Riesenmaschine

09.10.2006 | 18:28 | Vermutungen über die Welt

Nach dem Motto


Times New Roman; Blur-Effekt; Invertierung (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt Leute, die den Grossteil ihrer Alltagskommunikation mit durch die Wendung "nach dem Motto" anmoderierten Lebenshalbwahrheiten(*) bestreiten, nach dem Motto: "Wenn ich vor jeder meiner Äusserungen 'nach dem Motto' sage, wird die damit angezeigte Nicht-von-Mirheit und Sentenzqualität des nachfolgenden Blabla-Befunds meine Verantwortung als SprecherIn einklammern und gleichzeitig mein Allerweltsflair überspielen' – dreifacher Irrtum: A) Es funktioniert nicht. B) Für jedes einzelne "nach dem Motto" bist du voll verantwortlich und wirst dafür büssen, n.d.M.: Dumpfsein schützt vor Jenseits nicht. C) Allerweltsflair ist nichts, was überspielt werden müsste, denn ausser Tankgirl und Jimi Hendrix sind alle davon betroffen.

Fazit: Nach dem Motto ist immer vor dem Motto, wie Kollege Schreiber so überaus brechtesque bemerkt.

(*) The Awful German Language.

Johannes Grenzfurthner | Dauerhafter Link | Kommentare (13)


Kommentar #1 von Kledolf:

Mir wurde mal von einem amerikanischen Anwalt erklaert, dass man bei Plädoyers grundsätzlich ein "Well," am Satzanfang vermeiden und stattdessen mit "Now," anfangen solle, weil das Logik und Schlussfolgerung suggeriere, selbst da wo keine sei.

09.10.2006 | 18:38

Kommentar #2 von irgendwem:

Noch besser: "Frei nach dem Motto".
Da muss man sich nicht mal mehr drum kümmern ob man wirklich das Motto befolgt, sondern hat zusätzlich alle Freiheiten.

09.10.2006 | 23:51

Kommentar #3 von Ninty Fanboi Hipness:

Exfreundin hats IMMER gesagt! Ex nach dem Motto: Aus und vorbei.

10.10.2006 | 01:10

Kommentar #4 von Jemand:

Der Text von Mark Twain erfüllt mich mit einer gewissen Schadenfreude...

10.10.2006 | 11:27

Kommentar #5 von Vincent van Cock:

Ähnlich blöde: "Ich sag mal so...". Könnt ich jedesmal eins drüberziehen!

10.10.2006 | 11:52

Kommentar #6 von Halbwahrheitenkenner:

An dem Text von "Mark Twain" irritiert mich, dass er mich sehr an den Stil von Jerome J. Jerome's "Three Man in a Boat" erinnert, welches ich gerade aus Mangel anderer Literatur gelesen habe. Im Klappentext dieses Urgesteins des romangewordenenen Humors wird auch der Nachfolger des selbigen angepriesen: "Three Man on a Bike", bei dem es um eine Fahradtour durch den Schwarzwald geht.
Ist aber auch egal.

10.10.2006 | 12:52

Kommentar #7 von irgendwem:

Im Sinne von is the new (Frei) nach dem Motto.

10.10.2006 | 13:47

Kommentar #8 von Johannes Lifestyle:

Kurze Einträge nerven manchmal, je nachdem. Ich führe Mottos auch darauf zurück. Als wäre es zum gelesenen Befehlston nur eine Nuance. Ansonsten ist selbstverständlich jede Geste von Wahrheitsverkündigung abzulehnen. Erst recht, die von Mensch zu Mensch grosszügig verallgemeinert. Meine ich, wie sagt man, individuell oder persönlich. In puncto Stilkritik nehme ich was mit. In puncto: auch Motto?

10.10.2006 | 23:34

Kommentar #9 von jenun:

Jeromes anderes Buch sollte "Three Men on the Bummel" heissen, auch nicht durch den Schwarzwald, eher durch Dtld. an sich führen. Aber vielleicht hat Mark Twain es, in vorauseilender Gefälligkeit mittlerweile umgeschrieben?
Twains Gerede über die dt. Sprache ist ausgesprochen dummes Zeugs, schimmerlos und unlustig, Scheibenwischer von Anno Tobak, wird aber von Strebern gern als Quintessenz von Lustig angeführt, haha, jemand der die Sprache nicht kann sagt ulkige Sachen über sie – das Mädchen, aber die Rübe, how absurd – quiekquiek.
Womit sich die Sache ründet, gewissermassen, kommt doch "Motto" via ital. u. lat. von Gebrummel, Gegrunze, Gestammel.

11.10.2006 | 02:12

Kommentar #10 von Daveinition:

Grossteil, Äusserung, büssen und ausser werden immer noch mit "sz" geschrieben. Immer noch, trotz Rechtschreibreform und Reform von der Reform. Nicht alle "sz"-Konstrukte werden einfach durch Doppel-S ersetzt.
Eine inhaltliche Kritik wird auch immer von der benutzten Formalie getragen und unterstrichen. Und dazu zählt nun mal das Beherrschen der Orthographie.

11.10.2006 | 03:01

Kommentar #11 von Daveinition:

Oh, okay, ich sehe. Noch schlimmer, eine Software, die mit der deutschen Rechtschreibung nicht umgehen kann. Das ist ja noch peinlicher. Riesenbug.

11.10.2006 | 03:03

Kommentar #12 von Kathrin:

Das ist natürlich, wie jede Rechtschreibkritik, ein Irrtum, denn die Abschaffung des sz haben wir der Software mühsam beigebracht, deshalb.

11.10.2006 | 08:02

Kommentar #13 von Ruben:

Die Abschaffung finde ich übrigens sehr schade.

11.10.2006 | 17:07

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