Riesenmaschine

27.08.2006 | 18:24 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Optimiere, optimiere


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Den eigenen Tagesablauf zu planen ist ein bisschen, wie einen Text mit einer vorgegebenen Zeichenzahl schreiben zu müssen: Man hat einen Haufen guter Ideen, aber es gibt halt nur 24 Stunden, in denen man sie unterbringen kann. Dabei stellt sich nach dem ersten groben Kürzen zwangsläufig die Frage: Optimiert man jetzt mühsam jeden Tagespunkt bis in den Millisekundenbereich oder streicht man einfach konsequent ganze Absätze (soziale Kontakte, Schlafen) um die restlichen Dinge entspannt anzugehen?

Wer sich für den ersten Weg entschieden hat, darf sich jetzt über viele neue wertvolle Sekunden freuen. Beim Beyond Microwave Oven (gesehen bei OhGizmo!) entfällt nämlich das zeitraubende Programmieren der Aufwärmdauer und -intensität: Einfach den Barcode der Verpackung an die Mikrowelle halten und fertig ist die Laube, zumindest in 4.000 vorprogrammierten Fällen, leere Slots für eigene Gerichte sind ebenfalls vorhanden.

Wenn das Ganze jetzt auch noch ohne Tür funktionieren würde und parallel dazu die Verpackungen der Mikrowellengerichte dergestalt verändert werden könnten, dass sie sich beim Aufwärmen in eine schmackhafte und nährstoffreiche Sosse verwandeln – dann könnte man sich fast überlegen, den Absatz "aufs Äussere achten" wieder ins eigene Leben einzubauen.


27.08.2006 | 08:10 | Supertiere | Alles wird besser

Undicht und nützlich


Who's a Nutztier now? (Foto: tiarescott)
Die Lieblingsvögel der meisten Menschen sind bunt, handlich und ob ihrer Unbeholfenheit vermeintlich putzig. Üblicherweise sind ihre Nistbäume nicht durch zeitiges Absterben zu erkennen. Sollte sich jemand bei der Lieblingsvogelwahl soweit vorgewagt haben, dass der Kormoran trotzdem berücksichtigt wird, wird spätestens zurückgerudert, wenn die Menge der verputzten Fische in die Waagschale geworfen wird.

Dabei umgibt den Kormoran ein subtiler Humor, den kein Kanarienvogel, Wiedehopf oder Specht je erreichen kann. Schwimmend liegt der Vogel so tief im Wasser, als ginge er bald unter, und das Fehlen eines wasserdichten Federkleides erzwingt, dass nach einigen Tauchgängen das Gefieder getrocknet werden muss. Das für einen Wasservogel erniedrigende Prozedere wird zwangsläufig durch Fischkonsum überkompensiert. Doch während die Kollegen die gefressenen Fische nach metabolischer Verwertung unbrauchbar über die Landschaft verteilen, häufen die Kormorane ihren Abfall verantwortungsvoll zu Guano-Felsen an. Dieser wichtige Grundstoff für Dünger bescherte dem Inselstaat Nauru lange Zeit das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Kürzlich wurde dem Kormoran an dieser Stelle fehlende Nützlichkeit vorgeworfen. Nun sind Kormorane tatsächlich nicht essbar, aber andererseits wurden sie in China erfolgreich zur Fischjagd abgerichtet. Ausserdem ist der Kormoran ein idealer Zeitvertreib: Man kann ihnen stundenlang zusehen, denn kaum hat man einen Vogel entdeckt, setzt er sicher bereits zum nächsten Tauchgang an, worauf man ihn wieder aus den Augen verliert. Nie wieder Enten füttern!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der Vogel, die Vögel, das Ungeziefer


26.08.2006 | 14:50 | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Das nächste bunte Ding


