Riesenmaschine

16.05.2007 | 21:42 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Milkomania


Credit: NASA/JPL-Caltech/K. Gordon (University of Arizona)
Wenn man sich die Welt auf grossen Skalen ansieht und grosszügig über Staubmausbildung und Kernspaltung hinweg mittelt, gibt es nur noch ein wichtiges Thema: Gravitation gegen den Rest, also allen möglichen anderen Kram. Meist gewinnt die Schwerkraft mit ihrer zuverlässigen "grind it out"-Strategie, nur an der Dunklen Energie hat sie sich verhoben. Darum muss es auch niemanden verwundern, wenn der Andromedanebel, eben noch zweieinhalb Millionen Lichtjahre entfernt, in schon wenigen Milliarden Jahren mit der Milchstrasse zusammenstossen wird, weil es die Gravitation so will. So weit, so Alltag im Weltall.

Was aber nicht hätte sein müssen: In diesem Prozess, so sagt man jetzt könnte der Andromedanebel (alberner Scherzname, in Wahrheit heisst die Galaxie natürlich M31) aus Versehen kurzfristig unser Sonnensystem stehlen. Diebstahl durch Schwerkraft – auch wenn wir davon heute schon etwas ahnen, es gibt nichts, was wir dagegen unternehmen könnten. Ganz schön deprimierende Zustände, da draussen. Und statt uns Papiertüten über den Kopf zu ziehen, sollten wir lieber überlegen, wie unsere Galaxie dann heissen soll, nachdem sich M31 und Milchstrasse zusammengeworfen haben. Andromeda Way oder Milkomeda, wie bisher vorgeschlagen, kommt jedenfalls nicht in Frage. Milkomeda, das klingt fast wie Wikipedia, und wer möchte da schon wohnen.


Kommentar #1 von Rudi K. Sander; www.textsteller.de:

mein lieber Aleks Scholz,
eine klare Aussage (die Meldung selber war bekannt), doch man sollte auf die Schnellschüsse der Weltallkieker nicht reinfallen. Hätten sie recht, könnte uns der Zeitfaktor kaltlassen (Nicht etwa, weil ich 78 bin, nein, auch die in diesem Augenblick gezeugten Babys, und noch viele ungezeugte, brauchen ihre Zukunftsplanung nicht voreilig zu modifizieren, und dieses gewiss nicht unstrittige Rechthaben der Physiker sollte uns durchaus anhalten, (gerade als Laien mit – hoffentlich – gesundem Menschenverstand) an allem physikalisch Gesagten, getreu der Lebensmaxime des verehrten Georg Christoph Lichtenberg, doch mindestens einmal zu zweifeln. Und zwar zu zweifeln trotz der Eleganz im Allerkleinsten, dem Standardmodell dieser Physiker.
Denn gerade hier zeigt sich doch, dass diese Intelligenzbande manche Dinge "da draussen" einfach unbesehen so hinzunehmen scheinen.
Ich denke an die Riesenlücke (dieser Gesichtspunkt passt doch wohl zur Riesenmaschine), die sich auftut, wenn man sich folgendes vor Augen hält:
Grössenordnung "im" Atombereich rund zehn hoch minus 13; Grössenordnung der postulierten (nicht mehr punktförmigen) Strings: Eine Planck'sche Länge, sprich: zehn hoch minus 32! Es klafft also zwischen dem DING Atom und dem DING String eine Lücke von gut 19 Zehnerpotenzen! Und diese Lücke ist unter Physikern offensichtlich ein Tabu. Noch nie habe ich über diese Lücke etwas gelesen. Damit meine ich: Diese Physiker befassen sich einfach nicht damit. In dieser Lücke sucht offenbar keiner nach irgendwelchen "Erscheinungen" wie Wellen, Strahlungen, Einflussgrössen oder dergleichen.
[Damit keiner meckert, weil ich aus Faulheit oben DING geschrieben habe: Wenn es Atome oder Strings "gibt" (Realitäten sind beide ja wohl), dann sollte ich statt Ding besser "Energiewirbel" oder ähnliches geschrieben haben. Aber warum soll ich den präziser sein als die fröhlich kognitiv vor sich hin spinnenden Physiker (man denke nur an ihren Witz mit den Quarks, den Ups und Downs und vieles mehr).
Ich denke, dies musste auch einmal gesagt sein (die Gelegenheit war günstig, ich machte es den Damen nach, und habe sie beim Schwanz gepackt).
Liebe Grüsse vom Lückenbüsser: Rudi Sander

16.05.2007 | 22:54

Kommentar #2 von Aleks:

Ich weiss nicht, wovon Sie da reden.

