Riesenmaschine

04.03.2006 | 17:20 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

iPod jetzt auch in nützlich


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Der iPod ist ein hübsches Gerät, doch leider völlig uninteressant, wenn man sich nicht für Musik oder das gesprochene Wort interessiert. Lange kam der iPod-Kauf daher für weite Teile der Bevölkerung nicht in Frage. Jetzt ist mit Hilfe von Robert Bamlers kostenloser Wikipedia auf dem iPod endlich ein sinnvoller Einsatzzweck für das sympathische Plastikding gefunden: Unnütze Fakten müssen für den mobilen Einsatz nicht mehr auswendig gelernt werden, der Kopf ist frei für neue Ideen und Themen wie "Irland grösser als Island? Deine Mutter!" dominieren nicht länger das Kneipengespräch. Der Abschied vom Faktenwissen, der sich schon seit einiger Zeit ankündigt, ist damit endgültig vollzogen; das Abitur nach vier Jahren rückt in greifbare Nähe.


03.03.2006 | 19:49 | Alles wird schlechter

Thermonuklearer Spass


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Willkommen zurück im Kalten Krieg! Nachdem es inzwischen ja wieder ultimatives Spassprojekt jedes auf Schutz vor amerikanischer Bedrohung bedachten Landes ist, eigene Atombomben zu basteln, und die USA mit der Entwicklung von atomaren Kleinwaffen endlich handliche Gegenentwürfe zur weltweiten nuklearen Zerstörung fast am Start haben, beweisen die "Bedroom-Programmers" Introversion Software Sinn fürs Wesentliche. Die Briten repräsentieren eine Form von Spiele-Underground, die, wie so viele interessante Projekte, auf Autonomie und Selbstausbeutung beruht. Ihr erstes Projekt, "Uplink" (released 2001), war eine liebevolle, grafisch extrem reduzierte Simulation weltweiten Hackens und fand dank Webvertrieb ein grosses Publikum, ihr zweites Werk, "Darwinia", überzeugte 2005 mit futuristischem Retrodesign und einfachem, aber ausgefuchstem Gameplay leider hauptsächlich die Presse. Das kommende dritte Werk , "Defcon", geht grafisch wieder einen Schritt zurück, und zwar ins Jahr 1983. Der "Jugendlicher-Hacker-löst-aus-Versehen-fast-Atomkrieg-aus"-Plot des Films War Games (1983) stand Pate. Doch auch das hysterische, schwarzhumorige Amiga-Spiel Nuclear War (New World Computing, 1989) kommt als Uropa des im April erscheinenden, stylish reduzieren "Defcon" in Frage (unvergesslich der "Victory"-Screen von "Nuclear War": auf einer zerbombten Erde hüpft ein bei "Spitting Image" abgekupferter Politiker-Zwerg herum: "I win! I win!"). "It's Global Thermonuclear War, and nobody wins. But maybe – just maybe – you can lose the least", lautet der zynische Teaser für Introversions reduziertes, fast abstraktes Strategiespiel, in dem der Spieler sein atomares Vernichtungsarsenal aus der Sicht eingebunkerter Führungsstände steuert. "Dr. Strangelove" lässt grüssen. Vielleicht ist das Zynismus, möglicherweise auch britischer Humor. Thematisch jedenfalls beweisen Introversion gutes Timing.


03.03.2006 | 16:30 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Zapft die Bäume, bevor sie bitter werden


