Riesenmaschine

29.07.2010 | 15:10 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen anziehen

Hysterische Schuhe


Li Chen: He – Cranes – Kraniche
Wahrscheinlich wird man späteren Generationen nicht mehr genau erklären können, weshalb im ersten Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts die Menschen auf sämtlichen Kontinenten dieses Planeten plötzlich mit Plastikschuhen herumliefen, die einerseits so aussahen, als würden sie pausenlos schreien, wenn sie nur einen Mund hätten, die andererseits aber auch einen penetranten Eigengeruch verbreiteten, und die zudem im Verhältnis zu ihren lächerlich geringen Herstellungskosten sehr teuer waren. Man wird es vielleicht darauf schieben, dass dieses erste Jahrzehnt ja als das "hysterische" in die Geschichte einging. Es begann damit, dass alle fürchteten, die Apokalypse bräche an, nur weil sich ein Datum änderte. Später glaubte fast jedermann, ein Präsident würde eine andere Politik machen, nur weil seine Haut leicht anders gefärbt war als die seines Vorgängers. Und gegen Ende der Dekade schäumten Menschen wochenlang vor Wut, weil andere Menschen in Fussballstadien, die zehntausend Kilometer entfernt waren, in Plastiktröten bliesen.

Ganz genau aber wird man sagen können, wann der hysterische Schuh zu Kunstgeschichte wurde. Das war auf einer Sammelausstellung der Neun-Drachen-Berg-Galerie, die im Juli 2010 im Pekinger National Art Museum of China stattfand. Gemalt hat das richtungsweisende Bild ebenfalls 2010 der Nachwuchskünstler Li Chen, der es "Kraniche" nannte. Später sollte dieses Gemälde als Zeichen dafür gedeutet werden, dass das hysterische Jahrzehnt zu Ende ging.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Risikosportart Gummischuh

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (13)


Kommentar #1 von M.G.:

Genau! So war es! Genau so war es!

30.07.2010 | 13:08

Kommentar #2 von Araukarier:

Scheint mir eher ein fall von hysterischer Schuhberichterstattung zu sein. Ich habe das gefühl, in den letzten Jahren mehr Artikel (print|blog) über Crocs gesehen zu haben als Träger solcher Schuhe. Aber vielleicht ist das ja in Berlin anders.
Davon ab, ich habe ein paar ganz ähnlicher Schuhe, (einem kürzlich verstorbenen Multimilliardär abgekauft), die haben gefühlte 1,95 Euro gekostet und riechen ganz normal. Sind zwar nichts besonderes, aber auch nicht schlechter als andere Badeschlappen. Ich verstehe gar nicht was die Leute alle haben...

03.08.2010 | 14:45

Kommentar #3 von Frau Grasdackel:

Habe die gleichen Schuhe, nur in grün. Kosteten 3 Euro. Für die Gartenarbeit sind sie jedoch überhaupt nicht zu empfehlen, da hinterher die Füsse voller Erdklumpen sind. Könnte man auch gleich barfuss gehen.

04.08.2010 | 03:02

Kommentar #4 von irgendwem:

hier lernt man ja noch was ich wusste doch dass das Internet für irgendwas gut sein musste

05.08.2010 | 19:03

Kommentar #5 von hexagrammaton:

oh nein, da googlet man li chen und kriegt überhaupt nicht was man erwartet.

07.08.2010 | 18:20

Kommentar #6 von Analphabet:

Wäre mir gar nicht aufgefallen. Ich habe aber auch mal an lichen (ruber) gelitten, ist aber von selbst wieder weg gegangen

08.08.2010 | 15:34

Kommentar #7 von Leif Czerny:

Mir fehlt der Jouranlcharakter der Riesenmaschine.

09.08.2010 | 12:24

Kommentar #8 von irgendwem:

Ist Tex Rubinowitz jetzt endgültig aus der Maschine ausgestiegen?

13.08.2010 | 18:34

Kommentar #9 von meriat:

Mir fehlt der Blogcharakter der Riesenmaschine. (So langsam...)

14.08.2010 | 22:47

Kommentar #10 von Kommentator #10:

Ist die Riesenmaschine jetzt endgültig aus der Riesenmaschine ausgestiegen?

15.08.2010 | 09:42

Kommentar #11 von Norville Barnes:

Da hat sich was gefressen. Wird doch nicht wieder das Gebiss im Getriebe stecken?

15.08.2010 | 10:53

Kommentar #12 von zappo:

blogbuster!

19.08.2010 | 17:58

Kommentar #13 von irgendwem:

Wer liest denn überhaupt Internet?

19.08.2010 | 20:03

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Rochen (ganz allgemein)

- Sternhagelvöllegefühl

- Christopher Walken

- Wundermittel Papier

*  SO NICHT:

- dem Armlehnenquisling im Kino die Meinung "geigen"

- Stechapfeltee

- janusköpfige Welle

- Semantische Netzwerke


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Jack Brooks: Monster Slayer", Jon Knautz (2007)

Plus: 7, 12, 111, 112, 115
Minus: 118, 140, 147
Gesamt: 2 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV