Riesenmaschine

12.10.2005 | 14:10 | Zeichen und Wunder

Lange Leitung (schnurlos)


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bei base hatte man eine ungefähr lustige Idee: Für angeblich günstige Handytarife werben, indem man ein Wortspiel mit "Länge" macht, zum Beispiel "Hier kommt es nicht auf die Länge an", darunter Kleingedrucktes setzen, das die Tarifdetails erklärt, dann auf A4-Plakate drucken und über – hihihi – Pissoirs aufhängen. 'Sie verstehen? Hier kommt es nicht auf die Länge an? – Ulkig, nicht?'
Naja, eher ist es so eben mal mittellustig. Lustig jedoch, wenn das Spässchen Nachhintenlosgoing macht, nämlich das bewusste Plakat auf der Lesehöhe von 1 Meter 65 grossen Menschen hängt und jeder, der wie der Korrespondent ein Quantensprünglein diese Mädchengrösse überragt, auf den ersten Blick erkennt: Wohl kommt es auf die Länge an. Wonach man sich die Mühe spart, in die Knie zu gehen, um das Kleingedruckte zu lesen – wird es ja gleichmassen unwahr sein.

Martin Bartholmy | Dauerhafter Link


12.10.2005 | 05:18 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Alles Käse


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Völlig unklar ist weiterhin, wo eigentlich dieser ganze Käse herkommt. Es muss irgendwas mit Eutern und lange rumliegen und tendenziell stinkenden Flüssigkeiten zu tun haben, aber wie man im einzelnen aus einer Wiese und einem Paarhufer ungefähr dreiundvierzigtausend unterschiedlich riechende Lebensmittel herstellen kann (im Bild: irgendeine Zwischenstufe), kann man vermutlich nur verstehen, wenn man besessen von Bakterienstämmen und ihren schmutzigen Tricks ist – oder halt sonstwie abartig veranlagt. Für völlig normale Menschen klingt folgende Geschichte daher auch extrem plausibel: Der kanadische Käsehersteller Luc Boivin versenkte im letzten Jahr cirka 1000 kg Cheddar in einem tiefen See bei Quebec, und zwar damit das Zeug hinterher, man ahnt es sofort, besser schmeckt. Auslöser der Aktion war ein ebenfalls kanadischer Fischer, der zufällig ein Stück Käse am Grunde des Sees fand, und nach dessen Verzehr (kanadische Fischer essen offenbar alles) steif und fest behauptete, es sei der beste Käse gewesen, den er je gegessen hat. Boivin jedenfalls, so erfährt man heute aus der Presse, kann seine Tonne Käse auch nach monatelanger Suche nicht mehr finden – irgendwo am Grunde der "Ha! Ha! Bay" (Name von der Redaktion nicht verändert) liegt somit der beste Käse der Welt und schimmelt leise vor sich hin. Wie alle Kanadier ist Boivin nicht leicht zu entmutigen und plant einen neuen Versuch, wobei diesmal der Käse mit einem Peilsender ausgerüstet werden soll. Offenbar völlig unabhängig davon berichtet die kanadische Lebensmittelbehörde, dass irgendein anderer Käse aus Boivins Käserei lebensbedrohliche Botulismus-Erreger enthält. Aber solche Dinge passieren eben, wenn man sein Leben in die Hände von diesen kleinen Lebewesen legt, die noch nichtmal Hände haben.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


11.10.2005 | 21:15 | Was fehlt

Länderwahlomat


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Wie man gerade in letzter Zeit gesehen hat, ist es manchmal viel einfacher, ein schon vorhandenes Land zu wählen und dorthinzuziehen, als das Land, in dem man bereits ist, durch aufwändige und unzuverlässige Wahlen so umzugestalten, wie man es gern hätte. Aber nur zu oft werden Auswanderungsentscheidungen anhand falscher oder nichtiger Gründe (Wetter, Anzahl der bereits im fraglichen Land angesiedelten Verwandten) getroffen. Wie viel besser eingerichtet wäre doch die Welt, wenn es analog zum Wahlomaten oder diversen Handykaufhilfen im Netz eine Entscheidungshilfe für Auswanderungswillige gäbe. Verschiedene Staatsparameter wie "Generelles Tempolimit auf Autobahnen", "Todesstrafe", "Recht auf Waffenbesitz für alle", "Vorhandensein von Streifenhörnchen" könnten mit Hilfe der Radiobuttons "Muss sein", "Darf nicht sein" und "Mir egal" abgefragt werden, bei anderen (Nichtrauchergesetzgebung, Drogenfreigabe, Umweltpolitik, Pornographie-Einmischung, Datenschutz, Abtreibung, Sterbehilfe, wilde und giftige Tiere, Erdbebenrisiko) braucht man vielleicht ein, zwei Optionen mehr. Selbstverständlichkeiten wie Zensur (will keiner) und 24-Stunden-Supermärkte (will jeder) kann man sich bei der Abfrage sparen. Ritzfitz hätte man sich seinen Wunschstaat zurechtgeklickt, und wer weiss, ob dabei am Ende nicht ein Auswanderungsland herauskommt, auf das man nie von selbst verfallen wäre (Nauru, Belgien). Auf der anderen Seite könnten aufmerksame Staaten verfolgen, welche Optionen – insbesondere von solventen Akademikern – häufig gewünscht, aber nur selten angeboten werden, und damit in neue Marktnischen vorstossen. Insgeheim wird natürlich genau dieses Verfahren von gewissen Staaten (Holland, Kanada) bereits praktiziert. Kleiner uneigennütziger Tipp von uns an alle anderen: Die attraktive Kombination aus liberaler Drogenpolitik und Streifenhörnchen ist noch frei.


