Riesenmaschine

07.10.2007 | 16:34 | Alles wird besser

Riesenpilz wegwerfen


Belastend: Buckingham-Palast
(Foto, Lizenz)
Ich hab's geschafft, wonach ich immer strebte: /
Alle Dinge ringsumher gehören mir. /
Doch das einzige, was ich dabei empfinde, /
ist die Angst, es wieder zu verlier'n.
(Knorkator)

Besitztum ist die Pest in unseren ansonsten pestfreien Zeiten. Etwas zu haben, ist nicht nur eine Illusion, denn es geht sowieso wieder kaputt, sondern auch Belastung, weil das ist dann ja da. Ganz klar: Dem Wegwerfen gehört die Zukunft, und weil schon das Wegwerfen von konkreten Dingen schwer genug ist, kann es nicht schaden, es mal beim Wegwerfen von Virtuellem zu üben. Wer dem grundsätzlich schonmal zustimmt, dem sei Disposable Webpage empfohlen, ein wikiöses Ambiente zur Kreation von Webpages, die sich automatisch nach Ablauf eines frei konfigurierbaren Countdowns zerstören. Wir haben das schon mal zur Ansicht vorbereitet, und zwar in Form eines frugalen Riesenpilzes, der so sinnlos ist wie der meiste Besitz und daher auch bald verschwinden muss. Und wenn der Riesenpilz dann weg ist, werden wir damit anfangen, Countdowns auf Schrankwände, Sanitäranlagen und Muldenkipper zu kleben.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Des Letzten Hemd


Kommentar #1 von ding der unmöglichkeit:

zum besitzen gehöre ein räumliches herrschaftsverhältnis, was schon hugo grotius in frage stellte, als er die meere von solcher inbesitznahme freisprach, um den holländern vor den portugiesen endlich den freischwimmer zu ermöglichen, den man ihnen seit vasco da gama vorenthielt.
wo aber wäre das ufer des www, von dem aus sich eine räumliche aneignung von etwas virtuell waberndem mit fester hand vollziehen liesse?
und was man nicht besitz, das kann man nicht entsorgen?
und wer entleert die papierkörbe?
in manchen teilen der welt verkauft man solche, die unverhohlen und mehrsprachig klar stellen, das sie nicht für das verschwinden gemacht sind, nein, sie sind selbst nur zu ihrer vermehrung und vermüllung der welt da: "waste bucket = verschwenden sie eimer" steht auf ihnen zu lesen.
etwas wirklich verschwinden lassen, der ganz grosse trick, wir müssen uns weiter mit ablenkungen begnügen und besitzwillig unserem haberschicksal fügen.

07.10.2007 | 17:31

Kommentar #2 von Reinhard:

Lieber Aleks Scholz,
du hast da einem Gedanken Ausdruck gegeben, der im Spätwerk von Bazon Brock (es sei denn, er ist in der Lage noch ein späteres Werk zu hinterlassen) eine ganz zentrale Rolle spielt. Vor einigen Jahren hörte ich eine Vortrag des besagten und betagten Kulturtheoretikers und es ging dabei um "Verewigung durch Ruinieren". In der Tat haben Ruinen eine sehr beeindruckende Konstanz. Sie werden nicht modernisiert sondern restauriert, wobei grosser Wert darauf gelegt wird, ihre Ruiniertheit zu erhalten. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem das auch für Webpages gelten könnte. Schauen wir mal.

08.10.2007 | 00:17

Kommentar #3 von nina viereck:

literaturempfehlung: Christian Schmidt,
Individualität und Eigentum, Zur Rekonstruktion zweier Grundbegriffe der Moderne

11.10.2007 | 13:22

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