Womöglich wird bald die Zeit kommen, in der Menschen in dampfbetriebenen Postkutschen von einer Stadt zur anderen reisen. (Foto: nozai / Lizenz)
Schon lange beschäftigt sich die Menschheit mit der wichtigen Frage, wie sich der Drogenkonsum mit seinen hässlichen Nebeneffekten (kostet Geld, Wirkung hält oft lange an, zudem muss man "gelegentlich ein paar gelähmte alte Damen niederstrecken und ausrauben oder sein Geschlecht in einer übelbeleumdeten Bahnhofsgegend einer Meute von Randexistenzen feilbieten", © Walter Moers) durch fortschrittlichere Lösungen substituieren lässt. Einen neuen Ansatz bietet hier die HDR-Fotografie, wie man sie nebenstehend oder in grosser Menge in der HDR-Group bei flickr betrachten kann: In speziellen, klandestinen HDR-Labors werden drei herkömmliche Bilder so miteinander vermengt, dass ein buntes, dynamisches Drogenerlebnis ohne Nebenwirkungen entsteht. Wer HDR-Fotos selbst herstellen will, hat derzeit die Wahl zwischen Photoshop CS2 (sehr teuer), PhotomatixPro (teuer) und FDRTools (billig).

Man darf sich darauf einstellen, dass schon morgen, also spätestens nächstes Jahr oder jedenfalls noch in diesem Jahrtausend Werbefotografie nur noch mit HDR denkbar sein wird. Bzw. wird schon bald darauf Fotografie ohne HDR das Auge des Verbrauchers so fesseln, dass wir an dieser Stelle ausführlich über die neue, gewagt simple Retro-Technologie berichten werden.


26.08.2006 | 02:17 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Schlangen, Flugzeug, fertig


You name it.
(Foto: Crystl)
In Amerika wurde ein Film erfunden, den man nicht mehr ansehen muss, um ihn zu kennen. Snakes on a Plane, gerade angelaufen und ab Anfang September in Deutschland, bricht natürlich womöglich irgendwelche Rekorde, aber das passiert ja mittlerweile jeden Monat. Nein, legendär ist dieser Film deshalb jetzt schon, weil ihn jeder kennt, obwohl ihn fast niemand gesehen hat, was nur möglich ist, weil hier zum ersten Mal etwas exakt, wirklich exakt so heisst, wie es heissen muss. Samuel Jackson drohte damit, nicht mehr mitzuspielen, als kurz im Gespräch war, dem Film den nichtssagenden Titel "Pacific Air 121" zu geben, und weigert sich anschliessend, über die Handlung zu reden, weil es keine gäbe, ausser eben Schlangen und Flugzeug. Meine Güte, wie erfolgreich hätte "V for Vendetta" sein können, wenn man es "Explosionen und schlechte Zähne" genannt hätte? Wieso ist niemand auf die Idee gekommen, die neuen MacBooks "Viel besser als alles andere, wenn sie nicht gerade in Flammen aufgehen" zu nennen? Und was hätte aus George Bush werden können, wenn er sich Arnold Schwarzenegger genannt hätte? Der Film selbst ist übrigens solala, man müsste ihn nur erstmal ansehen.


25.08.2006 | 20:26 | Anderswo | Alles wird schlechter

Dem Ignaz sei Häusle

Nein, das Leben ist nicht lustig, wenn man Gegenstand jugendlichen Amüsements in Internetforen namens Lachmeister oder Chilloutzone ist. Nein, es ist keine Freude, für ein weiteres, bislang unentdecktes Führerhauptquartier gehalten zu werden, nein, auch der südwestdeutsche Diminutiv hilft da nicht und nein, Irrtum, die auf dem Bild zu sehende Kirche ist kein Gotteshaus für politisch Fehlgeleitete. Die Geschichte des Nazihäusle, man erahnt es, ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Denn im Gegensatz zum Inder, der seine Speiselokalität mit einem "Hitler" und einem Hakenkreuz versieht, um den Umsatz anzukurbeln, ist der Badener zum einen weder so abgebrüht noch so verzweifelt – Provokation ist schliesslich ein arg simples Gewerbe. Und die Wahrheit um das traurige Nazihäusle und die Kirche? Die Kapelle ist eine Hofkapelle, die zum gegenüberliegenden Bauernhof gehört, dem "Nazi-Häusle". Dieser ist eine Aussiedlung des Nazi-Hofes in Breitnau, der nach seinem Erbauer Ignaz Ruf benannt wurde, dessen Vorname wiederum bis 1945 oft "Nazi" abgekürzt wurde. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Ignatz Bubis jedenfalls hätte sich bedankt, hätte man ihn zu Lebzeiten "Nazi" gerufen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Mumbaimumpitz


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