Riesenmaschine

02.03.2007 | 18:04 | Anderswo | Alles wird besser

Die Zukunft ist ein Schlammbad


Foto: Lofter, Lizenz
Und während anderswo noch über Technologie, Innovation, Zivilisation oder einfach nur Gadgets diskutiert wird, führt Englands Weg unbeirrt zurück in die Steinzeit. Das kann man nur konsequent nennen, denn bei der wellenförmigen Natur jedweder Entwicklung kürzt es einfach den Weg über den Fortschrittsbuckel ab. Daher ist es bedauerlich, dass wir den wohl wichtigsten Schritt dorthin verpasst haben, den im Januar stattfindenden Tough Guy-Contest, ein unbeschreibliches Survival-Schlamm-Spektakel, bei dem nur jeder Fünfte durchkommt, basierend auf dem Erfahrungsschatz aus mehreren Weltkriegen und noch mehr sibirischen Ferienlagern. Gerade eben legt der amerikanische Sportjournalist Jim Caple bei ESPN ein bestürzendes Zeugnis darüber ab ("drunk is the only time to fill out the race application"). Der dazugehörige Film zeigt, ach, das soll sich jeder selbst ansehen, aber er zeigt jedenfalls die Zukunft, soviel sei verraten. Eine Zukunft, bei der man am Eingang einen "Death Warrant" unterschreibt (wie im richtigen Leben auch), und ausserdem angibt, welcher Religion man angehört, "for last rites before burning". Und dann kann man sich wirklich nicht über mangelnde Unterhaltung beschweren, auf der "Mr. Mouse Farm for Unfortunates" in Wolverhampton, dem Venue des Ereignisses, man wird sozusagen, äh, ständig und zuverlässig bei SEHR schlechter Laune gehalten, durch eiskalte Wassergräben, Feuerhaufen, Stromschläge, Schlammlöcher, Dreckbrühe, insgesamt sieht Takeshi's Castle dagegen aus wie Kindergeburtstag. Und wenn man glaubt, damit in Würde fertig zu sein, taucht irgendein Engländer auf, der das Ganze in Unterhosen bewältigt hat. Aber wenn das in der Zukunft eben so ist, meine Güte, so be it. Wir geloben jetzt schon, im nächsten Jahr dem Beispiel Englands zu folgen.


27.02.2007 | 16:18 | Supertiere | Fakten und Figuren

Linksschwimmen gegen Rechts


An exercise in futility (Foto: You are the conductor / Lizenz)
Donnerwetter. Kaum glaubt man, es liesse sich nichts mehr unternehmen gegen die starke Strömung, die einen mitsamt dem notdürftig gezimmerten Floss den donnernden Fluss hinunter auf die tödlichen Stromschnellen zutreibt, da liest man im bordeigenen Internet von einer möglichen Rettung, die sich ausgerechnet das Bakterium Escherichia coli ausgedacht hat, von dem man eigentlich am wenigsten Hilfe erwartet hatte: Man muss sich nur mit einem Propellerantrieb aus Flagellen versehen, damit hydrodynamisch nach links kreiseln und so effektiv helizitär gegen den Strom schwimmen, bis sich am Ufer eine Crevasse zeigt, in der man überwintern kann. So, schreibt Prof. Hür Köser aus Yale, der mit seinem Namen im Zirkus auftreten könnte, kann man, jedenfalls ungefähr, unter anderem einen Blasenkatheter hinaufschwimmen, wenn einem daran etwas liegt, oder eben auch irgendeinen anderen Fluss. Think simple, so sagt Survivalpapst Bakterie, und hält sich konsequent links. Was aber letztlich egal ist, denn derselbe Mechanismus würde auch komplett andersherum funktionieren.


23.02.2007 | 19:32 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Dias und Kompott, Part II


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der niederländische Handelsstützpunkt Rockingstone bietet neuerdings ein attraktives Gadgetratespiel im Internet an. Wer selbst auf die Lösungen kommen möchte, kann hier ruhig weiterlesen, denn wir verraten natürlich weder, welche 8 Funktionen das Trinkglas mit 8 Funktionen hat, das von aussen eigentlich nur nach "Flüssigkeit einfüllen" und "austrinken" aussieht, noch was ein Heebeegeebee darstellt. Es ist auch nicht offensichtlich, welche Art "magnetische Aktion" in einem USB-Aquarium am Werk sein könnte (Geheimtipp: Aale verfügen über einen Magnetsinn, aber sind das noch Fische oder schon Würmer?). Für alle, die mit derart Schabernack nicht zurecht kommen, bietet Rockingstone gleich zwei Auswege: Entweder gar nicht selbst rätseln, sondern alle Kaufentschlüsse über den formschönen, batteriebetriebenen Decision Maker abwickeln (siehe Bild). Oder aber einfach zusammen mit den Worry Dolls in den Schlaf weinen. Die Vergadgetung aller Lebensbereiche, das muss unser Auftrag sein.


