Riesenmaschine

26.07.2006 | 03:43 | Vermutungen über die Welt

Ist Kühe hüten Sport?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Rhythmus ist eine Sprache, behauptet die reisende Gummistiefelgruppe Gumboots. Genausogut könnte sie sagen, dass Gummi eine Sprache ist; z.B. das Quietschen – wir könnten es gar nicht ohne Gummi. Die Sprache der Marken ist weitestgehend entschlüsselt, so auch die Sprache der Stiefel; Herr und Knecht, Reiter und Ross, Macht und Unterwerfung, Stall und Jauche. Nebenstehendes Bild zeigt eine esperantoartige neue Stiefelsprache, die der globalen Unvereinbarkeit, des Zusammenwachsens, was nicht zusammengehört. Cowboys spielen Fussball, das kennt man aus Texas. Dass Missy Elliott, die Marika Rökk des Gangsta Rap und neue Schusterin bei Adidas, dies jedoch zum interkulturellen Trend erheben will, ist wundervoll blauäugig. Aber mit schwulen Cowboys hat ja bis vor kurzem auch niemand gerechnet. Ebensowenig wie mit Erwachsenenpuppenturnschuhen, von denen man sich wünscht, dass 50 Cent sie zusammengenäht hätte.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


25.07.2006 | 17:46 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Stählerner Stahl (Stahl)


40 Tonnen dick (Vordergrund) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Stahl ist eindeutig das beste aller Metalle. Zum einen klingt das Wort Stahl genauso, wie Stahl klingen muss – kein anderes Ding kann von sich behaupten, seinen eigenen Namen ("Stahl") als Namen zu tragen (abgesehen vielleicht von "Schrank"). Zum anderen ist Stahl derart elementar und systematisch, dass es noch nicht mal im Periodensystem der Elemente steht, diesem chemofaschistischen Blendwerk aus Zucht und Ordnung.

Flugzeuge bestehen heute zwar aus Plastik, was verstehen soll, wer kann, geraten dabei aber derart schwer, dass man wiederum Fahrzeuge aus Stahl benötigt, gewaltige Mengen Stahl, um sie vom Fleck zu kriegen (ohne gleich loszufliegen), wie man in der Werbepublikation "Faszination Stahl" des Stahl-Informationszentrums nachlesen kann. Den Airbus A380 und andere bis zu 600 Tonnen schwere Schwerbehinderte beispielsweise fährt ein massives, aber agiles Stahlding namens AST-1 X über die Flughäfen, das die Firma Goldhofer für vermutlich grössere Mengen Geld zur Verfügung stellt. Kaum möglich erscheint es dem modernen Menschen, den AST-1 X anzusehen, ohne in unbekümmerte Verzückung auszubrechen.

Und auch wenn jetzt schon zehnmal das Wort Stahl gefallen ist, man möchte gar nicht mehr damit aufhören, so ist es keinesfalls "stählerne Romantik", die das "originäre Kennzeichen" unserer Befindlichkeit ist, wie es Goebbels 1939 für die Reichsdeutschen feststellte. Im Gegenteil handelt es sich um die vollkommen unromantische Dämmerung (und zwar Morgen-) des gerade brandneu ausgedachten Postdematerialismus mit seinem stählernen Antlitz. Stahl, Stahl, Stahl, es fühlt sich an, als würde man ein glänzendes, massives Schwert aus Stahl verschlucken, einfach so.


25.07.2006 | 11:07 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Aus dem Staub malen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jüngst veröffentlichte die Künstlersozialkasse, wo die meisten selbstständigen Künstler versichert sind, wenn sie versichert sind, ihre Statistiken, die sie dann noch jüngster korrigierte: Der deutsche Durchschnittskünstler verdient nicht 823, sondern 901 Euro im Monat. Künstler verdienen also etwas weniger als gar nichts, wenn man die laufenden Kosten abzieht. Das Glück, deshalb ebensoviel Steuern zu zahlen wie Daimler Chrysler in diesem und im letzten Jahr, ist aber spätestens dann zu Ende, wenn man sich die Preisstrukturen im Laden für Bob-Ross-Bedarf ansieht: Einigermassen gute Acrylfarben kosten bis zu 10 Euro je 120 Milliliter, also etwa doppelt soviel wie ein okayer Jahrgangs-Champagner.

