Riesenmaschine

03.05.2006 | 02:19 | Supertiere

Der geklaute Videohund


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im äusserst empfehlenswerten Buch Musikzimmer vergleicht der Autor Diedrich Diederichsen die Vorzüge von Musique Concrète wie etwa dem Baulärm vor seinem Fenster mit echter und böswilliger akustischer Umweltvermüllung wie "Sweet dreams are made of this", "Sledgehammer", "Lemon Tree" und "Fernando". Und nachdem sich die eigene Gänsehaut wieder entspannt hat, springen einen topaktuell die Allerunausstehlichsten aus dem Fernseher an: Bon Jovi. Nun beweist diese Ausgeburt der Hölle, dass sie ja nicht nur weder eine musikalische noch visuelle Ahnung hat, sondern dieses Manko auch noch durch plumpes Plagiieren wettzumachen gezwungen ist. In ihrem neusten Video zum Nichtlied "Who says you can't go home" nimmt ein Autofahrer einen autostoppenden Plüschhund mit, in dem ein Mensch, vermutlich ein Furry, steckt und allerlei Schabernack treibt. Und das ist ziemlich genau die Idee des fünf Jahre alten, unglaublich komischen Videos "60 Miles an Hour" von New Order, nur dass dort ein irrer Bär eine arme Anhalterin mitnimmt. Die Idee mit dem Hund haben sie aus Daft Punks bzw Spike Jonzes Meisterwerk "Da Funk" übernommen, ein einsamer Immigrant, der traurig und mit gebrochenem Bein durch New York humpelt.
In einer der anrührendesten Geschichten in seinem Buch beschreibt Diederichsen das von Oswald Wiener aufgezeichnete, phrasierende Gejaule hungriger und angeketteter Hunde. "Kultur", so meint er, beginne "mit der Anerkennung von Begabungshierarchien". Und danach wären dann Bon Jovi kulturell eindeutig unter den Hunden angesiedelt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der gute Hund

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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