Bildnachweis (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Gute Nachrichten: Der Trend zum Milgram-Watching hat die USA erreicht. Wir erinnern uns kurz: Das Milgram-Experiment, also die im Jahr 1961 erfundene Sache mit den Elektroschocks, dem Gehorsam und Adolf Eichmann, verschwand lange von der Bildfläche, bevor sie in einer kulturell elaborierten Variante im letzten August im Rahmen des Onkel Milgram Open Mike die Apres-Bunny-Bühne erblickte (siehe Bild). Die Welt staunte kurz. Dann aber war es nur eine Frage der Zeit, bis die Massenmedien das Original, die klassische Milgram-Show, wiederentdeckten: Gestern abend sendete ABC News eine Neuauflage des Experiments, um, so liest man, nachzusehen, ob sich die Menschen seit den 60ern geändert haben. Haben sie natürlich nicht, warum sollten sie auch, besteht ja kein Anlass. Ansehen kann sich die Retro-Game-Show jeder, zwar nicht im Fernsehen, aber im Internet.
Horror Wasserhahnii: Turbulence on tap (Foto: Wanko / Lizenz)Seit sechs Jahren hält die Erde vier Ohren in den Wind aus geladenen Teilchen, den die Sonne uns entgegenbläst. Sie heissen (alle zusammen) "Cluster" und sind eigentlich Satelliten, aber nehmen wir mal weiter an, es wären Ohren. Dann nämlich kann man sich vorstellen, die Erde wäre zwei rennende Hunde mit Fahrtwind und allem. (Es müssen zwei sein, sonst ginge die Rechnung mit den vier Ohren nicht auf, natürlich.) Und während es schon lange bekannt ist, dass Hunde im Wind erheblichen Wirbel hervorrufen, glaubte man bis vor kurzem an ein turbulenzfreies Streunen im All.
Damit ist es vorbei, sagen die Cluster-Ohren: Erst fanden sie grosse Wirbel, dann kleine, und jetzt ist auch klar, dass die gesamte Wirbelansammlung ganz ähnlich aussieht wie die im irdischen Hundewind. Turbulenzen im Sonnenwind! Die Karmansche Wirbelstrasse gleich hinter der Erde! Klingt gut, aber will man das? Schlecht zum Beispiel: Ein Ding mehr, das wir nicht verstehen. Denn für Turbulenzen braucht man Viskosität, eine ekelhafte Eigenschaft, die mitten im leergefegten Weltall recht komisch ist. Tropft die Sonne die Hunde mit Honig voll? Keine schöne Vorstellung, aber was soll man machen. Der Vorteil jedoch: So wie innovative Insekten es schaffen, aus Wirbelstrassen Flugenergie zu tanken, könnten die Hunde beim Schwanzwedeln sich ja wohl auch bei den Wirbeln bedienen, so dass wir beim Futter sparen und die freigewordenen Mittel zum Totreiten von Tier-Metaphern einsetzen können.
Bildnachweis (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Alles ist immer so kompliziert, wenn man es nur mit Willenskraft probiert, wird aber total einfach, sobald man ein simples, mechanisches Hilfsmittel verwendet. Beinbrüche zum Beispiel (Vorschlaghammer). Oder aber Lächeln. Man muss sich zunächst mal über etwas freuen, was schon nicht einfach ist, dann die richtigen Signale an die Mundwinkel senden, die dann auch noch gehorchen müssen. Es dauert manchmal Stunden. Und am Ende, nach all dem Aufwand, kommt im besten Fall ein arrogantes Grinsen oder eine alberne Fratze heraus, die allgemein mit Missachtung gestraft wird. Japan jedoch hat zumindest dieses Problem erkannt und mit der richtigen Innovation reagiert: Der Smile-Trainer ist weder ein digitaler Lachsack noch ein elektrochemisches Muskelstimulans noch, ach, irgendwas anderes sehr kompliziertes, sondern, man kommt von alleine gar nicht drauf, wenn man kein Japaner ist, ein gebogenes Stück Plastik. Man klemmt es sich in die Mundwinkel, und schon sieht man zwar debil aus und kann nicht mehr trinken und reden, aber man lächelt, ohne jede Anstregung, ohne Missverständnisse. Man lächelt! Dauernd! Dieses Rätsel der Kultur Japans wäre gelöst.
