Riesenmaschine

26.07.2006 | 11:34 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Machtwort der Neugier


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im unentschiedenen Kampf um die Impertinenz von Colainhaltsstoffen bisher unberücksichtigt blieb der Beitrag der altenglischen Getränkebrauerei Fentiman's, die eigenwillig keine Zusatzstoffe weglässt, wie es die Marktführer vormachen, sondern im Gegenteil Dinge hinzufügt. Im Fall der "Curiosity Cola" sind dies das stadtbekannte Stimulanzium Guarana, ein klein wenig Alkohol sowie etwas Rindenextrakt des südamerikanischen Catuaba-Baumes, der anregend, eventuell aphrodisierend und vielleicht sogar HIV-Infektionen verhindernd wirkt, jedenfalls bei Mäusen. ("Jedenfalls bei Mäusen" sollte in Zukunft hinter jedem Satz einschränkend vermerkt werden.) Vollkommen egal, ob das nun wirklich gesund ist oder vielleicht doch nicht, was dabei herauskommt, benimmt sich jedenfalls vorschriftsmässig interessant im Mund, und hat ausserdem einen schraubbaren Kronkorken als Verschluss. Aussenseitererfolg für England im Colakrieg.


25.07.2006 | 17:46 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Stählerner Stahl (Stahl)


40 Tonnen dick (Vordergrund) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Stahl ist eindeutig das beste aller Metalle. Zum einen klingt das Wort Stahl genauso, wie Stahl klingen muss – kein anderes Ding kann von sich behaupten, seinen eigenen Namen ("Stahl") als Namen zu tragen (abgesehen vielleicht von "Schrank"). Zum anderen ist Stahl derart elementar und systematisch, dass es noch nicht mal im Periodensystem der Elemente steht, diesem chemofaschistischen Blendwerk aus Zucht und Ordnung.

Flugzeuge bestehen heute zwar aus Plastik, was verstehen soll, wer kann, geraten dabei aber derart schwer, dass man wiederum Fahrzeuge aus Stahl benötigt, gewaltige Mengen Stahl, um sie vom Fleck zu kriegen (ohne gleich loszufliegen), wie man in der Werbepublikation "Faszination Stahl" des Stahl-Informationszentrums nachlesen kann. Den Airbus A380 und andere bis zu 600 Tonnen schwere Schwerbehinderte beispielsweise fährt ein massives, aber agiles Stahlding namens AST-1 X über die Flughäfen, das die Firma Goldhofer für vermutlich grössere Mengen Geld zur Verfügung stellt. Kaum möglich erscheint es dem modernen Menschen, den AST-1 X anzusehen, ohne in unbekümmerte Verzückung auszubrechen.

Und auch wenn jetzt schon zehnmal das Wort Stahl gefallen ist, man möchte gar nicht mehr damit aufhören, so ist es keinesfalls "stählerne Romantik", die das "originäre Kennzeichen" unserer Befindlichkeit ist, wie es Goebbels 1939 für die Reichsdeutschen feststellte. Im Gegenteil handelt es sich um die vollkommen unromantische Dämmerung (und zwar Morgen-) des gerade brandneu ausgedachten Postdematerialismus mit seinem stählernen Antlitz. Stahl, Stahl, Stahl, es fühlt sich an, als würde man ein glänzendes, massives Schwert aus Stahl verschlucken, einfach so.


19.07.2006 | 18:03 | Anderswo | Alles wird schlechter

Hier irrt der Ire


Menschen werden zu Fahrrädern (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man mit den gängigen Billigfluglinien an irischen Häfen strandet, so ist es schwierig, die sauteuren Werbekampagnen von science.ie zu übersehen. Auf riesigen Plakaten wird auf Progression, Maturität, Rationalität und was weiss ich noch alles hingewiesen, was zusammen mit dem anhaltenden Boomboom Dublins dafür verantwortlich ist, dass man mittlerweile eine Stunde von der Stadt entfernt wohnen muss, um nicht einen Lottogewinn pro Monat an Miete zu bezahlen – ein konsistent gezeichnetes Bild vom freiheitlich fortschrittlichen Irland.

