Riesenmaschine

03.04.2007 | 17:45 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Kaskadenwerbung


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dem Bahn-Kundenmagazin "mobil" entnehmen wir, dass die nimmermüde Welt der Werbung eine neue Ausdrucksform geboren hat: Der Schlüsselanhänger in Trikotform mit Hertha- und DB-Logo vereint zwei Marken, zwei Waren und cirka drei Metaebenen auf eine Weise, die sich mit dem Verstand nur noch so fassen lässt, wie man etwa ein Zen-Koan zu fassen versucht. Nach mehrminütiger Meditation über dieses perplexierende Produkt wurden wir erleuchtet und fassten den Plan, die Riesenmaschine-T-Shirt-Serie 2007 mit Hilfe von T-Shirts zu bewerben, auf denen Riesenmaschine-T-Shirts abgebildet sind. Ja, und vielleicht drucken wir das Ganze dann auf eine Tasse, die wir im Ausdruckstanz in Fussgängerzonen darstellen. Darüber wird man noch ein paar Minuten weitermeditieren müssen.


03.04.2007 | 11:40 | Was fehlt

Urnenasche richtig nutzen


Dieser Stift war mal tot.
Bild von dort her (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die alten Ägypter waren Menschen der schlichten Symbole. Ein grosser Herrscher liess sich als Zeichen seiner Grösse auch ein grosses Grabmal bauen, fertig. Dass dabei ganz gerne mal getrickst wurde, behauptet ein Franzose namens Jean-Pierre Houdin, der nach intensivem Studium einiger selbstgebastelter 3D-Animationen herausgefunden hat, dass Pharao Khufu statt der bisher veranschlagten 100.000 Arbeiter nur 4000 gebraucht hat, um seinen persönlichen Grössenwahn in die Wüste zu klatschen, und ausserdem alles von innen nach aussen bauen liess, was viel einfacher ist als die bisher postulierten spiralförmigen Monumentalerdrampen.

Zu loben ist Pharao Khufu natürlich für das schicke, d.i. puristische Design. Pyramidenfömig, da gibt es nichts dran zu rütteln. Wer heutzutage stirbt, dem kann man nur wünschen, dass die Hinterbliebenen über einen ähnlich ausgebildeten Sinn für ästhetische Feinheiten verfügen. Der Urnenhersteller W. Völsing KG zum Beispiel bietet eine extrem hässliche Alternative zur herkömmlichen Urne an, nämlich Teile der Asche einfach in einem herzförmigen Anhänger mit sich herumzutragen, der auch noch den missglückt augenzwinkernden Namen Am-urn-lett trägt, während die Firma Algordanza menschliche Überreste in Diamanten presst und damit den Pathosvogel endgültig abschiesst.

Um Überresteverwertung mit Stil kümmert sich eine englische Designerin namens Nadine Jarvis, deren Post Mortem Research Programme Urnenideen produziert hat wie eine Urne, die nach drei Jahren von selbst vom Baum fällt oder Vogelfutterbällchen aus Asche und Vogelfutter, was dem Verstorbenen die Möglichkeit bietet, auch noch im Tod hässliche Flecken auf Denkmälern zu hinterlassen. Menschliche Asche lässt sich auch prima in Bleistifte pressen, um die 240 werden es beim durchschnittlichen Menschen, behauptet Nadine Jarvis. Nur ihre Bemerkung, dies wäre ein "lifetime supply" an Stiften ist vielleicht erstens ein wenig gemein formuliert und zweitens bestimmt nicht richtig.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Urnenwahl


03.04.2007 | 02:58 | Nachtleuchtendes

Roulette, sicher


Abb. 1 Suicide is painless (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Abb. 2 Viel hilft viel (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Beim russischen Roulette bleiben Unsicherheitsfaktoren. Zumindest, wenn man es lege artis spielt, ist das Risiko, zu überleben, für einen Suizid-Interessenten mit echten Ambitionen deutlich zu hoch. Doch der Bolschewik hat nachgebessert. Die zeitgemässe Version des beliebten Kugelspiels kommt ohne Kugel aus, es genügt eine handelsübliche Steckdose. Einfach einstecken und dann zwei Finger in die Kontaktöffnungen halten. Für terroristische Splittergruppen oder Menschen auf der Suche nach besonderen Körpererfahrungen bietet sich das formschöne, frei konfigurierbare Steckfeld (Abb. 2) an, wobei zu bedenken ist, dass der elektrische Widerstand bei Parallelschaltung von Widerständen signifikant abnimmt und somit bei der Nutzung des Geräts die Haussicherung rausspringt. Gibt es in Russland Haussicherungen?


