Riesenmaschine

22.12.2006 | 18:39 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Vom Nuanni


Wo es brennt, da lass dich ruhig nieder
(Hotel in Železná Ruda oder Klatovy oder Cheb)
Dem Überlebenshandbuch "Auf Wildnis eingestellt" von Jaroslav Pavliček entnehmen wir, dass der Eskimo bei seinen Unternehmungen nach einem Feature namens "nuanni" verlangt. "Dieser Ausdruck bedeutet sowohl Bedarf (also Nichtvorhandensein) als auch Vorhandensein: z.B. eine Menge an Bärenfleisch, desgleichen auch harter Frost (so dass gar die Petroleumkanne platzt), aber auch ein Frost, von dem man lange erzählt. Das bestätigte sich bei unserer Reise 1986 nach und durch Grönland. Als wir ein Boot für eine unproblematische Fahrt mieten wollten, fanden wir kaum jemanden, der sich bereiterklärt hätte. Schliesslich meldete sich ein Halb-Eskimo und es kostete viel Geld. Als wir später bei stürmischer See queren wollten, war das Mieten viel einfacher und billiger. Als wir dann Schiffbruch erlitten hatten und doch zurückkamen, erhielten wir rasch etliche Angebote fast umsonst."

"Auf Wildnis eingestellt" ist gerade in einer deutschen Übersetzung von Bodo Hell erschienen, die ihrerseits so schöne Begriffe enthält wie das "Büchslein der letzten Rettung". Jedoch ist das Buch so nichtvorhanden wie Bärenfleisch, nur bei den Tschechen kann man es kaufen. Wahrscheinlich, weil die Tschechen selbst (siehe Abbildung) grosse Freunde des nuanni sind.


21.12.2006 | 13:24 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Ficken ohne Frau


Ein stinkender, giftiger Drachen inspirierte Mel Gibsons bibelverfassende Vorfahren zu einer irren Story. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Firma Livescience gibt bekannt, dass einem weiblichen Komodowaran eine Parthenogenese unterlaufen ist. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn Parthenogenese sowas bedeuten würde wie Tempelbau oder zu viele weisse Blutkörperchen, es heisst aber Jungfrauengeburt und das schockt dann schon. Bei Jungfrauengeburten entstehen traditionell und genetisch bedingt nur Weibchen, die sich dann ja wiederum allein fortpflanzen können; wo das hinführen kann, haben die Männchen bestimmter Eidechsenarten bereits erfahren müssen, sie sind nämlich ausgestorben, während die Weibchen nach Herzenslust herumparthenogenieren ohne sich zu genieren. Nun hat es also nach diesen mexikanischen Eidechsen, Marmorkrebsen, Strumpfbandnattern und Kopfläusen auch Komodowaranmännchen erwischt. Die Einschläge kommen näher.


20.12.2006 | 22:35 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Netzplanspinnereien HD

Sich über Kleinstädte zu belustigen ist eine Charakterschwäche, die nur noch von Spott über deren Nahverkehrsversorgung unterboten wird. Und wer den neuen Heidelberger Bus- und Bahnlinienplan studiert, wird beim Betrachten der Berliner Netzspinne nur gähnen und sich fragen, welche Kleinodien in anderen innovativen Kleinstädten übersehen werden.

Zeitvertreib für den 20-Minuten-Takt am Sonntag (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die liebevolle Gestaltung der Bushaltestellen am Technologiepark, die überraschend auftauchende S-Bahn, der leider schlecht angebundene Philosophenweg (Philosophers' Way) verheissen schliesslich einen ungezwungenen Umgang mit Weg und Ziel. Die Grafik suggeriert überdies lange, komplizierte Umsteigewege, da werden bei Zugezogenen wie Touristen Erinnerungen an Paris und London geweckt. Darin zeigt sich die Metropolregion Rhein-Neckar (inkl. Mannheim und Ludwigshafen) zukunftsgewandter als in allen Werbungen als Forschungsstandort mit Leuten in Kitteln.
Die Tram nach Kirchheim wie geplant in nur zwei Jahren gebaut, beim WLAN ganz vorne dabei, nur bis zur flächendeckenden Einführung der Teleportation dauert es noch. Daher empfiehlt es sich heute noch, einfach zu laufen, wenn man den Plan gründlich studiert hat.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Innovationsdruck Kleinstadt


19.12.2006 | 18:35 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Babyball

Seit David Stern in diesem Jahr High-School-Absolventen verbot, professionell Basketball zu spielen, muss man wieder anständig aufs College gehen, um diesen ehrvollen Beruf ergreifen zu dürfen, auch wenn einige Sportsfreunde dadurch perspektivisch sicher so zig Millionen Dollar Verlust machen. Verbote jedoch können nicht den Trend zu Frühreife aufhalten, der wissenschaftlich ausserordentlich gut belegt zu sein scheint: Menschen ejakulieren immer früher, sie kopulieren früher, sie imitieren immer früher Metal-Bands, sie wachsen schneller und sie würden früher Kinder kriegen, wenn sie nicht früher wüssten, wie sie das verhindern können.

Und sie beherrschen in immer jüngerem Alter Crossover-Moves, No-Look-Passes und Layups, sowohl mit rechts als auch mit links. Diese rein biologische Entwicklung wird gesellschaftlich nicht nur getragen, nein, sogar bejubelt, vielleicht nicht gerade bei der Kopulation, aber zumindest beim Basketball: Youtube wohnt zur Zeit einem Fernduell der beiden angeblich besten sechsjährigen Basketballer der Welt bei. Marquise Walker, lange Zeit unumstrittene Nummer eins in seiner Altersklasse, konnte mit drei zwei Bälle auf einmal dribbeln und warf in seinem allerersten Spiel, er war gerade vier, 90% aller Körbe. Er hat die anderen Kinder schlicht zerstört. Aber dann tauchte scheinbar aus dem Nichts Donovann Toatley auf und behauptet, dass er noch besser ist. Gespannt warten alle auf ein direktes Duell der beiden. Bis dahin können sie vielleicht auch weiter als bis zehn zählen und müssen nicht mehr nach dem neunten Treffer aufhören.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


18.12.2006 | 16:42 | Berlin | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Was wollt ihr dann?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
So schlecht scheint es nicht zu sein, wenn der Zeitungsmarkt in der Krise ist. Erst sorgte die überregionale Presse dafür, dass es jetzt spottbillig Bücher, Videos und jede Menge anderen Kram gibt. Und nun kommt die Jungle World, schon seit längerem auf der verzweifelten Suche nach neuen Abonnenten, mit einer Comicbeilage um die Ecke. Das Ding heisst Mamba und wurde von Bigbeatland-Zeichner Andreas Michalke in Folge eines Türkei-Aufenhalts initiiert – dort und in vielen anderen europäischen Ländern schafft es die nationale Comicszene nämlich, sich am Kiosk zu verkaufen, statt wie in Deutschland ein Nerddasein in Spezialbuchhandlungen und Fanzines zu fristen.

Die Erstausgabe besteht aus vielen kurzen Geschichten, unter anderem von Mawil, Arne Bellstorf, FIL, Jens Harder und Kai Pfeiffer, und falls sich dieses Niveau regelmässig halten lässt, muss man sich bei Jungleworlds um die gewünschten 500 Neu-Abonnenten keine Gedanken machen (interessiert ja keinen, ob sie die bildarmen anderen 32 Seiten ungelesen aussortieren). Erhältlich ist die Mamba auf der als Releaseparty fungierenden Jungle-World-Weihnachtsgala heute Abend im Festsaal Kreuzberg, ansonsten ab Mittwoch am Kiosk. Und wir boykottieren jetzt so lange die taz, bis die sich auch mal so etwas Sinnvolles einfallen lässt, anstelle von Durchhalteparolen und dem üblichen Schabernack.


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"Gravity", Alfonso Cuarón (2013)

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