Anto wartet seine Birkenzapfanlage (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jetzt, bei der allenorts einsetzenden Schneeschmelze, kann man sich auch wieder weg von den Konserven und Tiefkühlprodukten, hin zu frischen Lebensmitteln wenden, freilich ist die Kartoffel noch nicht ausgebracht und die leckere Pflaume noch nichtmal geknospt, geschweige denn bestäubt, aber aus dem Boden lugen bereits erste essbare Boten des Frühlings, z.B. die Gyromitra esculenta, die prächtige Frühjahrslorchel, ein in Finnland hochgeschätzer Speisepilz. Niemand lässt sich dort von der Tatsache abschrecken, dass sie roh tödlich giftig ist, sie nennen sie liebevoll Korvasieni, d.h. Ohrenpilz, obwohl sie ja eher einem Magen ähnelt, man findet sie auf den Speisekarten jedes besseren Restaurants, der Ohrenpilz ist der Fugu Finnlands.
Bevor er zubereitet wird, sollte er jedoch ausgiebig gekocht werden, und zwar in einer gut gelüfteten Küche, denn die Dämpfe sind giftig. Zur Lorchelratatouille reichen Sie bitte landestypisch frischen Birkensaft. Auch der wird jetzt, sobald Eis und Schnee abtauen und der Saft wieder in die Bäume schiesst, gewonnen. Birkenwaldbesitzer sieht man jetzt häufiger mit dem Stethoskop ihre Bäume abhören, ob der Saft nach oben steigt, damit er gemolken werden kann. Susanna und Anto Maaranen zapfen mittlerweile im grossen Stil, und ihr Hain ist durchzogen von einem Netz aus Schläuchen und Auffangkanistern. Dafür haben sie nur 3-5 Wochen Zeit, denn danach wird der Saft zu ungeniessbarem bitteren Harz, noch bitterer als die bitteren Tränen der Petra von Kant, die auch schon mal billiger waren.

Dieser Beitrag ist ein Update zum Pilztag in der Riesenmaschine.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


03.03.2006 | 16:03 | Fakten und Figuren

Manager von heute


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Mal im Ernst, Logitech, das glaubt ihr doch selbst nicht, dass so der "Manager von heute" aussieht: Wie ein Möchtegernpopper, der sein Reissverschluss-Sweatshirt bei Strauss-Innovation kauft, im Büro Headset trägt wie der letzte Callcenter-Angestellte, vor sich auf dem Schreibtisch brav symmetrisch Tastatur, Aufklapphandy und eine ergonomisch geformte Wireless-Mouse mit Rallyestreifen à la Hardcore-Gamer drappiert. Oder jedenfalls, falls dem doch so sein sollte, können wir nicht erkennen, was daran "smarter denn je ..." sein soll. Für uns sieht es eher leicht minderbemittelt und wenig Respekt einflössend aus.


03.03.2006 | 13:55 | Anderswo | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Vielleicht das falscheste Buch der Welt


Eine ältere Ausgabe des hier rezensierten Werkes
Noch ist nichts geklärt: Aber eventuell ist dieses Buch das falscheste der Welt. Es handelt sich dabei um das Xinhua-Wörterbuch, das wohl populärste Taschenwörterbuch in China. Seit 1953, dem Ersterscheinungsjahr, trägt es praktisch jedes chinesische Schulkind im Ranzen, so dass seine Gesamtauflage mittlerweile bei 400 Millionen Exemplaren liegt. Nun hat Chen Dingxiang, ein ehemaliger Hoteldirektor aus Kanton, ein Buchkaufhaus in Shanghai auf Schadensersatz verklagt, da das Wörterbuch 4.000 (nach anderen Quellen: 3.000) falsche Definitionen und sonstige Fehler enthalte. Chen, so meldet China Daily, begann bereits 1998 an der Richtigkeit des Standardwerks zu zweifeln. Damals fragte ihn seine Tochter nach einem Eintrag. Chen sah selbst nach und hielt das, was er las, für falsch. Kurze Zeit später kündigte er seinen Job, um sich ganz der gründlichen Überprüfung des Wörterbuchs widmen zu können. Bereits 2001 fasste er die ersten Ergebnisse zu einem Bericht zusammen, dem 2004 ein zweiter folgte. Da bisher kein Verlag bereit war, Chens Korrekturen zu publizieren, sah sich der Mann genötigt, das Buchkaufhaus zu verklagen. Chen will u.a. "wegen Verletzung von Verbraucherrechten" den Kaufpreis des Buches (33 Yuan = 3,44 Euro) zurück, sowie 20.000 Yuan für seine Bemühungen um die Wahrheitsfindung. Unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreits hat die Riesenmaschine bereits jetzt beschlossen, Chen Dingxiang eine Lektorenstelle auf Lebenszeit anzubieten – vorausgesetzt natürlich, der Mann lernt noch schnell Deutsch.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


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