Riesenmaschine

19.03.2007 | 19:27 | Alles wird schlechter

Das vierte Gesetz

Viele Tiere sind faule und inkonsequente Geschöpfe: Wespen etwa bauen sich behelfsmässige Wohnungen aus Spucke und kaum ist alles halbwegs fertig und wasserdicht, denken sie "passt schon, den Anbau für unsere 10.000 Kinder machen wir später" und ziehen ein. Klingelschilder fehlen auch noch nach Jahren. (Hier noch ein Beispiel). Menschen sind auch nicht besser. Haben sie z.B. einen Blogbeitrag einigermassen fertig geschrieben, also soweit, dass die Leser die Argumentationslinie verstehen dürften, wird er einfach schon mal veröffentlicht. Beispiele kann man ja auch später noch einsetzen, passiert dann aber doch nie.

Deshalb wurde der Roboter erfunden. Roboter wollen immer alles richtig machen. Spielen sie Schach, gehen sie bei jedem Zug immer wieder alle paar Milliarden Möglichkeiten durch, anstatt nach drei oder vier zu denken: "Ach, das geht schon so." (Hier noch ein Beispiel einsetzen). Der im Video vorgestellte Seestern-Roboter, der auch nach Verlust eines seiner vier Beine noch so gerade weiterhumpeln kann, ist daher eine fatale Entwicklung. Die wundervolle Verheissung des Provisoriums darf nie in der Welt der Robotik Einzug halten! Nie! Man sollte es sofort als vierten Punkt in die Robotergesetze aufnehmen, denn ansonsten kann man dieses ganze Roboterprojekt auch einfach für beendet erklären.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Als die Geräte stolpern lernten


Kommentar #1 von schmiddie:

es gibt bereits 4 robotik-gesetze, dieses wäre das fünfte An dieser Stelle habe ich einen Inflektiv hingemacht, für den ich mich schämen werde, sobald ich begriffen habe, was das überhaupt ist. auch wenn es als 4tes bezeichnet werden würde, da es ja, wie sich das gehört auch ein 0tes gesetz der robotik gibt. schon scheisse, ne? aber man könnts ja auch zum -1ten machen: ein roboter muss nach perfektion streben, nicht nach tolerierbarer funktionabilität, oder so... das wär aber gefährlich, ich bitte um einen wohl ausformulierten gesetzesvorschlag.
gucksu:
0. Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.
1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen, ausser er verstösse damit gegen das Nullte Gesetz.
2. Ein Roboter muss den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum Nullten oder Ersten Gesetz.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieses sein Handeln nicht dem Nullten, Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.

19.03.2007 | 20:12

Kommentar #2 von irgendwem:

Ein solches viertes Gesetz würde doch zur sofortigen Selbstzerstörung des Roboters führen, da selbst der kleinste Materialfehler, z.B. Fremdatome oder Gitterbaufehler in der Struktur der Halbleiter oder Metalle, aus denen er aufgebaut ist, als unperfekt erkannt werden müsste. Die Robotergesetze sind nun mal vom Roboter nicht verletzbar, sie sind für die Roboter universell und ohne Einschränkung, ob er jetzt ein Beinchen verloren hat, oder seine Batterien durch Memory-Effekt weniger leisten. Ich plädiere dafür, den Robotern ein paradoxiefreies Leben zu ermöglichen, was das Programmieren von Provisoriumsgesetzen kategorisch verbietet.

20.03.2007 | 00:51

Kommentar #3 von prima:

so lange die roboter noch nichts tolles können (geld verplempern, dummes zeug reden), braucht man auch keine gesetzte. und auch keine juristen.

20.03.2007 | 02:19

Kommentar #4 von Kommentarroboter:

Unglücklicherweise gibt es den supergeheimen § 12 (4) des 3. Internet-Anpassungsgestzes für Roboter (3. RobWebAnpG), der da lautet: "Ein Roboter darf in einem Blog keinen altklugen, albernen, unbedachten, kindischen oder anderweitig dämlichen Kommentar abgeben.", sonst könnten hier bestimmt schon 2 bis 3 altkluge oder kindische Kommentare stehen.
Glücklicherweise gibt's aber Absatz 5: "Absatz 4 güldet nicht für Kommentarroboter."

20.03.2007 | 10:16

Kommentar #5 von weltdeswissens:

#2 erinnert mich an Douglas Adams, Gott hab ihn selig, der in einem seiner Werke beschrub, wie jemand die Nichtexistenz Gottes bewies, der sich daraufhin überrascht ins Nichts auflöste.

Brake heisst auf deutsch Bremse, was mich eine gewisse Nähe des Autoren zu den beschriebenen Wespen herstellen und vermuten lässt, dass des Autoren Wohnung auch noch keine Klingelschilder hat.

20.03.2007 | 14:10

Kommentar #6 von bobo:

Mal davon abgesehen, dass der vorgestellte Roboter auch VOR dem Verlust eines seiner vier "Beine" "noch so gerade weiterhumpelt", so haben seine Konstrukteure auch ein ganz besonders passend erscheinendes Detail schlichtweg vergessen: Eine Spendendose! Als Bettelboter wäre eine gewisse Effektivität des Gerätes durchaus vorstellbar. Der Bender soll Euch holen!

20.03.2007 | 22:07

Kommentar #7 von michael:

wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist dem seestern-roboter das konzept des provisoriums völlig fremd. er analysiert einfach, was so da ist, und sagt sich dann "okay, das ist also mein körper. los gehts!"
aber einem roboter "dann ist das eben so" beizubringen ist auch schon mal was.

22.03.2007 | 11:58

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