Riesenmaschine

29.06.2007 | 11:08 | Vermutungen über die Welt

Endlich: Motu proprio


Papst Benedikt XVI.: Elegantia, per favore! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Alle forderten es, Harald Schmidt forderte es, Eckhard Henscheid forderte es und Ludwig Wittgenstein, und auch wir haben an anderer Stelle verlangt, dass die lateinische Sprache umgehend abgestaubt, restauriert und rehabilitiert werden muss. Wenigstens in Rom wurde der Ruf gehört und Papst Benedikt XVI. reagierte nach italienischen Verhältnissen postwendend und hat die Heilige Messe nach dem alten lateinischen Ritus wieder freigeschaltet. Hoffnung keimt, dass sich die älteste Institution der Welt wieder auf ihre noblen Formen besinnt und einsieht, wieviel Schmerz und Leid nach der Liturgiereform durch selbstgestrickte, auf der Ökogitarre hingeklampfte Knuddelgottesdienste verursacht wurde.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


Kommentar #1 von irgendwem:

"...nach römisch-katholischen Verhältnissen postwendend" wäre wohl trefflicher. Durchschnittliche Reaktionszeit des Vatikan: ca. 500 Jahre – siehe Kopernikus, Evolutionslehre.

29.06.2007 | 12:29

Kommentar #2 von Stuart Margolins Algenkratzer:

Irgendwann schrieb ich das anderswo schonmal, jedenfalls hatte ich einen Deutschlehrer, der Sonntags den Gottesdienst besuchte und dort zur Verwirrung seiner Banknachbarn das Vaterunser, wenn es an die Reihe kam, laut mitdeklamierte, allerdings in Gotisch. Ich mochte ihn, weil er nach dem Schüler, der ihm eröffnete, er könne seinen Deutschunterricht am Samstag wegen Teilnahme am Bundesentscheid in der Leichtathletik nicht besuchen, laut schreiend und ernsthaft erbost einen vollen Mülleimer warf.

29.06.2007 | 12:34

Kommentar #3 von wiedehopf:

Ich finde es bei dieser Thematik immer störend, dass zwischen "tridentinischer" und "lateinischer Messe" nicht unterschieden wird, offenbar ja auch nicht von Radio Vatikan. In Folge der Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils wurde einerseits erlaubt, die Messe auch in der jeweiligen Volkssprache zu feiern, und zum anderen die tridentinische Messordnung durch eine erneuerte, vereinfachte Messordnung ersetzt. Das bedeutet, es ist selbstverständlich immer während der letzten 40 Jahre erlaubt gewesen, die Heilige Messe in lateinischer Sprache zu feiern. Mit Ausnahmen nicht erlaubt war die Feier der Messe nach dem tridentinischen Ritus, wie er in den Ausgaben des Missale Romanum von 1570 bis einschliesslich 1962 zu finden ist.

29.06.2007 | 15:02

Kommentar #4 von Ruben:

ad #3: Deswegen habe ich ja geschrieben "alte lateinische Messe", um sie von der neuen lateinischen abzuheben. Es stimmt allerdings meines Wissens nach nicht, dass das Missale von vor 1962 mit Aussnahmen erlaubt war. Die tridentinische Messe, wie sie in den Ausnahmefällen gefeiert wird, hat, soweit ich sie kenne, alle Lesungen in der Landessprache (ob der Priester am Altar die Lesung noch auf Latein mitspricht, wird wohl unterschiedlich gehandhabt). In einer Ausgabe von 1920 (die noch 1951 im Bistum Ratisbona verwendet wurde) beispielsweise kann ich das nicht entdecken, dass Lesungen landessprachlich sein sollen. Dass im Novus Ordo wieder mehr Latein her soll, hat Benedikt ja schon in Sacramentum Caritatis gefordert. Mal sehen, wie das umgesetzt wird.

29.06.2007 | 15:14

Kommentar #5 von irgendwem:

Das mit den Lesungen in Landessprache mag sein, ich habe solch eine Indultmesse nie erlebt, weiss also nur durch Berichte Dritter und wikipedia darüber. Der Vorwurf des Gleichsetzens von "lateinischer Messe" und "tridentinischer Messe" betrifft dich durch den Zusatz "alt" natürlich nicht, stimmt. Bei Radio Vatikan steht das aber nicht.

29.06.2007 | 15:31

Kommentar #6 von Ruben:

Stimmt, das ist erstaunlich, dass die da keine Unterschiede machen.

29.06.2007 | 16:04

Kommentar #7 von Isidorus Hispalensis:

Es ist ein bewegendes Ereignis, wenn Papst Benedikt die liturgischen Bücher von 1962 wieder gänzlich freigibt, ohne deren Verwendung an ein zu erteilendes Indult zu binden. Wie könnte das, was über viele Jahrhunderte das Heiligste war, gleichsam von heute auf morgen etwas für die Kirche Schädliches sein? Es wird zunächst keine Massenbewegung entstehen, aber es ist sicher, dass mehr Kleriker und Laien als bisher mit der "alten" Liturgie in Berührung kommen. Und das wird auch den "nachkonziliaren" Ordo nicht unberührt lassen. Vieles, was man heute in der Liturgie erlebt, hat mit dem Konzil nichts zu tun. Das Konzil wollte z. B. nie die Lateinische Sprache in der Liturgie abschaffen. Es ist schön und gut, wenn man sich stärker mit der lat. Sprache beschäftigt. Denn die Kirche braucht sowohl lat. wie auch volkssprachliche Liturgie. Beides ist wichtig. Die Freigabe der "vorkonziliaren" Liturgie kann eine Renaissance der römischen Liturgie einläuten; es geht nicht um ein ängstliches Zurück, es ist auch kein Rückschritt ins finstere Mittelalter: Es geht darum, dass ingenium der römischen Liturgie wiederzuentdecken, das Prinzip der Sakralität, das das Heilige anfanghaft schon in dieser Welt spürbar macht. Denn die Liturgie strebt himmelwärts, zum Göttlichen hin, das sollte man nie vergessen. Alle Erdenschwere gleichsam hinter uns lassend erahnen wir bereits auf Erden die Schönheit der göttlichen Welt, in Symbolen und Bildern, in Musik und Architektur. Omnia ad maiorem gloriam Dei!

07.07.2007 | 15:37

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