Riesenmaschine

22.06.2009 | 00:21 | Alles wird schlechter

Obszöne Geste der Zukunft


Coco irgendwie krank (Foto: Christian Y. Schmidt)

Die Modeschöpferin Coco Chanel rauchte fünfzig Zigaretten am Tag, damit sie besser Mode schöpfen konnte. Deshalb gibt es kaum ein Foto von ihr, das sie ohne Zigarette zeigt. Nur in dieser Anzeige, die am letzten Wochenende in der Hongkonger South China Morning Post erschien, raucht sie keine. Das Bild ist allerdings nicht echt. Erst mal ist das hier gar nicht Coco Chanel, sondern Audrey Tautou, die in dem gerade in Hongkong angelaufenenen Film "Coco before Chanel" (Deutschlandstart: 13. August als
"Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft"
) die Titelrolle spielt. Und zweitens rauchte zunächst auch Tautou auf diesem Foto ganz Chanel-like. Die Zigarette aber wurde weggephotoshopt, weil die Hongkonger Gesetze Werbung mit Zigaretten drin oder drauf verbietet. Dasselbe ist übrigens auch in Frankreich strikt untersagt, weshalb hier beim Filmstart im April dieses Jahres gleich sämtliche Plakate mit demselben Motiv aus den Aushängen in der Metro verschwanden.

Was allerdings nach dem Eingriff auf dem Foto bleibt, ist eine zwar irgendwie verkrüppelt wirkende, aber dennoch erkennbare Geste des brennende-Zigaretten-Haltens. Damit wird natürlich auch aufs Rauchen verwiesen, wahrscheinlich sogar stärker, als wäre die Zigarette noch zu sehen. Über kurz oder lang wird also deshalb auch diese Geste zunächst in der Werbung und später dann im Leben als obszön geächtet werden. Die aufmüpfige Jugend von 2068 aber kann sich jetzt schon freuen, denn in den nächsten 60 Jahren wird sich ein grosser Batzen bizarrer gesellschaftlicher Normen und Verboten ansammeln, gegen die man dann wieder herrlich rebellieren kann.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: No smoking in hell

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


Kommentar #1 von Frau Grasdackel:

Ein eingelegter Zeichenstift hätte den Eindruck vermitteln können, als betrachte sie mit laszivem Blick ein attraktives Model.

22.06.2009 | 02:19

Kommentar #2 von Herr Moospudel:

Frau Grasdackel, dann waere allerdings die kosmopolitische Dimension der hier klar angedeuteten Transurbanitaet verlorengegangen... oder so.
Ausserdem besteht die Gefahr, dass in Zukunft Stiftekauen zusammen mit Raeucherstaebchen und selbstfahrenden Rasenmaehern auch als Sucht erkannt und konsequenterweise verboten wird.

22.06.2009 | 07:13

Kommentar #3 von Moosdackel & Graspudel:

Warum muss man überhaupt ständig zu allem Bilder zeigen? Es sollte doch reichen, wenn man einfach schreibt: "Neuer Film im Kino. Hingehen." Wenn man ganz ausführlich sein will, kann man vielleicht noch den Titel dazuschreiben und die Namen des Regisseurs und der Darsteller erwähnen. Aber die meisten Leute gehen doch sowieso nur zum Händchenhalten/Knutschen/Sich-gegenseitig-Befummeln bzw. zum Masturbieren ins Kino, da ist der Film Nebensache.

22.06.2009 | 12:52

Kommentar #4 von honz:

Atemberaubend auch die Weitsicht der Photoshopper, die eine obszöne Geste durch eine andere zu ersetzen, was Liebhabern der Schule von Fontainebleau mit grosser Bewunderung feststellen werden.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/69/Gabrielle_d_Estree_-_Louvre.jpg

22.06.2009 | 18:03

Kommentar #5 von Fabian:

Coco Chanel ist klasse!

22.06.2009 | 22:51

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