Riesenmaschine

09.09.2005 | 13:37 | Anderswo | Sachen kaufen

Ausverkauf als Event


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Offensichtlich zieht die Schweiz einen Gutteil ihres nationalen Selbstbewusstseins daraus, sämtliche Features vorzuhalten, die auch ein richtiges Land auszeichnen, auch wenn bei Licht besehen die dazu erforderliche kritische Grösse bei weitem unterschritten wird. Warum auch nicht, wenn man sich's leisten kann? So fährt etwa die Bahn im Halbstundentakt bis tief in die Nacht in den hintersten Winkel der faltigen Landesimmobilie. Eine Zeitung hat kürzlich ausgerechnet, dass das jeden Schweizer im Jahr umgerechnet 1000 Franken kostet. Peanuts.


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Nur mit der Fluggesellschaft, die täglich bis in den hintersten Winkel der Welt flog, hat man es etwas übertrieben. Die Pleite des nationalen Carriers Swissair im Jahr 2001 und das anschliessende "Grounding" hat ein nationales Trauma ausgelöst, das in einem gleichnamigen Spielfilm aufgearbeitet werden musste. Nach einigen Wirren ist die Swissair als Swiss wiederauferstanden, nun endlich von der Lufthansa geschluckt und wird künftig wohl die Rolle einer mittleren Regionalfluglinie spielen. Von einstiger Grösse kündet nur noch der Flughafen Zürich Kloten, der unterdessen unverdrossen zum internationalen Luftdrehkreuz im Megaformat aufgebrezelt wurde. Die über eine unterirdische "Skymetro" zu erreichenden Aussenterminals wirken ebenso saurierhaft- überdimensioniert, wie sie unpraktisch sind und durch enorm lange Wege zum Verpassen der Maschine einladen.


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Das überflüssig gewordene alte Terminal hat man derweil zum "Eventdock" umfunktioniert. Statt Riesentieren ist dort bis zum 2. Oktober die aufwendige und luxuriös ausgestattete Ausstellung "AIRWORLD – Design und Architektur für die Flugreise" zu besichtigen, in der unter anderem die gigantomanische Architektur von Airports thematisiert wird. Als wenn das nicht tragisch-selbstreferentiell genug wäre, sind nebenan alte Swissair-Devotionalien, darunter viele Werbeposter und -filme, feierlich aufgebahrt. Am 24. September werden die letzten 4000 Gegenstände aus dem Nachlass der Swissair in einer öffentlichen Auktion versteigert. Auch die Zukunft sah in der Schweiz schon mal besser aus – jetzt zum als Souvenir mit nach Hause bringen.


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- Lidl-Pferdedecke (kratzt)

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"Gravity", Alfonso Cuarón (2013)

Plus: 11, 16, 37, 49, 87, 96, 101, 140, 156
Minus: 2, 43, 175
Gesamt: 6 Punkte


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