Wie sich durch die alte Kulturtechnik des Nachforschens herausstellt, gilt all dies Fortschrittliche leider nur, wenn man alt genug ist, um nicht zur Schule gehen zu müssen. Die Mehrheit der irischen Kinder nämlich besucht katholische Schulen, in denen Geschlechtsverkehr immer noch Dreck ist (was natürlich stimmt) und, viel schlimmer, die Erde vor 5000 Jahren oder so entstand, was selbst intelligente Vatikanangestellte für blöden Aberglauben halten. Wie man auf dieser konterrevolutionären Basis ein modernes Land aufbauen will, weiss der Geier, von denen es natürlich in Irland überhaupt fast gar keine gibt. So bleibt Irland, was es immer war, eine Luftblase irgendwo in diesem, na, wie nennt man die grosse Ansammlung von Wasser und Fischen, genau: Meer. Mehr nicht.


18.07.2006 | 11:26 | Was fehlt | Vermutungen über die Welt

Problemfall Katzenkiste


Hässliche Brötchen gehören nicht ins Fernsehen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Quatsch, mehr Quatsch, aber teuer, aufwändig und gutaussehend muss er sein", so eine der Thesen zur Rettung des Fernsehens am Schluss der zweitägigen Tagung auf Sylt, die bereits anderswo in einigen Worten Erwähnung fand. Bringt man konkrete Vorschläge in diese Richtung, so stösst man extrem schnell auf die dreifaltige Krux des betagten Mediums: a) gibt es schon in Amerika (Beispiel Mythbusters), b) wurde bereits letzten Freitag in "aspekte" gezeigt, c) funktioniert nur im Internet. Der trefflichste Beweis für den dritten Sargnagel des Fernsehens ist das sagenumwobene und hochkomische Schrödingersche Paradoxon-TV, das in einer Vielzahl von interessanten Plagiaten seit Jahrzehnten leider immer wieder von Unterhaltungsmachern abgelehnt werden muss und daher noch nie zur Ausstrahlung kam. Das Paradoxon lautet wie folgt: Entweder lebt die Katze oder sie ist tot, man weiss es immer erst, nachdem man den Fernseher eingeschaltet hat. Auf einem Kanal soll nach dem Einschalten entweder eine tote oder eine lebendige Katze erscheinen, wobei sich der Katzenstatus jeglicher Vorhersage entzieht. Die tiefe Ratlosigkeit, die ein solches innovatives Fernsehprogramm beim Zuschauer auslösen würde, verbunden mit der streng individualistischen Freude und Erleichterung nach dem Einschalten liesse die Welt in eine neue Welle des Hedonismus taumeln. Jedoch weiss der Fernsehsender gar nichts über den Ein- und Ausschaltprozess seiner Zuseher, und ist daher nicht imstande, darauf angemessen zu reagieren. Ein Medium, das zwar sendet, aber seine Zuschauer nicht sehen kann, das ist viel schlimmer als Beethoven nach der Erblindung, die nie stattfand (auch eine Art Paradoxon). Beethoven übrigens ist schon lange tot, das kann man als gut gesichert festhalten.


16.07.2006 | 22:36 | Supertiere

Kategorienfehler im Rehparadies


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kaum war der Mensch erfunden, so erfand er das Kümmern. Wie so oft übertrieb er ein wenig, indem er sich in der Folge um wirklich alles kümmerte, auch um Steine, Sterne und niedliche Tiere. Mittlerweile fragt man sich, wie die sogenannten Wildtiere es geschafft haben, viele Millionen Jahre ohne uns zurechtzukommen. Vermutlich aus Dummheit gelang es nicht allen Tieren rechtzeitig vor Erscheinung des Menschen ein Antlitz mit grossen Rehaugen zu entwickeln, was dazu führt, dass sie sich selbst vom Kümmertrieb der Menschheit auf lebensgefährliche Art und Weise ausschliessen (Beispiele: Bären in Bayern, Wölfe in Brandenburg). Jedoch die smarteren Waldbewohner lächeln freundlich in die Kameras, ergeben sich vollends dem Hegedrang und leben glücklich und zufrieden.


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