07.10.2005 | 16:30 | Supertiere
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Extremsportlern fällt es immer schwerer, geeignete Herausforderungen zu finden. Es wurde einfach schon alles gemacht, alle Berge bestiegen, alle Wüsten durchwandert, alle Planeten umsegelt, alle Berge im Handstand bestiegen, alle Wüsten nackt durchwandert, alle Planeten mit verbundenen Augen umsegelt, undsoweiter. Die Latte liegt mittlerweile so hoch, dass viele eigentlich recht talentierte Extremsportler verzweifelt aufgeben, weil sie nicht kreativ genug sind, sich neue, einmalige Entbehrungen auszudenken. Jetzt sorgt ein bisher völlig unbekannter Newcomer für neue Hoffnung, indem er etwas unfassbar Einfaches wirklich zum ersten Mal fertigbringt: Er ist einfach quer durch den indischen Ozean geschwommen, von Südafrika nach Australien, und dann ebenso einfach wieder zurück, knapp 10000 Kilometer in neunundneunzig Tagen. Zum Vergleich: Der Weltrekord im Ärmelkanaldurchschwimmen liegt bei sieben Stunden; unser neuer Superstar hat also einfach dieses Tempo über eine cirka 324mal längere Strecke durchgehalten. Das alles natürlich ohne Begleitboot, ohne Trinkwasser, ohne Powerbar, ohne GPS-Gerät, nackt, nur mit ein paar Saugfischen am Bauch vermutlich. Das scheint wirklich ein einmaliger Rekord zu sein, und wir möchten wirklich nicht in der Haut der Konkurrenten stecken, die dasselbe jetzt auch noch mit einer roten Pappnase oder ähnlichem bewältigen müssen, nur um noch besser zu sein. Die Abbildung zeigt den erfolgreichen Extremschwimmer ausgelassen jubelnd nach seiner Ankunft in Kapstadt.
06.10.2005 | 19:41 | Supertiere | Alles wird besser
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Frühere Zukunftsvisionen sahen phantasieloserweise vor, dass Roboter für uns abspülen, die Hausaufgaben erledigen und uns vielleicht noch sexuell zu Willen sein sollten. Wie sich jetzt allmählich herauskristallisiert, wird es wahrscheinlich auch diesmal wieder ganz anders kommen: Bei We Make Money Not Art bzw. der BBC ist nachzulesen, dass das London Aquarium soeben drei Fischroboter angeschafft hat, die den Fischen die Arbeit des Fischseins abnehmen, indem sie sich genau wie Fische benehmen. Die automatischen Fische wurden unter Prof. Huosheng Hu an der Universität Essex entwickelt, können batteriebedingt bis zu fünf Stunden lang umherschwimmen und sollen sich ein Aquarium mit echten Fischen teilen. Das eröffnet die herrlichsten neuen Perspektiven: Schon bald wird es Roboter geben, die an Bushaltestellen herumlungern und hin und wieder auf die Strasse spucken, Roboter in Form von Steinen, die sich täuschend echt wie echte Steine verhalten und vielleicht sogar mechanische Robotikforscher, die sich diesen ganzen Quatsch vollautomatisch ausdenken. Man könnte sie an einer Uni zusammen mit echten Wissenschaftlern halten und sie – wie den oben abgebildeten Fisch – etwas grösser und schöner gestalten als ihre Vorbilder. Ach, es gäbe noch viel dazu zu sagen, aber ich muss zurück an die Ladestation.
05.10.2005 | 12:09 | Anderswo | Supertiere | Sachen anziehen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Als allgemein bekannt dürfte vorausgesetzt werden, dass der Finne in punkto Erfindungsfreude, Neugier und Flexibilität in Europa eine solitäre Erscheinung darstellt, und dem Japaner nicht nur in dieser Hinsicht durchaus das Wasser reichen kann. Als die Firma Nokia merkte, dass der Markt mit Gummistiefeln gesättigt war, widmete sie sich einem anderen Produkt. Weil den Finnen ihr mit Pulver angerührter Wein nicht mehr schmeckte, bauten sie ihn gleich selber an, und zwar mit Hilfe von Atomkraftwerken. Eine echte Innovation auf dem Sektor Empathie mit Tieren stellt aber der Euterhalter dar, nicht nur, dass der Kuh die Milchdrüse besonders schwer wird, so plagen sie auch sommers an dieser empfindlichen Stelle zwei Kollegen, die auch dem braven Landmann ganz besonders zusetzen, die Bremse und ihre kleine Schwester, die Mücke. Und deshalb wird der Euterhalter auch noch zusätzlich mit schützenden Zeitungen ausgestopft, nicht aus kosmetischen Gründen, ihr Wonderbraadepten.