Seit David Stern in diesem Jahr High-School-Absolventen verbot, professionell Basketball zu spielen, muss man wieder anständig aufs College gehen, um diesen ehrvollen Beruf ergreifen zu dürfen, auch wenn einige Sportsfreunde dadurch perspektivisch sicher so zig Millionen Dollar Verlust machen. Verbote jedoch können nicht den Trend zu Frühreife aufhalten, der wissenschaftlich ausserordentlich gut belegt zu sein scheint: Menschen ejakulieren immer früher, sie kopulieren früher, sie imitieren immer früher Metal-Bands, sie wachsen schneller und sie würden früher Kinder kriegen, wenn sie nicht früher wüssten, wie sie das verhindern können.
Und sie beherrschen in immer jüngerem Alter Crossover-Moves, No-Look-Passes und Layups, sowohl mit rechts als auch mit links. Diese rein biologische Entwicklung wird gesellschaftlich nicht nur getragen, nein, sogar bejubelt, vielleicht nicht gerade bei der Kopulation, aber zumindest beim Basketball: Youtube wohnt zur Zeit einem Fernduell der beiden angeblich besten sechsjährigen Basketballer der Welt bei. Marquise Walker, lange Zeit unumstrittene Nummer eins in seiner Altersklasse, konnte mit drei zwei Bälle auf einmal dribbeln und warf in seinem allerersten Spiel, er war gerade vier, 90% aller Körbe. Er hat die anderen Kinder schlicht zerstört. Aber dann tauchte scheinbar aus dem Nichts Donovann Toatley auf und behauptet, dass er noch besser ist. Gespannt warten alle auf ein direktes Duell der beiden. Bis dahin können sie vielleicht auch weiter als bis zehn zählen und müssen nicht mehr nach dem neunten Treffer aufhören.
JCMT am Tage, die grösste Klorolle der Welt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Laut Wikipedia steht die Abkürzung TES wahlweise für "Tropospheric Emission Spectrometer", "Tertiary Entrance Score", "Texniki Epagelmatiki Sxoli" oder "The Eulenspiegel Society", eine BDSM-Gruppe in New York. Das ist alles schön und gut, aber in Wahrheit ist TES natürlich "Transition Edge Sensor", ein neuartiger Lichtempfänger aus supraleitendem Material, der vor kaum zehn Jahren erfunden wurde und bald, das ist wirklich wichtig, alles revolutionieren wird. Denn schon im nächsten Jahr wird es SCUBA-2 geben (nein, zukunftsfeindliche Wikipedia, das hat nichts mit Tauchen zu tun), Nachfolger von SCUBA am JCMT, dem grössten Submillimeter-Teleskop der Welt. Was SCUBA-2, bestehend aus knapp 10000 TES, kann: Es sieht kalten Staub im Weltall, was normalerweie sauschwer ist, wie jeder bestätigen kann, der schon mal einen Kühlschrank saubergemacht hat. Invers betrachtet: Während herkömmliche Kaltstaubseher bessere Glühlampen sind, ist SCUBA-2 ein Flutlichtstrahler (invers!). Es sieht viel mehr kalten Staub als alles bisherige, weil schon ein einzelnes Photon, das dem Staub entkam, die Supraleitung unterbricht und so, ach, das wird zu kompliziert. Kalter Staub ist übrigens viel wichtiger als man so denkt, zum Beispiel weil er die Geburtsstätten von Sternen und Galaxien umgibt und durchdringt usw, aber wenn es nicht wichtig wäre, würde man ja auch kaum das ganze Geld aus diesem Fenster werfen.