Riesenmaschine

29.08.2006 | 00:14 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Insellösung


So geheim ist das Gerät, dass es keine Abbildungen davon gibt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nie wieder tanken! Nie wieder leere Handyakkus! Das alles und noch mehr verspricht die irische Firma Steorn, der es gelungen ist, ein Dings zu erfinden, das aus dem Nichts Energie generiert, und zwar irgendwie mit Hilfe von Magneten (hier ein Video, das nichts erklärt). Zweifellos eine Supersache, aber: "This represents a significant challenge to our current understanding of the universe." Andererseits stellt so einiges, was bisher in Irland hervorgebracht wurde, unser Verständnis des Universums auf eine harte Probe, so zum Beispiel praktisch alle Werke der Iren Beckett, Flann O'Brien oder Joyce. Ausserdem: Irgendwo muss die ganze Energie letztlich ja herkommen, und warum nicht aus Irland? Da blinde Fortschrittsverherrlichung zu unseren zentralen Pflichten zählt, jubeln wir jedenfalls mal voreilig, schon um hinterher damit angeben zu können, dass wir die Untauglichkeit der bisher geltenden Naturgesetze sofort erkannt haben.

Bei Steorn werden währenddessen noch bis zum 8. September freiwillige Wissenschaftler zusammengetrieben (derzeit über 3.000 Anmeldungen). Zwölf von diesen Auserwählten sollen demnächst das Wunderding testen und darüber berichten. Aber eigentlich steht das Ergebnis schon fest, denn: "In dieser Gegend kann alles gesagt werden, und es wird wahr sein, und man muss es glauben." (Flann O'Brien: Der dritte Polizist)


26.08.2006 | 14:50 | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Das nächste bunte Ding


Womöglich wird bald die Zeit kommen, in der Menschen in dampfbetriebenen Postkutschen von einer Stadt zur anderen reisen. (Foto: nozai / Lizenz)
Schon lange beschäftigt sich die Menschheit mit der wichtigen Frage, wie sich der Drogenkonsum mit seinen hässlichen Nebeneffekten (kostet Geld, Wirkung hält oft lange an, zudem muss man "gelegentlich ein paar gelähmte alte Damen niederstrecken und ausrauben oder sein Geschlecht in einer übelbeleumdeten Bahnhofsgegend einer Meute von Randexistenzen feilbieten", © Walter Moers) durch fortschrittlichere Lösungen substituieren lässt. Einen neuen Ansatz bietet hier die HDR-Fotografie, wie man sie nebenstehend oder in grosser Menge in der HDR-Group bei flickr betrachten kann: In speziellen, klandestinen HDR-Labors werden drei herkömmliche Bilder so miteinander vermengt, dass ein buntes, dynamisches Drogenerlebnis ohne Nebenwirkungen entsteht. Wer HDR-Fotos selbst herstellen will, hat derzeit die Wahl zwischen Photoshop CS2 (sehr teuer), PhotomatixPro (teuer) und FDRTools (billig).

Man darf sich darauf einstellen, dass schon morgen, also spätestens nächstes Jahr oder jedenfalls noch in diesem Jahrtausend Werbefotografie nur noch mit HDR denkbar sein wird. Bzw. wird schon bald darauf Fotografie ohne HDR das Auge des Verbrauchers so fesseln, dass wir an dieser Stelle ausführlich über die neue, gewagt simple Retro-Technologie berichten werden.


26.08.2006 | 02:17 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Schlangen, Flugzeug, fertig


You name it.
(Foto: Crystl)
In Amerika wurde ein Film erfunden, den man nicht mehr ansehen muss, um ihn zu kennen. Snakes on a Plane, gerade angelaufen und ab Anfang September in Deutschland, bricht natürlich womöglich irgendwelche Rekorde, aber das passiert ja mittlerweile jeden Monat. Nein, legendär ist dieser Film deshalb jetzt schon, weil ihn jeder kennt, obwohl ihn fast niemand gesehen hat, was nur möglich ist, weil hier zum ersten Mal etwas exakt, wirklich exakt so heisst, wie es heissen muss. Samuel Jackson drohte damit, nicht mehr mitzuspielen, als kurz im Gespräch war, dem Film den nichtssagenden Titel "Pacific Air 121" zu geben, und weigert sich anschliessend, über die Handlung zu reden, weil es keine gäbe, ausser eben Schlangen und Flugzeug. Meine Güte, wie erfolgreich hätte "V for Vendetta" sein können, wenn man es "Explosionen und schlechte Zähne" genannt hätte? Wieso ist niemand auf die Idee gekommen, die neuen MacBooks "Viel besser als alles andere, wenn sie nicht gerade in Flammen aufgehen" zu nennen? Und was hätte aus George Bush werden können, wenn er sich Arnold Schwarzenegger genannt hätte? Der Film selbst ist übrigens solala, man müsste ihn nur erstmal ansehen.


