Riesenmaschine

10.08.2005 | 14:59 | Berlin | Fakten und Figuren

Konsumkritik


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Der Sommer ist die Zeit, da auf den Plakatwänden in den entleerten Städten häufig sogenannte "Goodwill"-Kampagnen auftauchen. Weil niemand mehr für die Daheimgebliebenen werben will, wird für irgend einen guten Zweck geworben und irgendeine Werbeagentur darf sich dazu austoben und auf irgendwelche goldenen Nägel oder Löwen spekulieren. In Berlin Mitte um die Münz- und Torstraße herum sind nun eine Reihe von Plakaten aufgetaucht, die Ähnliches vermuten lassen, aber den Absender auf Anhieb nicht preisgeben. Im schlecht kopierten Roy-Lichtenstein-Stil äußern darauf Personen Dinge wie "Manchmal glaube ich, wir können diesen Preiskampf überhaupt nicht gewinnen" oder "Du weißt es, ich muss einkaufen, Schatz". Dahinter verbirgt sich, wir ahnten es, eine Kunstaktion. Gestaltet hat die Plakate der Berliner Grafikdesigner Stefan König, vertreten von der Galerie Genausoundanders. Heute lesen wir in der Berliner Zeitung über die Hintergründe und Stefan König: "Der Mann ist kein Konsummensch: Er trägt keinen modischen Schnickschnack, stattdessen Turnschuhe, Kapuzenshirt und Basecap, darunter einen Fusselbart. König hat seine eigene Meinung vom Leben in der Konsumgesellschaft. Ständig werde dort eine Gier nach neuen Produkten produziert. Dabei sei alles wie eine große Inszenierung, die ohne Werbung nicht funktionieren würde ..."
usw.
Auch wenn das ganze im Umfeld der von uns durchaus geschätzten ABC-Ausstellung stehen mag – das ist genau die Form von Konsumkritik, die wir meinen, wenn wir sagen: Das ist so doof, dass es schon wieder doof ist.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rebelart


Kommentar #1 von doktor florian:

ja!
danke.
warum findet eigentlich schonmal dagewesenes, wieder aufgewärmtes immer so viel medienandacht?

10.08.2005 | 17:04

Kommentar #2 von Stephan:

Hallo Hol,
doof finden kannste ja was Du willst. Aber wenn Du Deine garstigen Worte illustrieren willst, dann erwähne dass Du das Bild zu Deinem Verriss von unserer Seite hast.
Außerdem solltest Du Dir die Bilder von Roy Lichtenstein genauer ansehen und dann überlegen, in wie weit diese Plakate als Kopie der Arbeiten Lichtensteins gelten können. Tatsache ist, dass diese Plakate einen gepunkteten Hintergrund tragen, um eben an Bilder aus der Popart zu erinnern. Der gepunktete Hintergrund in den Arbeiten Lichtensteins ergibt sich aus den Vorlagen seiner Arbeiten. Er hat eins zu eins das Druckraster, das technisch bedingt in alten Comicheften zu sehen ist, samt deren Motiven kopiert.
Und wo wir gerade dabei sind: Bei den Situationisten habe ich auch geklaut. Die haben nämlich früher in Comics Texte ausgetauscht und mit ihren Ideen ersetzt.
So gesehen bleibt bei der Arbeit nicht mehr viel übrig so ist das manchmal. Was mich so ein bisschen ärgert ist die garstige Häme, mit der Dein Artikel geschrieben ist und die mir so ein bisschen wie anpissen vorkommt. Hab ich mal mit Deiner Freundin rumgemacht und weiß es nicht?

10.08.2005 | 17:27

Kommentar #3 von Christoph Schulte-Richtering:

Stimmt – der Lichtenstein-Vergleich ist wirklich zu weit hergeholt, nahezu abstrus abseitig. Vielmehr sind die Plakate Caspar-David-Friedrich-Style mit Albrecht-Dürer-Anklängen.

10.08.2005 | 19:01

Kommentar #4 von Holm Friebe:

Zum Thema Konsum- und Kapitalismuskritik vgl. diesen Text in Jungle World.

11.08.2005 | 17:22

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