Riesenmaschine

07.06.2007 | 11:38 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Schnappspringen schlangenlos

Das Risiko ist ein scheues Tier, das sich klug an dunklen Stellen verbirgt, an denen es niemand vermutet. Oder hätten Sie erwartet, dass wahlweise Basketball, Cheer-Leading oder auch Kegeln und Golf in jahrelangen Empirie-Exzessen als gefährlichste Sportarten der Welt ermittelt wurden? Kardinalfeind Risiko operiert jedoch in noch entlegeneren Verstecken. So halten sich im Umfeld der Risiko-Fetischisten hartnäckig Gerüchte, nach denen die Gefahr kaum grösser sein kann als beim Seilspringen. Nicht nur wird etwas Langes, Dünnes unter den Beinen bewegt, was potentiell zu unlösbaren Fesselungen, in der Folge zum Tode durch Verhungern führen kann, nein, auch ähnelt das Sportgerät dem Primordialfeind Nummer eins, der Schlange, und kann daher mitunter durch sein unbedachtes Bewegen schwere psychische Detonationen im kaum erforschten Archäozentrum des Hirns auslösen, meist ohne Hoffnung auf Rettung. Aktive Seilspringer sind hasardierende Fleischbrocken auf der Zunge des Todes und verdienen unser aller Mitleid.

Wie immer jedoch liefert die moderne Technik einen einfachen Ausweg, wie wir Sicherheitsfanatiker die sportlichen Reize des Seilspringens (Bewegung an der frischen Luft, gravitative Wechselwirkung, Schütteltrauma) ohne das Risiko eines gewaltsamen Todes geniessen können. Seilspringen jetzt auch ohne Seil, sagt JumpSnap und erfindet das Springseil ohne Seil. Wer dann noch herausfindet, dass man theoretisch auch ganz ohne JumpSnap regelmässig auf- und abspringen kann, hat zusätzlich 30 Dollar Gewinn gemacht.


06.06.2007 | 22:19 | Berlin | Zeichen und Wunder

Poesie und Alltag


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dieses Bild zeigt einen spannenden Augenblick im ersten und gleichzeitig langsamsten Dampfdraisinen-Seifenkistenrennen aller Zeiten, das vom 6. Juni bis ca. 6. August 2007 in Berlin einmal um den Hackeschen Markt herum stattfindet. Versonnen, scheinbar halb schlafend, in Wahrheit aufs Äusserste konzentriert schauen die beiden Fahrer vom Team BSR durch ihre Schutzmasken ins Innere ihrer knallorangenen Boliden, in den Maschinenraum, wo ein unglaublich ineffizientes Antriebsaggregat funkensprühend vor sich hin arbeitet, ohne dabei nennenswerten Vortrieb zu produzieren. Das riskante Überholmanöver, zu dem der hintere Fahrer gerade angesetzt hat, ist mit dem blossen Auge nicht zu erkennen und wird das gesamte Ausmass seiner taktischen Finesse erst in ca. zwei Wochen in der Zeitraffer-Rückschau entbergen. Könnte man denken. Die da so unverhofft poetische Bilder ins Weichbild der Stadt hineinprägen, gehören natürlich in Wahrheit zu einem Instandsetzungskommando der BVG und schweissen ganz prosaisch die Gleise neu zusammen. Trotzdem: Gegen das, was Berlin dem sensiblen und empfänglichen Cineasten an einem gewöhnlichen Dienstagnachmittag zu bieten hat, können sich die Jean-Pierre Jeunets, Tim Burtons, und Emanuel Crialeses dieser Welt mit ihrem vermeintlich "fantastisch surrealen" Filmschaffen allemal gehackt legen.


06.06.2007 | 16:12 | Anderswo | Alles wird besser

Ersatz für Bienenurin

Wenn die Bienen, diese Nagetiere der Lüfte, erst mal vollständig weg sind, wird es schwierig auf der alten Erde. Bienenurin bewässert über 75% der bewirtschafteten Landmassen der Erde, er speist das Gelbe Meer und ist beim Brauen von Bier als sogenanntes "Quellwasser" für die angenehme Farbe und den bitteren Geschmack verantwortlich. Ohne Bienenurin droht der Welt die Dürre. Die Antwort auf die sich abzeichnende Krise kommt jetzt aus Australien, wo der Erfinder Max Whisson ein Gerät entwickelt hat, das das Wasser aus feuchten Winden extrahiert. Dabei treibt der Wind eine Turbine an, und der dadurch erzeugte Strom seinerseits eine Kühleinheit. Dem dadurch kontinuierlich gewonnenen Kondenswasser müssen jetzt nur noch Bienenharnsäure und Honigreste zugesetzt werden, aber da arbeiten die Chemiker sicher schon dran.


05.06.2007 | 18:55 | Was fehlt | Sachen kaufen

Format: 1,0 KK


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn die Natur eine neue ökologische Nische, also etwa ein Geldbörsenfach hervorbringt, weil zum Beispiel gerade die Kreditkarte erfunden wurde, entsteht gleichzeitig ein gewisser Evolutionsdruck in Richtung Kreditkartenformat. Schon bald kann man 40 Meter gewachste Zahnseide, Schweizer Taschenmesser, Waidmannswerkzeug, Lupen mit Licht, Lockpicking-Werkzeug, USB-Speicher, Alarmgeräte, Kondome, Zahnstocher, Digitalkameras, Taxianlockzubehör, Asthma-Inhalatoren, Flaschenöffner, Eiskratzer, Würfel, Schraubenschlüssel, Bilderrahmen, Kämme und Manschettenknöpfe sowie seit gerade eben auch Messer und Gabel (via MAKE Blog) im Kreditkartenformat erwerben. Vorausgesetzt, man verfügt über eine kreditkartenförmige Kreditkarte. So wie es Masseinheiten für Volumina oder Flächen gibt, ist die Kreditkarte die Masseinheit des Gadgets. Weil es ja sonst wieder keiner macht, müssen wir an dieser Stelle kreditkartenförmige Tiere fordern, die man stets bei sich tragen kann, Häuser oder wenigstens Campingzubehör (Zelt, Isomatte, Kocher), Fortbewegungsmittel und Urlaubsländer im Format 85 x 54 mm. Wenn das nicht geht, sollen eben die Kreditkarten grösser werden.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Little Boxes Made Of Ticky-Tacky


05.06.2007 | 12:29 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Wesen aus Himmel und Hölle


Quelle: Pink Tentacle (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wichtige Geschehnisse der letzten Tage: Gordon Holmes, offensichtlich direkt Monthy Python entsprungen, findet Nessie wieder – als langen, dünnen Wurm in mieser Videoqualität – und die Welt steht Kopf. Dann entdeckt Amateurwissenschaftler Rufus Dawes mehrere Bergeidechsen Lacerta vivipara in der Nähe von Loch Loch im Rahmen des Great Munro Reptile Survey, und Millionen Zuschauer jubeln ihm zu, auch ganz ohne Video. Hingegen die Japaner entwickeln CB2, einen Roboter, der sich genauso benimmt wie ein ein- bis zweijähriges Kind, liefern ein einwandfreies Video in bestechender Qualität, und niemand nimmt davon Notiz. Dabei ist das Monsterbaby CB2 viel nützlicher als jedes Reptil, denn dank Mangel an Beweglichkeit kann man es stundenlang anhimmeln, ohne Risiko, dass es plötzlich in irgendeinem Loch verschwindet. Es liegt auf dem Rücken, starrt mit grossen Augen in die Kamera, strampelt ein wenig und starrt dann wieder mit grossen Augen in die Kamera. So ein Baby scheint ein frohes Leben zu führen. Und weil wir als nächstes alle unsere Säuglinge durch CB2-Exemplare ersetzen werden (scheisst immerhin nicht die Bude voll, der kleine Elektroracker), arbeiten die Japaner bereits an dem Nachfolgermodell – CB3, der vollautomatische Dreijährige für gehobene Elternansprüche. In absehbarer Zukunft wird man die Dinger im Abonnement kriegen, jedes Jahr ein Neues. Vielleicht wird das jeweils aktuelle Sommervideo von Nessie dann gleich mitgeliefert.


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