21.02.2007 | 18:11 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Mehrere parallele Strahlen am Haupt


Vorher (rechts), nachher (links)
(Foto: mikebaird / Lizenz)
Im Jahr 2000 geschah es, dass die sämtlich kahlen Leser des TIME Magazine den Hairmax Laserkamm zur Erfindung des Jahres wählten, ein Ereignis, welches sicherlich allen noch frisch im Gedächtnis ist. Danach verkaufte sich das Gerät mit den sanften roten Strahlen, die man gemächlich durch das Haupthaar führen muss, um den Haarwuchs anzuregen, offenbar wie blöde, und alle hatten ihren Spass. (Vielleicht abgesehen von Niels Ryberg Finsen, dem einzigen auf den Färöer-Inseln geborenen Nobelpreisträger, auf dessen Erforschung der Wirkung von Licht auf die Haut sich die Laserkamm-Erfinder berufen. Zum Glück ist er vorsorglich 1904 verstorben.) Jetzt allerdings übertreiben sie ein wenig, die Antikahlheitsapostel mit ihrem sicherlich im Dunkeln äusserst attraktiven Gerät: Sie bemühten sich um die offizielle Bestätigung der amerikanischen Federal Drug Agency, die sie auch prompt erteilte, allerdings wohl nur, weil das Ding harmlos ist, von Haaren ist jedenfalls im Schreiben der FDA nicht die Rede. So, well. Leider werden gleichzeitig auch die Ergebnisse der amtlich durchgeführten Haarwuchspromotionsstudie öffentlich: Der Laserkamm, so schön er aussieht, erzeugt im Mittel 19 neue Haare pro Quadratzentimeter nach einem halben Jahr Anwendung. Um gesund auszusehen, benötigt ein Mensch circa 300, also nur 15 Jahre Laserkämmen. Die gute Nachricht im Lichtungsdschungel: Schon nach etwa 1000 Jahren erreicht man die Haardichte eines Bibers und bereits nach 3000 Jahren besitzt man ein Otterfell. Spätestens dann hat sich das 600 Dollar teure Sanftlaserschwert amortisiert.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


18.02.2007 | 18:36 | Zeichen und Wunder

All Togethy Now


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Über Musik redet man ja nicht, wenn man nicht Tex Rubinowitz heisst, Musik muss so angenehm rumrauschen wie das Meer, und über das Meer redet man schliesslich auch nicht. Man bewegt sich übrigens auch nicht im Takt des Meerrauschens. Deswegen wird hier auch nicht über Bugotak geredet, sondern nur von anderen abgeschrieben, zum Beispiel über ihre sinfonische Dichtung Crow and Crucian: "This is not song, but tale which starts from crow and crucian and ends with old woman and 10 foxes. I'm shure cannabis doesn't grow in the land of its origin, otherwise how such a subject could exist?" Oder über Arctic Fox: "By russian superstition, Arctic Fox philosophically means shit that happens. But there's no happening shit in the song, only arctic fox and its biology." Und all das stimmt haargenau! Bugotak kommt aus Sibirien, singt mit verstellter Stimme Metallica, wird in wenigen Tagen weltbekannt sein, und möglicherweise haben sie sogar ein richtiges Blog, könnte sich aber auch um das sibirische Bärenjagdblog handeln (oder eben Pferde), man weiss es nicht so genau. Alles kostenlos und risikofrei in Besitz zu nehmen, solange man "keinen Geschlechtsverkehr" mit der Musik anstellt. Was schwerfällt, denn man muss beinahe mit Erektionen rechnen, an der Stelle, wo irgendein Verrückter mit der Flöte das Highway-Star-Solo von Ritchie Blackmore nachspielt. Ok, aber darüber redet man schon mal gar nicht.

(Empfehlung von Ira Strübel, Trendscout Bereich Tschuktschenland)


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