11.10.2005 | 19:15 | Berlin | Nachtleuchtendes

Blinkenlights 2.0


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2002 und 2003 2001 und 2002 gab es in Berlin eine Lichtinstallation namens Blinkenlights, bei dem die Fenster des Haus des Lehrers am Alexanderplatz als Pixel für einen Riesenbildschirm benutzt wurden. Dabei konnte man auch interaktiv mit dem Handy verschiedene Spiele steuern, zum Beispiel Pong (die nebenstehende BreakOut Animation ist von Simon Deffner). Wie wir von Netzpolitik.org erfahren, wird es vom 13. bis zum 19. Oktober anlässlich des Festival of Lights in Berlin wieder die Blinkenlights-Installation geben, mit eingebauten Dimmern für die Graustufendarstellung. Wie auch schon damals wird Berlin als progressives Zentrum von ganz schön vielem gefeiert werden, zum Beispiel von Medienkunst, urbanem Witz und überhaupt. Oft übersehen (insbesondere von der Berliner Regionalpresse) wurde von der Presse damals, dass es in Brüssel bereits zur Jahrtausendwende ein Vorgängerprojekt namens Marnix 2001 gab, bei dem ein Bankgebäude sogar mit einem Fensterpixel-Farbbildschirm ausgerüstet wurde. Aber auch das war nicht das erste Displaygebäude: Neben schwer zu überprüfenden Gerüchten, Anfang der 90er hätte es im Londoner Canary Wharf ein Hochhaus gegeben, das Werbung mit beleuchteten Fenstern als Pixel gemacht hat, gibt es die gesicherte Information, dass am MIT in Cambrigde ein Universitätsgebäude bereits 1993 als Bildschirm inszeniert wurde. Glaubt man aber Erich von Däniken, so ist auch das epigonal. In Südamerika soll es nämlich ein riesiges Feld von regelmässig angeordneten Steineinbuchtungen geben, in denen jeweils kleine Feuer entzündet wurden, um den Ausserirdischen so Pixelbotschaften zukommen zu lassen (Quelle: Fernsehsendung in den 90er Jahren).

Update: Hier gibt es eine Webcam, die auf das Haus des Lehrers gerichtet ist.


11.10.2005 | 16:57 | Berlin | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Zwischenmenschlichkeiten


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Schaut man genau hin, so gibt es für Erfinder noch immer drängende Probleme rund um zwischenmenschliche Beziehungen zu lösen. Da wäre etwa die vielbeschworene Lagerfeuerromantik, die schon manchem Jugendlichen im Zeltlager die Entblumung brachte und generell Knutschen und all das zu fördern in der Lage ist, aber in den entscheidenden Momenten oft nicht oder nicht schnell genug zur Hand ist. Denn bisher waren Lagerfeuer eine weitgehend immobile und zeitraubende Angelegenheit. Nun aber legt Künstler Sandro Porcu* endlich das Instant Campfire vor, eingeschweisst in Plastik, aus brandfreudigem Birkenholz, komplett mit Streichhölzern.
Von der Transportromantik zur Ballsportromantik – das untere Kunstwerk löst ein altes Prioritätenproblem für viele Männer und verbindet die schönste Sache der Welt mit der schönsten Nebensache der Welt. Es handelt sich um einen Fussball mit einer Kautschukmuschi darin. Über die Botschaft dieses Werks kann man hervorragend spekulieren; ein Votum pro Damenfussball ist ebenso möglich wie Kritik an der bithematischen Fixierung des Kulturpatriarchats oder dass der vielzitierte Scheidepunkt inzwischen ein Scheideball ist. Vielleicht heisst es aber auch nur, dass Kunstwerke mit Muschi besonders gut gehen.

* beide Werke gesehen auf dem Berliner Kunstsalon 2005


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