05.10.2005 | 02:09 | Supertiere
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wie in jedem Herbst werden dieser Tage tröpfchenweise die aktuellen Nobelpreisträger bekannt gegeben. Vorgestern waren Robin Warren und Barry Marshall in der Kategorie Medizin an der Reihe. Als preiswürdig gilt ihr Nachweis, dass Gastritis und Magengeschwüre durch Bakterien und nicht durch Stress, Alkohol oder Rauchen verursacht werden. Zusammen mit Warren und Marshall durfte sich auch der Geschwür-Verursacher – helicobacter pylori – für einen Tag im Rampenlicht der medialen Aufmerksamkeit sonnen. Das ist lobenswert, ändert allerdings wenig daran, dass Mikroben im öffentlichen Bewusstsein noch immer notorisch unterrepräsentiert sind. Zu Unrecht, leben doch allein auf und in jedem Menschen rund eine Billiarde Mikroorganismen, zeichnet sich doch die Mikrobengrundgesamtheit für mehr als die Hälfte der weltweiten Sauerstoffporduktion verantwortlich, usw. usf.
Zum Glück gibt es Menschen, die das Potenzial der Mikroben schon länger erkannt haben und entsprechend zu würdigen wissen: Einige der spannendsten und schönsten Mikroorganismen werden im Mikrobiologischen Garten der Uni Oldenburg ausgestellt. Hier finden sich etwa wandelnde Bakterienbanden, Salz-liebende schwarze Hefen und alles über die Schönheit der Pilze. Und wem das gefällt, der kann am Wochenende ja noch einen Ausflug in den Mikrobenzoo der Michigan State University unternehmen. Der Hairy Rumen Protist (Foto) freut sich schon auf Besucher.
01.10.2005 | 15:16 | Anderswo | Supertiere | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Hasen haben es im Kunstbetrieb leichter als, sagen wir mal, Spulwürmer. Albrecht Dürer erkannte bereits 1502 deren gut verkäufliche Mischung aus Flauschigkeit und Symbolhaftigkeit (Rammeln und Wiedergeburt), sein Feldhase hängt in der Wiener Albertina, dramatisch und effektvoll beleuchtet, ist aber nur eine Kopie, das Original ist wegen Lichtempfindlichkeit im dusteren Keller verstaut, wenn er nicht gerade illegal vom zwielichtigen Albertinadirektor Schröder an den Prado verliehen wird, wo er in vollkommener Finsternis hängt, was eigentlich auch schon wieder egal ist. Joseph Beuys teerte und federte am 26. November 1965 sein Gesicht mit Honig und Gold, hielt einen toten Hasen im Arm und erklärte ihm die Bilder einer Ausstellung, weil er die Menschen, die drei Stunden draussen vor den verschlossenen Ausstellungstüren warten mussten, für langsamer bei "Gehirnkapriolen" hielt als selbst einen Hasenkadaver, womit er nicht ganz unrecht hat. Das Wiener Künstlerkollektiv Gelitin hat nun einen von einem Dutzend Omis gestrickten klopapierrosa Riesenhasen auf einem italienischen Berg abgeladen, und er sieht aus, als sei er aus dem All geplumpst. 20 Jahre soll er dort liegen bleiben. Die Gelitinbuben hatten hier aber eher nicht das Wiedergeburtssymbol oder die schnelle Auffassungsgabe des Nagers im Sinn, sondern die Friedlichkeit des auf dem Bürgersteig verlorenen Spielzeugs oder das Strassenränder säumende unschuldige Aas. So ist auch seine Flanke aufgeplatzt, aus der allerlei wollenes Gedärm quillt, in das man sich kuscheln kann wie eine Made. Und sind wir nicht letztlich alle Maden aus dem All?
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- wolliges Haar
- Handschrift (Luxusobjekt)
- Hollandse Nieuwe Haring
- Mastro Lorenzo
SO NICHT:
- scheuermilchpflichtige Verkrustungen
- alles vollharzen hier
- schnell ne Steuernummer holen wollen
- Mastro Heinrich
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Zero Motivation", Talya Lavie (2014)
Plus: 117, 118, 144 Minus: 2, 84, 123, 145, 176, 209, 213 Gesamt: -4 Punkte
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