Riesenmaschine

19.10.2006 | 18:21 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Inside out Nackenrolle


Foto: theoriginalsushipillow.com
Am Anfang war die Bettwurst, und sie sah meist mehr oder weniger aus wie ein Bonbon. Dann kam der Kuscheldöner und hatte seine fünf Minuten, in denen er wirklich lustig war. Bald darauf folgten Wurstteppiche, und nun gibt es für Dekowütige mit gehobenen Essgewohnheiten und simplem Humor endlich auch das Sushikissen (via Spareroom). Doch erst, wenn Emmentaler Aufschnitt Fleecedecken und Leberkäse-Matratzen in den Läden liegen, wird man feststellen, dass Essen im Schlafzimmer nichts verloren hat. Oder Schwarzwälder Kirsch Keilkissen herstellen.

Natascha Podgornik | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


19.10.2006 | 12:11 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Krankheiten jetzt auch simuliert


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In Zeiten, in denen es weltweit immer weniger Krankheiten gibt (hoffen wir mal), ist es nur folgerichtig, dass man sich zunehmend Gedanken macht, wie man heranwachsenden Menschen altmodische Gebrechen erklären kann. Die jungen Dinger kennen doch ausser Hangover, ADHD und Rechtsradikalismus keine körperlichen Schäden mehr. In diese Lücke fällt äusserst passend der vor wenigen Tagen in England anlässlich des Weltarthritistages vorgestellte Anzug zur Simulation von Osteoarthritis. Gut, er sieht nicht besonders elegant aus, aber dafür erzeugt er das arthritistypische Gefühl eingerosteter Knochen verbunden mit starken Schmerzen bei jeder Bewegung, und zwar auch wenn man gar keine Arthritis hat (daher 'Simulation'!). Für Simulanten bei der Musterung eignet er sich wegen seiner Unhandlichkeit zwar kaum. Jedoch ist es so nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Mensch mit fortgeschrittener Arthritis den Mount Everest besteigt. Wenn man erst auf die echte Krankheit warten müsste, wäre man am Ende ja viel zu alt für sowas.


19.10.2006 | 05:07 | Supertiere | Alles wird besser

Waagerecht: Gegenteil von Mäuse melken


Ach ja: Kippen kaufen nicht vergessen! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ein schwerwiegender Nachteil von allerlei Nagetieren aus der Zoohandlung ist, dass man sich mit ihnen nicht anständig betrinken kann. Auch mit reichlichem Angebot von Spirituosen schauen sie einen spätestens beim zweiten Mal nur mit vorwurfsvollen Knopfaugen an. Gottlob tut jemand was dagegen, nämlich John Crabbe, der gerade auf einem Treffen der Society for Neuroscience verkündete, es sei ihm gelungen, Mäuse zu züchten, die freiwillig Alkohol in gebührendem Masse zusprechen. Dabei nutzte er die alte Tugend, Alkohol erst nach Einbruch der Dunkelheit zu servieren. Das kam so gut an, dass die Tierchen jetzt trinken, bis sie weissgekleidete Menschen sehen.

Roland Krause | Dauerhafter Link


18.10.2006 | 18:11 | Anderswo | Alles wird besser

Die Rosa-Stadt-Theorie


Diebstahlsicher und massgeschneidert.
(Foto von Nelson Minar / Lizenz)
Der an sich plausiblen Broken-Windows-Theorie von Wilson und Kelling zur Genese von Gaunerei und Vandalismus – wenn man irgendwo ein Fenster einschlägt, zieht es im ganzen Stadtviertel, und zwar erst einen über und dann woandershin – ist ja manches vorzuwerfen, vor allem, dass sie die neokonservative Nulltoleranzpolitik mitverursacht hat, die amerikanischen Schülern Schulverweise wegen Handbewegungen, mikroskopischen Spielzeugpistolen und Lutschbonbons einhandelt. Eleganter Kameraschwenk auf Indien, wo in der verbrechensgeplagten Stadt Aurangabad grade eine hübsche Variante der Broken-Windows-Theorie erprobt wird. Es liegt ja auf der Hand: weil bekanntlich niemand, der bei Verstand ist, rosarote Dinge haben oder auch nur anfassen will, muss man einfach die ganze Stadt rosarot anstreichen, und schon geht das Verbrechen ein wie eine Primel, die man rosa angestrichen hat. Unbekannt ist bislang, wie Jaipur, die amtierende rosaroteste Stadt Indiens, auf die Konkurrenz reagieren wird. Hoffentlich nicht mit rosa Killerelefanten.


18.10.2006 | 11:22 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Auch Feen gehen bei DoorOne


Nachsprechpuppe Paul (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Welcher Stahlarbeiter kennt das nicht? Morgens vor der Arbeit steht die Tochter (4) am Bett, zieht die Decke weg und schreit: "Los, Papa, kauf mir sofort das teuerste Feenprodukt der Welt." Früher schwitzte man in einem solchen Fall Blut und Wasser. Mein Gott, was sind überhaupt Feenprodukte? Wo kann man die denn kaufen? Und mach ich mich als kräftig gebauter Stahlarbeiter in einem Feenbedarfsladen unter dem ganzen pinken Feenkram ("BABY BORN Pink Fairy Fee Set de luxe" von Zapf Creation, "BARBIE Fairytopia Feen Halsketten" oder Malheft "Mandalas mit Feen und Elfen") nicht irgendwie verdächtig? Vor allem aber rumpelte ein Gedanke durchs Gehirn: Wie soll ich bei dem ganzen Feeneinkaufsstress bloss meine Schicht am Hochofen noch schaffen?

Heute geht der Stahlarbeitervater einfach an den Rechner, klickt sich bei DoorOne unter Spielzeug zur Kategorie Feen durch, wählt bei "Sortieren nach": Gesamtpreis (von hoch zu niedrig), findet innert zwei Sekunden das teuerste Feenprodukt wenigstens Deutschlands, nämlich die "FUNTASTIC Feenstäbe sortiert, 24er Set"**, klickt mal eben auf den Anbieter "The-Hands.de" und bestellt vier Sets = 96 Feenstäbe für 119 Euro, denn das ist bei diesem Preis die Mindestabnahmemenge. Da hat ein kleines Mädchen eine schöne Weile was zu zaubern. Auch bei potentieller Unzufriedenheit des Balgs ("Wie ungeil, 96 Feenstäbe, die alle gleich aussehen. Ich will doch lieber das "Schaukeleinhorn 'Fantasy' mit Geräuschen") hilft DoorOne. Jetzt surft Vati nämlich zur nächsten Spielzeug-Kategorie Gehende und sprechende Puppen, staunt nur kurz über die sehr unterschiedlichen Preise von Winnie Pooh, dem sprechenden Krabbelbaby (von 25,94 € bei Otto bis 45,94 € bei Neckermann), und lässt sich die "Nachsprechpuppe Paul"* ("Plappert nach, was man ihr vorspricht") für 9,99 Euro kommen. Der spricht man dann den Satz in den Bauch: "Du dummes Ding. Du hattest nur einen Wunsch, und der ist jetzt verplempert." Anschliessend lässt einen die verdutzte Tochter garantiert in Ruhe; und der Stahl am Hochofen schmilzt sich praktisch von allein. Danke, DoorOne.

*Wg. des grossen Erfolgs unter Stahlarbeitern bei Neckermann im Moment vergriffen. Wird aber sicher bald neu aufgelegt.

** Wir weisen darauf hin, dass es sich hierbei um ein Wiederverkäufer-Angebot handelt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (19)


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