Riesenmaschine

05.09.2005 | 03:41 | Anderswo | Fakten und Figuren

Ganzheitliches Treiben


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wieder einmal erfährt man erst im Ausland, wie man mit dem Feind umzugehen hat. Der Feind, das sind in diesem Fall alle Menschen, die glauben, man müsse kleinere Probleme, bei denen unsere Großväter "kalt duschen, Kniebeugen bei offenem Fenster, mehr Schnaps" empfohlen hätten, unbedingt "ganzheitlich" z.B. mit Aromatherapie, Shiatsu und Reiki beheben. Wenn man diesen Leuten also das Leben schwer machen möchte, dann muss man, so sagt man in Kanada, sie nur mit schmutzigen Tricks unterwandern. Hierzu erlasse man hochkomplizierte Gesetze, die Prostitution zwar prinzipiell und überhaupt und seit Anbeginn aller Zeiten erlauben, aber ansonsten alles, was mit Rotlichtmilieu zu tun hat, verbieten, erschweren, zumindest das allermeiste, manches aber auch wieder nicht, und seltsam harmlose Dinge dann wieder doch. Es klingt übertrieben, aber diese Taktik zwingt die Bordellbetreiber dazu, ihre Anstalten als "Holistic Centre" zu tarnen, obwohl sie das in Wahrheit natürlich gar nicht sind, oder eigentlich ja doch irgendwie. Die unmittelbare Folge: Die, naja, richtigen ganzheitlichen Heiler müssen eine teure und an komplizierte Auflagen gebundene Lizenz erwerben, was zum einen den Nachwuchs abschrecken dürfte und zum anderen zu ständigen Unruhen und Zerwürfnissen führt. Die holistischen Bordelle dagegen können unlizensiert weiterarbeiten, denn sie sind ja ohnehin illegal. So ist alles gut und gerecht geordnet.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


04.09.2005 | 03:38 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Messerterrorismus


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Eigentlich sollte hier ein Beitrag über eine intelligente und menschenverachtende Fluggesellschaft stehen, die zum 11. September extrem billige Flüge nach New York anbietet. Da sich ein solches Angebot auch nach langen, oberflächlichen Google-Recherchen nicht finden lässt, soll hier stattdessen darauf hingewiesen werden, dass die berühmte kanadische Luftfahrtgesellschaft mit dem naheliegenden Namen "Air Canada" demnächst wieder auf Metallmesser in der Business-Class umsteigt, nachdem als Konsequenz aus diesen Hochhausgeschehnissen alle mit Plastikmessern zu leben hatten. (Metallgabeln waren dagegen, warum auch immer, weiterhin erlaubt.) Bemerkenswert ist Folgendes: Der Rückkehr zum Metallmesser wird, wie die NY Times berichtet, nahezu auf den Tag genau vier Jahre nach 9/11 stattfinden, was so seltsam ist, dass noch nicht mal uns dazu ein geschmackloser Scherz einfällt. Vielleicht ist es mittlerweile ohne richtige Waffe einfach zu gefährlich im Flugzeug. (Na bitte, geht doch.) Economy-Class-Passagiere haben das Problem natürlich gar nicht, weil sie die formlosen Sachen auf ihren Tellern ohnehin mit Plastikwerkzeug zerkleinern müssen, egal ob jetzt Terroristen im Flugzeug sind oder nicht. (Der Selbstversuch zeigt übrigens, dass man auch mit diesen Plastikdingern ganz schön tiefe Schnittwunden erzeugen kann.)

