Riesenmaschine

11.08.2006 | 10:39 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Sie wissen schon


Falsch. 69,95 war richtig. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die alten Griechen hattens gut. Für Aristoteles und seine lustigen Freunde war Psi noch einfach ein Buchstabe, den man als Kleinkind im Handumdrehen erlernt hatte, und mit dem man dann Barbaren beeindrucken gehen konnte, die nämlich kein Psi konnten. Heutzutage ist Psi die Lösung der Schrödingergleichung, aber leider ist die Gruppe derer, die das beeindruckt, exakt identisch mit der Gruppe derer, die es verstehen. Deshalb greifen die Menschen heute zum Barbarenbeeindrucken auf Kartentricks und Hütchenspiele zurück. Aber nicht mehr lange, denn mit dem Psi-Trainer der Firma Psigenics (niedergelassen in Roswell, New Mexico) kann jetzt jeder eine sehr beeindruckende Form von Psi erlernen, bei der das Rotieren eines goldenen Polyeders um eine Achse aufs Erbaulichste mit gleich zwei ganz verschiedenen Geräuschen, nämlich einem hohen und einem nicht ganz so hohen Glockenton, verbunden wird, ein multimediales Spektakel. Kümmerliche Buchstaben und quantenmechanische Zustandsfunktionen, zieht euch warm an, denn euer kaltes Stündlein hat geschlagen. Zweistimmig.


10.08.2006 | 22:24 | Supertiere | Alles wird besser | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Hasenhappen


Max: Look, Sam! I'm episodic!
Sam: An episodic, sociopathic lagomorph!
Boggles the mind.
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Niemand käme auf die saublöde Idee, ein Blog erst zu lesen, wenn es fertig ist, alle Folgen der Tagesschau erst dann anzusehen, wenn die Apokalypse unmittelbar bevorsteht oder Brehms Tierleben erst zu schreiben, wenn die Evolution endlich mal abgeschlossen ist. Denn wer Content in kleinen Einheiten konsumiert, läuft nicht Gefahr, vor Vollendung des Gesamtwerks zu versterben und damit das Beste im Leben zu verpassen. Und das Beste im Leben sind Hase Max und Hund Sam. Vor allem anderen. Mit Abstand. Grossem.

Wer nun vor zehntausend Jahren, also zu DOS-Zeiten, das LucasArts-Adventure Sam and Max – Hit the Road ins Herz geschlossen hat und seither ungeduldig auf die Fortsetzung wartet, weiss, dass die Gefahr des Versterbens vor Eintritt des Herbeigesehnten eine nicht unwahrscheinliche Option ist. 13 Jahre ist der erste Teil inzwischen alt und am 3. März 2004 liess LucasArts verlauten, dass die Produktion des bereits angekündigten Sequels Sam & Max – Freelance Police zu Gunsten von Nonsensproduktionen wie einem Spiel zum Lego-Baukasten zum Film Star Wars eingestellt wurde. Hund, Hase, Menschheit: aufs Schändlichste verraten.

Zum Glück sahen die (auch für Monkey Island und Grim Fandango verantwortlichen) Entwickler das genau so, verliessen LucasArts und gründeten Telltale Games. Damit es jetzt nicht noch mal 13 Jahre bis zum zweiten Teil dauert, kam man bei Telltale Games auf eine Lösung, die Fernsehserienkonsumenten eher weniger überraschen dürfte: die schrittweise Veröffentlichung. Abgeschlossene Episoden des neuen Spiels werden sofort nach Vollendung auf der Hersteller-Website als kostenpflichtiger Download angeboten. Kein Lokalisierungsgenerve beim Ladenkauf, keine Versandkosten, kein Versand. Kein Warten. Sam. Max. Jetzt! Also nicht wirklich jetzt. Aber im Herbst. Diesen Herbst!

Und wenn dann erst der stete, warme Strom an schwerbewaffneten weissen Hasen mit breitem Gebiss seine wohligen nie versiegenden Inhalte direkt in unsere sperrangelweit geöffneten Herzen entlässt, dann, ja dann macht das Warten auf die Apokalyse auch endlich wieder Spass.


29.07.2006 | 12:35 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Haarige Eisen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zum Problem des Körpers, das die poststrukturalistisch inspirierte Geisteswissenschaft schlaflos hin und her wälzt (von Körpern von Gewicht bis hin zu Reizbaren Maschinen), gehört untrennbar auch das Problem der Haare. Die Körper bekommt die Disziplinar- oder meinetwegen Kontrollgesellschaft schon irgendwie in den Griff, spätestens bei den Haaren aber ist sie machtlos. Und auch der im Sinne der affirmativen Subversion positiv umcodierte Out-of-Bed-Look kann hier keine gesamtgesellschaftlich befriedigende Lösung sein. Was also tun mit den Haaren?