24.08.2006 | 15:35 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | In eigener Sache

Altar des Alltags


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die meisten handelsüblichen Religionen sind entweder vor Jahrtausenden entstanden oder wurden kürzlich von geldgierigen Sektenführern gegründet. In beiden Fällen richten sich Heilsversprechen und Tagesgeschäfte nach vollkommen anderen Massstäben als der lebensnahen praktischen Alltagshilfe, sondern dienen anderen, merkwürdigen Zielen, die hier unbesprochen bleiben sollen. Ganz anders der Riesenmaschine Altar des Alltags, der zum Poetenfest in Erlangen (Donnerstag bis Sonntag) aufgebaut wurde. Auf ihm tummeln sich allerlei Götter, deren Wirken und Schaffen direkt auf die eigenen Alltagsprobleme Einfluss nimmt – wenn man mit der geeigneten Begründung betet. Zum Einsatz kommt dabei unter anderen der Gott der Kontrolle über die eigenen Haare, der Gott der einfachen Lösungen für komplexe Probleme, der Gott der vergessenen Passwörter und der gnädigen Amnesie und nicht zuletzt auch der Schutzpatron aller Blogger, der Gott der unterhaltsamen Ereignislosigkeit, der bei Anbetung dafür sorgt, dass man noch in einem schwarzen Raum ohne Fenster mit zuen Augen Bloggenswertes erlebt oder die Leere zumindest packend schildern kann. Nur durch Zufall sieht dieser Gott aus wie ein umgefallener und wieder aufgerichteter Sack Reis. All diese Götter lassen sich unter altar.riesenmaschine.de betrachten und aktiv anbeten. Vor dem jeweiligen Gott geht dann für eine Minute eine Lampe an, was wiederum auf der Altar-Webcam live beobachtet werden kann. Die – für die Besucher in Erlangen sichtbaren – Wünsche und Gebete werden in der Regel innerhalb kürzester Zeit erhört. Ausser man betet zum Gott der unterlassenen Hilfeleistung, dann nicht.


23.08.2006 | 16:55 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Schule hat begonnen


Ich bin kein Tornister (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt bekanntermassen ein Paralleluniversum, in dem Menschen Kinder zeugen, gebären, auf- und erziehen und in diesem Zusammenhang auch in die Schule schicken. Was zu einer besonderen Form der Strassenverschmutzung in Form von unappetitlich bunt blinkenden Tornistern führt. Nun ist der Tornister, vor allem der weiland zu militärischen Zwecken gebrauchte, als solcher zwar nicht zwingend hässlich, meistens aber eben doch. Das Unternehmen sonnenleder.de zeigt, wie es anders geht. Für lächerliche 229,90 Euro bietet es einen "Startschulranzen" feil, der allein stolze 1400 Gramm auf die Waage bringt und das diesen Ranzen umhertragende Kind schon am ersten Schultag bestmöglich zum Aussenseiter macht. Einen derartigen Ranzen tragend wird man entweder täglich verdroschen, oder aber zu einem Mehrere-Klassen-Überspringer, der früh Gedichte schreibt, Stanford oder Harvard mit seiner Präsenz beehrt, Bachmannpreise bekommt oder als heroinsüchtiger Gitarrist auf der Bühne stirbt. Der Florian Illies unter den Schulranzen ist in fünf gedeckten Farben erhältlich und wird daher von uns in einer Massstäbe setzenden Vorbehaltlosigkeit empfohlen.


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"The Baytown Outlaws", Barry Battles (2012)

Plus: 11, 24, 33, 35, 48, 79, 119, 142, 151
Minus: 75, 84, 99, 100, 116, 140, 211
Gesamt: 2 Punkte


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