buom/ Hang Ngang, wo ein Kilo (erkennbar am Wiesel!) nur 130.000 Dong (7 Euro) kostet. Wenn Sie direkt vor den vier Ständen stehen, wählen sie doch bitte den äusserst rechten aus, der netten Oma wegen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


13.01.2006 | 17:03 | Supertiere | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Baumfürze


Ehrenrettung eines Paarhufers (Foto: jamesjordan) (Lizenz)
I am cow, eating grass // Methane gas comes out my ass // And out my muzzle when I belch // Oh, the ozone layer is thinner // From the outcome of my dinner // I am cow, I am cow, I've got gas
So unschön gehen die lustigen kanadischen Musiker Arrogant Worms dem armen Fleckvieh ans, ahem, Leder. Die Worms selbst sind vielleicht am berühmtesten für zwei brilliante Stücke, die sie weder geschrieben, noch je gesungen haben, nämlich The Toronto Song und The War of 1812 (obacht, beide Links gehen direkt auf eine mp3-Datei) von Three Dead Trolls in a Baggie. Aber genug von falsch zugeschriebenen lustigen Liedern von und für Kanadier, zurück zu Kuhfürzen.
Kuhfürze, das weiss ein jeder und schon lange, sind schuld am Treibhauseffekt und damit an unser aller Untergang. Pfui Teufel, Kuh, Du dumme Sau, möchte man vielleicht ausrufen, aber halt!
Jüngst erreichte uns nämlich in Form eines Nature-Aufsatzes die Nachricht, dass auch Urwälder furzen, und das nicht zu knapp. Die Autoren schätzen den Furzauswurf auf bis zu 236 Tg pro Jahr, was zwar nicht ganz ans theoretische Maximum von knapp 365.25 Tg/Jahr heranreicht, aber immerhin. Höchste Zeit also, die furzenden, insektenverpesteten Misthalden endlich niederzubrennen oder abzuholzen, und durch elegante Kuhweiden zu ersetzen. Müsste man vielleicht mal vorschlagen.


10.01.2006 | 00:48 | Supertiere | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Taubenverblöden


Uns über: vermilbte Dreckschleuder (Foto: grendelkhan) (Lizenz)
Mögen Sie Zahlen? Oh. Verstehe, in Ordnung. Nehmen wir also an, einer unter fünftausend Lesern dieses Beitrags ist ein Zahlenfreund. Uns interessiert aber keine Statistik, denn ein jeder Leser ist uns lieb und teuer. Wir brauchen also eine Frage, die uns hilft, Zahlenfreunde zu erkennen. Diese Frage ist hier erstaunlicherweise "was ist A für ein Buchstabe", denn 99 Prozent der Zahlenfreunde nennen die richtige Antwort ("Es ist ein A"), aber nur 1 Prozent der Nichtzahlenfreunde sagen überhaupt was, weil die nämlich da oben in Zeile zwei, beim Wort "fünftausend", schon aus diesem Beitrag ausgestiegen sind. Mit anderen Worten: die Frage hat als Zahlenfreundschaftstest eine Irrtumswahrscheinlichkeit von lumpigen 1%. Ein ausgezeichneter Zahlenfreundschaftstest! Sind Sie noch da? Gut.
Wenn Sie jetzt die richtige Antwort wussten ("Ein A"), dann,
so schliessen Sie messerscharf, sind Sie ja wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Zahlenfreund. Und das ist aber nun grundgrottenfalsch. Die Irrtumswahrscheinlichkeit dafür liegt nämlich plötzlich bei schwindelnden 98%, und der Grund für dieses überraschende Ergebnis heisst bedingte Wahrscheinlichkeiten: es war ja von vornherein ausgesprochen unwahrscheinlich, dass ein Leser Zahlen mag, und ein positives Testergebnis erhöht die Wahrscheinlichkeit zwar immerhin von den ursprünglichen 1:5000/0.2 Promille auf immerhin 1:50/2 Prozent. Aber es ist eben, trotz eines positiven Tests mit 99% Zuverlässigkeit, immer noch praktisch ausgeschlossen, dass Sie Zahlen mögen. (Wenn Sie's nicht glauben wollen, rechnen Sie ruhig nach).
Mit ihrer fehlgegangenen Intuition sind Sie freilich nicht allein. Im Beispiel da oben kann man Zahlenfreundschaft durch jede andere schlimme Krankheit ersetzen, zum Beispiel Schnupfen, Mumps oder Vogelgrippe, und den meisten Ärzten und Forschern ginge es beim Deuten der Ergebnisse medizinischer Tests wie Ihnen da oben. Menschen, selbst Experten, liegen oft um Grössenordnungen daneben, wenn sie Wahrscheinlichkeiten schätzen sollen. Weswegen man Testergebnissen stets mit Misstrauen begegnen sollte.
Die von manchen Zahlenfreunden zärtlich "vermilbte Dreckschleuder" genannte Taube auf der anderen Seite stellt sich beim Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten recht geschickt an, und liegt im Durchschnitt nahe an der richtigen Lösung solcher Probleme. Das erregt natürlich Unmut unter Ärzten und Forschern, und so rastete und ruhte der Mensch nicht, bis er der Taube streng wissenschaftlich beigebracht hatte, genauso weit daneben zu liegen wie er selber. Wir gratulieren, und freuen uns schon auf Studien, in denen Falken unter der Bettdecke lesen müssen, Fledermäuse zu laut iPod hören und der Gepard jahrelang mit dem Taxi zur Antilope gefahren wird. Warum schliesslich sollte unter all den schönen Kronen ausgerechnet die der Schöpfung ehrlich errungen werden?


... 44 45 46 47 48 [49] 50 51 52 53 54 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- keine Autorenstimme haben

- wilde Spekulationen

- Orientierung (räumliche)

- Gartenschlauch, wenn kein Klistier im Haus

*  SO NICHT:

- Zack-Zack

- Wärmeleitfähigkeit

- gestieltes Lipom

- Orientierung (sexuelle)


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Frontier(s)", Xavier Gens (2007)

Plus: 80, 89, 102, 104
Minus: 3, 103, 119
Gesamt: 1 Punkt


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV