17.01.2006 | 11:26 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das Kinopublikum in Nordamerika reagiert zwiegespalten, wenn es um eine Einschätzung des neuen Eli-Roth-Filmes "Hostel" gebeten wird. "All it was about was Tits, Tits, Tits and more tits. Not even differant tits just the same tits. Oh and lets not forget more tits." – sagen die einen. "If you like splashes of blood and toes and fingers and teeth laying around, go see this movie." – sagen die anderen. Dabei ist es vollkommen falsch, diesen Film, an dem natürlich Tarantino rumpoliert hat, auf Brüste und Blut zu reduzieren, denn in Wahrheit, das ist wichtig, geht es um Brüste und Blut im Ostblock. Genaugenommen in der Slowakei, obwohl die vollkommen neuartige Idee des Films (Menschen einfangen und zu Tode quälen) aus dem verruchten thailändischen Internet stammt. Völlig sinnlos wäre es, einen Film über grausame Folter an Amerikanern zu drehen, der nicht an Orten spielt, an denen die Bahnsteige "Nástupiště" heissen und zerlumpte Horden von Kindern mit ausdruckslosen Gesichtern um Kaugummi betteln. An solchen Orten nämlich, vorzugsweise in verlassenen Industrieanlagen, bekommt man alles für sehr wenig Geld (sogar jede Pizza für drei Euro), was sich allerdings als hinterlistige Falle herausstellt, denn nicht Geld, sondern Blut ist es, was die Slowaken wollen. Das Erschreckende daran: Das Szenario erscheint absolut plausibel.
Und so ist es in einer seltsamen Verdrehung der Geschichte der Osten, der dem Westen sowohl in Ästhetik, Geschäftssinn und jetzt auch Brutalität überlegen ist. Man muss sich fragen, wann das eigentlich angefangen hat, dass wir jeden verfallenen Braunkohletagebau in einen In-Club verwandelten und uns kleideten wie Bratislava in den 70ern. Was hat es zu bedeuten, dass Wörter wie "Kachelofen", "Multicar" oder "Štrbské Pleso" heute wie Pforten zu einer neuen, besseren Welt klingen? Und wer hat nochmal den Kalten Krieg am Ende gewonnen? Die Amerikaner sollen sich mal nicht so sträuben, am Ende werden sie sich schon daran gewöhnen, dass New York das neue Moskau ist.
15.01.2006 | 00:55 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Schon lange hat man den Eindruck, dass irgendwas mit dieser Welt nicht stimmt. Neuartige holistische Methoden im investigativen Journalismus ergeben jetzt, woran das genau liegt. Wie man auf öffentlich zugänglichen Webseiten nachlesen kann, sind mittlerweile nicht mehr nur manche, sondern fast alle Farblaserdrucker mit einem Mechanismus ausgestattet, der alles, was sie produzieren, aus fadenscheinigen Gründen mit gelben Punkten versieht. Mit blossem Auge sind sie kaum zu erkennen (Bild oben), aber wenn man die gelben Punkte mit blauem Licht anstrahlt und dann noch gelb übermalt (Bild unten), dann kann es selbst ein Blinder nicht mehr übersehen. Ok, ein Blinder vielleicht schon, aber sonst niemand. Dieses ganze merkwürdige Gebaren ist ganz offensichtlich Teil einer Verschwörung der Gelben Punkte, die mit einer radikalen Vermehrungsstrategie die Weltherrschaft anstreben. Im adulten Stadium nisten sich diese Halbschmarotzer in den Hirnen von Farblaserdruckerherstellern ein und zwingen sie mit ihrer Gelbheit zum Einbau der Gelbpunktreproduktionsmaschinen in die Farblaserdrucker, was zu einer ungefähr exponentiellen Zunahme der Gelbpunktpopulation in jedenfalls ganz kurzen Zeiträumen führen wird. Wir werden alle noch früh genug davon erfahren, nämlich genau jetzt. "Die Sache kam mir von Anfang an ausgesprochen gelb vor." (Lord Lindsey in Karl Mays "Der Schut")
12.01.2006 | 06:02 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Einige der grössten Helden der Weltgeschichte wurden geboren, weil man fernab der Zivilisation Notoperationen an ihren offenen Leibern durchgeführte. So kennt heute jedes Kleinkind Jameson Adams, dem auf Shackletons Südpolexpedition 1908 mit einer rostigen Zange ein vereiterter Zahn gezogen wurde. Fast noch berühmter ist nur Robert Peary (Bild oben), dem man irgendwo am Polarmeer mit einer Rasierklinge etwa acht Zehen amputierte, was ihn nicht davon abhielt, ein paar Jahre später vermutlich zum Nordpol, oder jedenfalls ziemlich weit zu laufen. Ganz zu schweigen natürlich von Rogozov, der sich 1961 in der Antarktis selbst am Blinddarm operierte; und endgültig gar nicht erwähnen wollen wir Aron Ralston (Bild unten), der sich auch nur mit dem Leatherman-Tool den eingeklemmten Arm absägte. Zeit für eine neue Legende. Keegan & Bannister beschreiben jetzt die spektakuläre Rettung von mehreren Kilo Ohrendreck. Weil der anonyme, kanadische Patient auf einer einsamen Insel sein Gehör verlor, und weder Schrotflinten noch scharfe Messer vorhanden waren, konnten die einfachen Methoden zur Beseitigung des Problems (Kopfschuss, Notschlachtung) nicht angewendet werden. Es blieb nichts anderes übrig, als sich von einem zufällig anwesenden Kind eine Art Plastikwasserpistole auszuleihen (Super Soaker Max-D 5000) und grosse Mengen Wasser ins Ohr zu spritzen, woraufhin in breitem Strahl das ganze Zeug undsoweiter – wie immer in solchen Fällen eine leicht widerwärtige Geschichte, die zum Gruseln und Schaudern Anlass gibt. Weil zuviel nervliche Anspannung nicht gut für die Gesundheit ist, sei hier verraten, dass am Ende alle überleben. Der heldenhafte Patient kündigt an, trotz des traumatischen Erlebnisses weiterhin auf Inseln herumzusitzen.
11.01.2006 | 04:51 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles
 LSD im Kopf: Was mag als nächstes passieren? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Was war die wichtigste Entdeckung des zwanzigsten Jahrhunderts? Die Erkenntnis, dass man auch ohne elektrische Brotschneidemaschinen ganz gut leben kann, speziell wenn man ohnehin nur auf Matratzen herumhalluziniert? Der grossangelegte Versuch, Atome und Universen in entweder wellen-, teilchen- oder kabelbinderähnliche Details zu zerlegen, wobei doch in Wahrheit alles ein wunderschönes Eins ist und uns glühend und pulsierend durchströmt? Oder die endgültige Feststellung, dass es sich bei Kaninchen doch um Nagetiere handelt, und nicht um eine Art Hasen, wie oft falsch behauptet wurde? Was es auch war, es hat mit dem einflussreichsten Naturereignis des zwanzigsten Jahrhunderts zu tun: Im April 1943 nahm der Basler Chemiker Albert Hofmann erstmals und zunächst zufällig das von ihm fünf Jahre vorher synthetisierte LSD ein.
Hofmanns wissenschaftlicher, streng objektiver Bericht über dieses Ereignis liest sich ungefähr so: "... rapidly changing imagery of a striking reality and depth, alternating with a vivid kaleidoscopic play of colors... objects appeared distorted like images in curved mirrors... I felt as if I were out of my body... my 'ego' was suspended somewhere in space and I saw my body lying dead on the sofa..." Hofmann konnte nicht ahnen, dass es nicht nur um sein eigenes Ego ging, sondern bald schon um alle, alle Köpfe, Tiere, Töne, Tiefen, Wörter, man könnte soviele Wörter, aber halten wir uns mal an die Fakten. Ein CIA-Offizier, etwa 1951: "We had thought at first that this was the secret that was going to unlock the universe." Captain Hubbard, 1951: "I saw my mother and father having intercourse. It was all clear." Timothy Leary, auch irgendwann: "LSD is more important than Harvard... God does exist and is to me this energy process, the language of God is the DNA code."
Oft wird danach gefragt, warum die westliche Welt auf wundersame Weise dem Gewalttod entkommen ist, damals als dieser kleine Mann mit dem unästhetischen Bart noch frei herumlief. Oft ist man irritiert, weil immer davon berichtet wird, dass die Welt noch existiert, und zwar genauso langweilig wie vor 50 Jahren. Oft sieht man abstrakte Dinge aus der Sonne herausragen, weiss aber nicht, was das soll. Oft werden die völlig falschen Substanzen verboten. Und oft auch erhält man völlig unzureichende Erklärungen für all diese Themengebiete.
Dr. mult. Albert Hofmann, der wahrscheinlich unsterblich ist, wird heute 100 Jahre alt.
09.01.2006 | 06:40 | Anderswo | Zeichen und Wunder
 Wussten wir ja schon lange (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)"Love is a force of nature" ist die Tagline des neuen Ang-Lee-Filmes Brokeback Mountain, was eigentlich gleichzusetzen mit einem Todesurteil ist, wenn man ernstzunehmendes Publikum erwartet. Andererseits geht es nur um Cowboys und Frauen spielen offenbar keine Rolle, also kann es ja wohl doch nicht so schlimm sein, sagt man sich, denn was haben Cowboys schon mit Liebe zu tun (mal von rituellen Kuhschändungen abgesehen). In der Tat kommt dann auch keine einzige prominente Kuh vor, stattdessen zwei Cowboys, die sich, wo sie eigentlich Schafe hüten sollten, lieber nackt im Zelt aufeinander herumwälzen.
Das ist nach jetzt zweihundert Jahren zum Glück endgültig das Aus für den amerikanischen Wildwesttraum: Ein schwerer Schlag schon, dass man durch den Marlboro Man über die Jahre lernen musste, dass Rauchen gar kein Symbol der Männlichkeit ist, sondern eventuell zu ekelhaften Krankheiten und gar Körperteilverlusten führen kann. Nein, jetzt muss man sogar noch damit rechnen, dass der Cowboy, die Ikone des amerikanischen Freiheitstraums, schwul und also gar kein richtiger Mann ist. Extrem schwierige Zeiten für die hartarbeitenden Rednecks in Texas, Arkansas und Oklahoma, die tagein tagaus mit der Flinte hinterm Rücken ihren Pickup durch die Prärie reiten, nur um jetzt zu erkennen, dass ihr gesamter Lebensstil, man kann es nicht anders ausdrücken, mit Schande besudelt wird. Man weiss ja, wo das hinführt: Am Ende wird womöglich noch die Lynchjustiz abgeschafft! "Brokeback Mountain", nach einer Novelle von Annie Proulx, wird deshalb nur sehr vorsichtig in Amerika (und irgendwann sicher auch in Europa) in den Kinos erscheinen.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Trojanisches Pferd zu Tode reiten
- mit Unwissen hausieren gehen
- Seitfallschüsse
- Erst an die Pointe erinnern, dann anfangen was zu erzählen
SO NICHT:
- neutrale eBay-Beurteilung
- Postwesen
- Karawanensafaris
- definitorische Autopoesie
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Breakfast on Pluto", Neil Jordan (2005)
Plus: 60 Minus: 18, 41, 66, 77, 99, 102, 103, 104, 105 Gesamt: -8 Punkte
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