Mal die Kunst befragen: Simon Schubert füllt für die Saatchi Gallery eine Badewanne damit. Zuvor hat man dort die Putzfrau beiseite genommen und "gebrieft", damit nicht wieder das selbe passiert wie 1986 in Düsseldorf oder 2004 in London. Schon 1971 hatte bekanntermassen der Kopf- und Körperkünstler Timm Ulrichs einen "Künstlerhaarpinsel" aus Eigenhaar hergestellt. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Sleek macht uns auf die holländische Künstlerin Chrystl Rijkeboer aufmerksam, die Haare zu ihrem Hauptwerkstoff erkoren hat. Und zwar strickt sie aus gesponnenem menschlichem Haar, das sie über Friseursalons bezieht, Pullis, Hasskappen und Ganzkörperumpuschelungen, bastelt aber auch andere haarige Objekte wie diesen Ohrenhaarsessel oder einen haarigen Ball mit Zähnen, der uns – wir wissen auch nicht genau, warum – an die Vagina Dentata denken liess. "Meine Arbeiten können auf zweifache Weise empfunden werden," sagt die Künstlerin, "entweder als gefällig, hübsch und unschuldig, oder als beunruhigend, abschreckend und schuldbeladen." Auch wir schwanken noch, und fühlen uns an eine Stelle aus Wolfgang Herrndorfs In Plüschgewittern erinnert:

Als Kind hatte ich mal die Idee, meine abgeschnittenen Fingernägel und überhaupt alles, was von meinem Körper abgemacht wurde, also Hornhaut, Schorf und Haare, in einem grossen Eimer unter meinem Bett zu sammeln und aufzubewahren. Ich dachte, dass es ein bedeutender Augenblick sein müsse, wenn das Gewicht dieser Dinge so gross würde, wie mein Eigengewicht. Dass ich wahrscheinlich sterben würde an diesem Tag.

Dass jetzt aber jemand die Probe aufs Exempel macht, auf die Idee kommt, ein derartige Objekt herzustellen und zur Kunst zu erklären – da sei die Kontrollgesellschaft vor.


25.07.2006 | 11:07 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Aus dem Staub malen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jüngst veröffentlichte die Künstlersozialkasse, wo die meisten selbstständigen Künstler versichert sind, wenn sie versichert sind, ihre Statistiken, die sie dann noch jüngster korrigierte: Der deutsche Durchschnittskünstler verdient nicht 823, sondern 901 Euro im Monat. Künstler verdienen also etwas weniger als gar nichts, wenn man die laufenden Kosten abzieht. Das Glück, deshalb ebensoviel Steuern zu zahlen wie Daimler Chrysler in diesem und im letzten Jahr, ist aber spätestens dann zu Ende, wenn man sich die Preisstrukturen im Laden für Bob-Ross-Bedarf ansieht: Einigermassen gute Acrylfarben kosten bis zu 10 Euro je 120 Milliliter, also etwa doppelt soviel wie ein okayer Jahrgangs-Champagner.

Mit Champagner malen, das ist nicht jedermanns Sache und so entscheiden sich immer mehr Künstler, nicht mit Acryl auf Leinwand zu malen, sondern mit irgendwas irgendwo drauf. Oder, analog zum Verdienst, aus nichts etwas zu machen, so wie Scott Wade, der Bilder im Staub auf Autos malt. Das ist neu, das ist innovativ, das ist toll und wenn man so eine crazy Idee hat, fällt auch gar nicht so auf, dass die in den Staub gekratzten Bilder hässlich und belanglos sind. Nichtsdestotrotz könnte Scott Wade eine grosse Zukunft bevorstehen, und zwar als PR-Experte. Wir erinnern uns: Im Bereich PR geht es häufig darum, mit belanglosem Dreck oder mit überhaupt nichts einen Namen in die Presse zu kriegen. Und das hat Wade sogar geschafft, indem er belanglosen Dreck an den richtigen Stellen in Nichts verwandelt hat.


17.07.2006 | 16:21 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Verschwörung der Bläser


Leicht zu umgehen: Alcokey (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Technische Lösung sozialer Probleme: LG LP 4100 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Auto in Gefahr: Leicht zu verwechseln. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als Saab kürzlich den 'Alcokey' ankündigte – einen Autoschlüssel, der seinen Dienst nur tut, wenn vorher nüchtern hineingeblasen wurde – war die Begeisterung nur mässig. Zu einfach kann dieser Selbstschutzmechanismus umgangen werden, indem man sich einfach ins Auto setzt und sich bei laufendem Motor besäuft. Schon besser dürfte hingegen das LG LP4100 funktionieren. Dieses Mobiltelephon, das in Korea bereits auf dem Markt ist, sperrt nämlich gewisse Rufnummern, wenn der Anrufende betrunken ist. Nie mehr morgens aufwachen und panisch die Liste der getätigten Anrufe durchgehen! Nie mehr auf fremden Anrufbeantwortern Kompromittierendes hinterlassen! Dieses Produkt stärkt auf überzeugende Weise unsere Hoffnung, dass es für jedes soziale Problem eine technische Lösung gibt.
Es bleiben jedoch Fragen: Warum sieht ein koreanisches Telephon genau so aus, wie ein gleichzeitig und völlig unabhängig davon in Schweden entwickelter Autoprototyp – und noch dazu ausgerechnet einer von Saab? Da muss man ja nachdenklich werden – was macht eigentlich das Blaue Kreuz mit all den Spendengeldern? Möglicherweise die internationale Designszene unterwandern? Und: Wie gefährlich ist es eigentlich, wenn Telephone zum Reinpusten aussehen wie Autos? Da ist nämlich schnell mal was passiert!


... 39 40 41 42 43 [44] 45 46 47 48 49 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Boote und Sachiffe

- Suchmaschinen (nützlich)

- klare Schmuddeldenke

- geheizte Mirabellen

*  SO NICHT:

- Samba-Slipper

- Tiere mit F (nicht mehr)

- Katzenhaarallergie

- einen auf naiv machen


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"The Neighbour", Marcus Dunstan (2016)

Plus: 21, 23, 42, 132
Minus: 43, 130
Gesamt: 2 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV