03.10.2007 | 08:46 | Essen und Essenzielles | Effekte und Syndrome
Man könnte noch darüber spekulieren, ob die Vagina Dentata hier irgendeine Relevanz hat, aber das soll doch lieber Sarah Lucas machen. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Seit einiger Zeit gehört zum guten Handwerkszeug der Markentechnik, dass nicht nur die Sonnenseiten des Lebens für die Attribuierung der Marke herangezogen und urbar gemacht werden, sondern auch eine gewisse Dosis darke Düsternis mit beigemengt wird. Wie Menschen, so wirken auch Marken facettenreicher und interessanter, die nicht nur Friede, Freude und Harmonie verströmen, sondern streitbar daherkommen und mit einem gewissen Zug zum Abgründigen aufwarten. Das erklärt möglicherweise, warum die Telekom ihren aktuellen TV-Spot mit der Satanisten-Hymne "Paint It Black" unterlegt (obwohl es in dem Fall wirklich nicht not getan hätte). Und irgendwie spielt das Kalkül wohl auch beim "Angry Whopper mit Angry Onions und Jalapenos" von Burger King mit hinein, zumal dieser anscheinend im TV oder zumindest auf Youtube mit einem SM-affizierten Werbeclip der klischiertesten Sorte beworben wird. Naheliegenderweise handelt es sich jedoch eher um die bereits von anderen Fast-Food-Herstellern (wenngleich nicht so konsequent) als Ausweg aus der Imagekrise angetretene Flucht nach vorn, das Unvernünftige, Ungesunde und Selbstzerstörerische des Produktes in etwas Erstrebenswertes zu verkehren, indem man es zu Mutprobe, Härtetest und Männlichkeitsbeweis stilisiert. Eine Volte mithin, die – und hier schliesst sich der semantische Zirkel – vor allem auf die testosteronverseuchte männliche Jugend, die sogenannten "angry young men", nachhaltig Eindruck macht. Ursprünglich stammen die zornigen Zwiebeln übrigens aus David Burkes Rezept für "Angry Onion Relish", wobei das "angry" für eine Schärfe steht, die durch Beigabe von Senföl erlangt wird.
02.10.2007 | 01:09 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
links: Paris vorher / rechts: Paris nachher (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Le Corbusier schlug 1925 im 'plan voisin' vor, die schmutzige, unhygienische, dunkle, veraltete und nicht autogerechte Altstadt von Paris abzutragen und auf den Trümmern ein Raster von Strassen und nach der Sonne ausgerichtete Hochhäuser zu bauen. Er dachte sich, dass so alle Menschen in Licht, Luft und Sonne funktional und gesund leben könnten und versprach sich (und allen anderen) davon eine bessere, lebenswertere und gerechtere Welt. Wie man heute noch sehen kann, ist Corbusier mit seinem Vorschlag kläglich gescheitert. Er war den Leuten wohl irgendwie zu technisch.
links: Paris vorher / rechts: Paris nachher (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Ganz anders hingegen seine Majestät Maharadja Nader Raam. In "perfekter Beziehung zum Kosmischen", zum "unendlichen und unbegrenzten Feld des Bewusstseins" und "dem allem zugrunde liegenden gesamten Naturgesetz" kommt jetzt sein Vorschlag für den Neuaufbau von Paris nach Sthapatya-Veda, von dem er sich (und allen anderen) "Leben in Erleuchtung, vollkommener Gesundheit, Wohlstand, Unbesiegbarkeit und Frieden" verspricht: Seine neue, ideale Stadtplanung sieht vor, die Altstadt von Paris abzutragen und auf den Trümmern ein Raster von Strassen und nach der Sonne ausgerichtete Häuser zu bauen.
Na also. So gehts doch auch, Herr Corbusier!
01.10.2007 | 02:33 | Alles wird schlechter
Demnächst auch auf dem Nintendo DS (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)"Haha, oder so: Wir bieten den Leuten unseren Videotext per Faxabruf an." – "Ja, genau, aber den Faxabruf können sie nur per SMS aktivieren. Sende TEXT + Seitennummer an 89234." – "... und die Nummer steht natürlich exklusiv nur auf unseren Videotext-Seiten." – "Genial! ... obwohl, noch besser: Wir lassen einen Praktikanten die Videotext-Seiten abfotografieren und verschicken sie als MMS." – "Ha! Wir lassen ihn die gefaxten Videotext-Seiten abfotografieren!" – "Juchhu! Der Preis für den dämlichsten crossmedialen Marketing-Approach des Jahrzehnts ist unser! Schon 2007!"
In diesem Moment bemerkten die beiden Assistenten des Cross-Media-Beauftragten der ARD, dass ihr Chef schon seit Minuten nichts mehr gesagt hatte. Sie verstummten, denn sein eisiger Blick verriet: Sein eingangs der Sitzung gemachter Vorschlag, dass man sich ausgewählte Seiten des ARD-Videotexts ab Herbst 2007 direkt auf ein internetfähiges Handy schicken lassen kann, um so endlich unterwegs über das ARD-Programm, Sportergebnisse und die neusten Nachrichten informiert zu werden, war vollkommen ernst gemeint.
"Diese Deppen", dachte der Cross-Media-Beauftragte. Aber die würden sich noch schön wundern, wenn sie erstmal von seinem nächsten grossen Wurf erführen: Dem ARD Text im Auto, bei dem der Fahrer Teletextnachrichten in seinem Rundfunkempfänger auswählen kann, um sie sich während der Fahrt von einem Sprachwiedergabesystem vorlesen zu lassen. Wenn ihm doch bloss endlich ein Weg einfallen würde, wie man das ganze BTX-kompatibel machen könnte.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein erneuter Tag in der Firma
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