16.05.2007 | 23:25

Kommentar #3 von nager:

Frauen greifen gelegentlich nach Schwänzen. Nach Anhängseln aller Art: den fliegenverscheuchenden, sowie den teleskopierenden der Pferde, eigenem und fremden zusammengezwungenen Haar, denen der toten Mäuse in den Fallen und denen einiger Typen. Jedwedes Schwanzergreifen, gleichgültig von welchem Geschlecht an wem oder was, wo und wie getätigt, hat seine ganz eigenen Qualitäten und wenn es Folgen haben sollte (ja, alles hat eine Folge), unterscheiden die sich vermutlich ein wenig von intergalaktischen Zusammenstössen, von denen eh keiner mehr was mitbekommt.
Herr Sander, ich habe mich zwar an Krümelchen Ihres Beitrages bedient; der meine stellt aber weder einen Kommentar, noch eine Kritik oder Ergänzung zu dem Ihren dar.
Astrophysik ist klasse, aber eben eher nutzlos für das Wohlergehen der Menschen. Was völlig okay geht, denn sie sagt uns Sachen, die unser Gehirn rotieren lassen, Denkfun also. Und wenn eine Wissenschaft fun verbreitet, sollte man sie nicht mit Desinteresse strafen. (Streng genommen hab ich mir jetzt widersprochen, denn fun ist Wohlergehen, obwohl man auch an Üblem fun empfinden kann, aber das führt zu weit). Es geht ohnehin keiner Wissenschaft um das Wohlergehen aller, eher liefern sie im Gegenteil die legitimierenden Analysen und interessierten Vergleiche, die die Richtigkeit des Ladens als Faktum unterstreichen sollen.

17.05.2007 | 07:03

Kommentar #4 von Rudi K. Sander; www.textsteller.de:

Tscha, so ist das nun einmal: Verstehen und Interpretieren sind selbstständige Zugriffsmethoden, die dennoch einander bedingen, sich gegenseitig stützen, und dennoch: Alles Verstehen ist immer nur ein sich asymtotisches Annähern an das für den jeweiligen Versteher Erreichbare. Das zum Grundsätzlichen.
Zunächst ein kurzes Wort zu dem von mir (ganz en passant) initiierten Schwanzgag. Ich hätte diese Anspielung an reale Weltverbundenheit der Frauen auch lassen können (ich hätte sie lassen sollen, denn: Wer einen Einfall nicht opfern kann, der wird das Opfer seiner Einfälle; Arnold Krieger). Aber gut: der Biberhaft nagende Nager hat das Beste aus diesem überflüssigen Scherz gemacht. Die Damen seien nachträglich um Generalpardon gebeten.
Nun zum Nichtverstehen im konkreten Falle der von mir angerissenen Lücke im physikalischen Beobachtungssystem:
Den Anfang machte wohl Demokrit: Die potentielle Teilungsfähigkeit der Materie, so dekretierte er, fände eine prinzipielle Grenze am Endpunkt der imaginierten Unteilbarkeit. Diese Annahme ist auch heute noch gültig, nur die Namen haben sich verschoben:
Der Grieche demokrit sagte atomos; das war zu seiner Zeit eine metaphorische Auskunft (im Zweifelsfalle stets etwas – undurchschaubar – Genaues).
Dann sollte der Atombegriff empirisch konkretisiert werden. Schliesslich hat man mit Hilfe eines Raster-Tunnel-Elektronen-Mikroskopes schon einzelne Goldatome in einer Goldfolie sichtbar gemacht.
Es folgte die hypothetische und (leider) auch die empirische Atomzertrümmerung. Der Name Atom blieb, die kleinen "Kügelchen" aber wurden weiter zertrümmert. Es entstand der Teichenzoo. Als man die Fülle der hier gefundenen Erscheinungen (Nebelkammern, Teilchenbeschleuniger) einigermassen plausibel geordnet hatte, wurden die Quarks und die zugehörigen Gluonen die vorläufige Basis eines Teilens, das an kein Ende zu kommen schien.
Letzter Schlag (gefordert von den konsequenten Mathematikern): Die Stringtheorie, dieser spekulative Tanz auf der kontingenten Bühne einer schier undurchschaubaren Vieldimensionalität.
Erster Anlauf: Punktförmige Strings (leichter rechenbar, aber schon im Denkansatz eine contradictio in adiecto, denn string heisst "Seite" (die "klingen" könne), aber ein Punkt ist keine Seite.
Zweiter und bis jetz letzter Anlauf: Strings mit einer mindestens eindimensionalen "Länge". Sofort wurde gefragt: Wie lang denn? Antwort: Nicht länger als nötig, doch so kurz wie möglich; Folge: Noch kürzer, im Gedankenraum der "Erstreckung", als die Planck'sche Länge geht nicht.
So ergab sich die von mir angesprochene "Lücke", die der liebe Aleks Scholz (bockig?) nicht verstehen mag. Remigius Bunia sagt: Wer nicht verstehen kann, dem wird auch keine Interpretation auf die Sprünge helfen, weil Verstehen etwas mit Entscheiden zu tun hat. Aber dies ist ein anderes Thema und ein weites Feld.
Ich gehe jetzt mit den Bad Schwalbacher Senioren wandern. Bis bald: Rudi Sander

17.05.2007 | 13:25

Kommentar #5 von michael:

aus dem halben meter text, der hier durchscrollt, ziehe ich für mich folgenden kleinen gewinn: teleskopieren und denkfun, willkommen im wortschatz!

18.05.2007 | 07:07

Kommentar #6 von ratlos:

Hey Rudi, Du weisst unbestritten viel. Ich weiss viel weniger auch was: String heisst Saite.

28.08.2007 | 12:50

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