02.04.2007 | 18:30 | Supertiere | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Rätselhafte Furbyforschung


Fotos: Michael Brake (links und rechts), photooptik (Lizenz)


Vor knapp einem Jahr deckten wir weltexklusiv auf, dass die Gestaltung des Furbys keineswegs auf dem gedanklichen Mist der Spielzeugdesigner von Tiger Electronics gewachsen ist, sondern dass man bei Tiger bloss von einem Haus an der Berliner Besselstrasse abgekupfert hatte. Dachten wir. Dachten alle. Doch nun wurde ein weiterer potentieller Furby-Vorläufer entdeckt, in Form einer Dekofigur des Geister Tempels auf dem Hamburger Dom. Bekanntermassen wurde Furby 1998 auf den Markt gebracht, der Geister Tempel existiert aber bereits vier Jahre länger, seit 1994, als Nachfolger der legendären und sogar in H0 verewigten Mammuthöhle.

Nun ist die Verwirrung gross. Wer darf sich als geistiger Vater des Furbys bezeichnen? Die Architekten des Furbyhauses? Die Besitzer des Geister Tempels? Tiger Electronics? Oder am Ende doch wieder nur die olle Natur?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Furbyhaus


02.04.2007 | 11:28 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Bildschirme durch die Jahrhunderte


Bildschirmunterschrift (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Was oft verschwiegen wird: Die ach so futuremässige Zukunft ist eine der ältesten Veranstaltungen überhaupt, schon Thomas Morus hat an ihr herumgeschraubt und das war 1516, der Lateiner kannte den Zukunfts-Nachfolger Futur II schon vor Christi Geburt. Noch müssiger als über die Zukunft nachzudenken ist, über die Zukunft in der Vergangenheit nachzudenken, sich also Gedanken zu machen über die Gedanken, die in der Vergangenheit die Zukunft bestimmt haben, wie Jules Verne, der grossen alten Salonschwuchtel der Science Fiction.

Ein zentrales Gestaltungselement der vergangenen Vorstellung über die Zukunft ist der Bildschirm im öffentlichen Raum. In Metropolis entwirft Fritz Lang zwar das Bildtelefon, kriegt aber die Abzweigung Richtung Stadtmöbel Bildschirm noch nicht so recht hin. Den Bildschirm als Accessoire der Zukunft thematisiert Hugo Gernsback in seiner epochalen Zeitschrift "Amazing Stories". "Das neue Universum"-Autor Hans "The Freshest Fascist" Dominik spricht in seinem 1934er Buch mit dem glänzenden Titel "Das stählerne Geheimnis" von Bildschirmen in der Stadt, dann geht alles ganz schnell, Harry Bates und danach John W. Campbell geben in den 1930er Jahren "Astounding Stories of Super-Science" heraus, in dem heftig durch das halbe Universum gebildschirmt wird, im Film "Alarm im Weltall" werden 1956 bildschirmähnliche Grossdekorationen eingesetzt, mit "Der Schweigende Stern" hält der Grossscreen Einzug in die DDR-Science-Fiction, in den 1960er Jahren werden screenintensive Fernsehserien wie Star Trek und Raumschiff Orion im Dutzend auf den Markt geworfen und fortan ist der Bildschirm exzessiv von "Blade Runner" über "1984" bis "Brazil" zentrales Gestaltungselement; die sich überlappenden und bewegenden Werbe-Projektionen in "Minority Report" stellen den vorläufigen Höhepunkt dar, die glänzende Zukunft ist voller Bildschirm, schon immer gewesen, vorgestern, gestern, morgen, übermorgen. Und heute? Heute disqualifiziert sich wieder mal durch platteste Profanität, indem der Screen zwar allgegenwärtig geworden ist, wie vorausgesagt, aber anstatt Botschaften von fernen Sternen zu transportieren, kommt bei Obi im Schraubenregal Spax TV mit einer Videoanleitung zum Selbstschrauben. Vonnegut pulkte sich im Poloch.


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