Mit Champagner malen, das ist nicht jedermanns Sache und so entscheiden sich immer mehr Künstler, nicht mit Acryl auf Leinwand zu malen, sondern mit irgendwas irgendwo drauf. Oder, analog zum Verdienst, aus nichts etwas zu machen, so wie Scott Wade, der Bilder im Staub auf Autos malt. Das ist neu, das ist innovativ, das ist toll und wenn man so eine crazy Idee hat, fällt auch gar nicht so auf, dass die in den Staub gekratzten Bilder hässlich und belanglos sind. Nichtsdestotrotz könnte Scott Wade eine grosse Zukunft bevorstehen, und zwar als PR-Experte. Wir erinnern uns: Im Bereich PR geht es häufig darum, mit belanglosem Dreck oder mit überhaupt nichts einen Namen in die Presse zu kriegen. Und das hat Wade sogar geschafft, indem er belanglosen Dreck an den richtigen Stellen in Nichts verwandelt hat.


25.07.2006 | 03:14 | Anderswo | Alles wird schlechter

Können Sie mal kurz die Kamera halten?


Irrelevante Informationen für Sekundenschläfer (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Trend geht zum kurz. So sind kurze Internetadressen so beliebt, dass mittlerweile Dienste wie die Suchmaschine für 3-Buchstaben-Domains herausfinden, was an kurz überhaupt noch geht. Auch ist eine Korrelation zwischen Produkterfolg und Namenskürze zu beobachten. Der iPod (4 Buchstaben) ist Marktführer, das arithmetische Mittel der Konkurrenznamenslängen dürfte beim Doppelten bis Dreifachen liegen.

Zumindest auf dem Gebiet der zu langen Filme wird jetzt kurzer Prozess gemacht: In der Stadt mit dem sympathisch kurzen Namen New York entsteht The 1 Second Film. Für diese cineastische Übersprungsreaktion malen Dutzende Künstler zwölf riesige Einzelbilder, die dann jeweils zwei Mal abgefilmt 24 Frames oder eben eine Filmsekunde ergeben. Und nach dieser spannungsgeladenen Sekunde voller Action, unerwarteter Wendungen, romantischer Verwicklungen oder so ähnlich, also nach dieser Sekunde ist der Film dann vorbei. Fast.

Denn da kommt ja noch der Abspann – mit einem Making-Of und den Namen der Produzenten, was ziemlich viele sind, da jeder erwähnt wird, der mindestens einen Dollar gespendet hat. Und obwohl man das Ende ja eigentlich nicht verraten soll, sei es kurz erwähnt: Der Abspann dauert 90 Minuten. Spätestens jetzt fällt auf, dass dieser Artikel über verstiegene Projekte amerikanischer Kunsthysteriker schon viel zu lange ist und daher umgehend


24.07.2006 | 17:23 | Supertiere

Abu


Symbolelefant (Foto:Intruder / Lizenz)
Zwischen vergangenem Mittwoch und Donnerstag wurden in einer Nacht- und Nebelaktion Abu und seine Mutter von Wien nach Halle abgeschoben, kein Mensch hat das mitbekommen. Weiss Halle, wer Abu ist, kennt es sein dunkles Geheimnis? Abu ist fünf und ein Elefant. Der erste, der in Europa durch eine künstliche Besamung in Gefangenschaft geboren wurde. Er wurde rasch zum Publikumsliebling, was sich schlagartig änderte, als er vor ca. einem Jahr seinen Pfleger mit einem Zahn pfählte. Und auch wenn dieses dunkle Kapitel in Halle unbeleuchtet bleiben wird, man die Bevölkerung davon verschont, so bleibt doch eine Sache unumstösslich: Der Elefant-Mord verjährt nie.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


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