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


03.09.2005 | 04:03 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Mehrdimensional


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Universum ist schon irgendwie ein extrem wohldurchdachtes High-Tech-Gadget; man kann Millionen Jahre damit herumspielen, und es wird nie langweilig. Heute zum Beispiel wird bekannt, dass dieses seltsame Ding vielleicht nicht nur drei, sondern so cirka sechs Raumdimensionen hat. Wir wussten schon seit einer Weile, dass das mit den Dimensionen etwas schwierig ist, beispielsweise sagen Stringtheorien zehn Dimensionen voraus, von denen allerdings sieben im subatomaren Bereich kompaktifiziert sind. Das muss man einfach so hinschreiben und genießen, anders geht es nicht. Die Herren Qin, Pen und Silk aus Peking, Toronto und Oxford behaupten nun, eine Berechtigung zu haben, über drei Zusatzdimensionen spekulieren zu können. Im Vergleich zu den Vorhersagen der Stringleute geht es hier allerdings um gewaltige, ähm, Dimensionen, denn das Universum misst in den neuentdeckten Richtungen einen ganzen riesigen Nanometer, ist also zehn Atome breit. Der Weg zu dieser wohl ziemlich umstrittenen Theorie ist, wie nicht anders zu erwarten, total kompliziert, es geht um Dunkle Materie und eine geheimnisvolle Kraft, die, so sagen Qin, Pen und Silk, gar nicht so geheimnisvoll ist, sondern einfach die gute alte Gravitation, nur mit Extradimensionen und Schiebedach ausgestattet. Manchmal wünscht man sich, man könnte dieselben Drogen nehmen wie diese Kosmologen. Dann aber auch wieder nicht.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


02.09.2005 | 04:41 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird schlechter

Elektrische Mülltonnen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Weltweit gibt es eine klare Tendenz zu Multifunktionsgeräten, zum Beispiel durch Kombination von Handy und Kamera, Brille und Freisprecheinrichtung, Litfaßsäule und Mülltonne. Es ist klar, dass die letztgenannte mutige Erfindung nur im fortschrittlichen Kanada getestet werden kann – mit zweifelhaften Erfolgsaussichten, wie sich schnell zeigt, denn die Menschen sind mit dem revolutionären Konzept wohl noch überfordert. Kritiker wenden ein, dass die über zwei Meter hohen und anderthalb Meter breiten Mülltonnen irgendwie doch ganz schön viel Platz wegnehmen. Zudem seien Orte, an denen viel Müll entsteht, nicht automatisch auch Orte, an denen optimale Sichtbarkeit für Werbeplakate besteht, was zu gewissen Konflikten führen könnte. Schließlich wäre es ja wohl übertrieben, Mülltonnen mit Strom zu versorgen, um die Werbung auch angemessen zu beleuchten. Andererseits: Wie oft hat man schon stundenlang vergeblich im Dunkeln nach dem Papierkorb gesucht? Eben. Das wahre Problem der ersten Müllwerbetonnen ist jedoch, dass sie genauso aussehen, wie man sich die schon lange überfälligen öffentlichen Internet-Terminals vorstellt, mit diesem Tower-Design, bunten Anzeigen und verschiedenen Schlitzen für CDs und Disketten. Wer kann ahnen, dass das Bunte in Wahrheit die komplizierte Anleitung zur Mülltrennung und der Schlitz der Einwurfschacht für Zigarettenreste ist? Wenn man die Leute so dreist hinters Licht führt, muss man sich über Unmut, Missbilligung, Abscheu und letztlich Vandalismus nicht wundern.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kichernde Mülltonnen


01.09.2005 | 05:21 | Anderswo | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Wirbelsturm in Pulverform


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein angemessener Riesenmaschinenbeitrag zum Hurrikan "Katrina" wäre im Jahr 1718 erschienen, knapp vor der Gründung von New Orleans, und hätte eindringlich davor gewarnt, diese Gegend ernsthaft zu besiedeln, weil kaum 300 Jahre später ja ohnehin alles von den Naturgewalten undsoweiter. Dafür ist es jetzt, zugegeben, etwas spät; uns bleibt nur, darauf hinzuweisen, dass es im Mardi Gras Outlet den "Hurricane Cocktail Mix" zum Discount-Preis gibt, gerade mal fünf Dollar für die 36oz-Packung. Das Rezept der Pulvermischung stammt aus der legendären Bar Pat O'Brien's im French Quarter in New Orleans, aber weil man dort im Moment etwas schlecht hinkommt, ist es wirklich ratsam, auf Instant-Hurricane umzusteigen – einfach mit Wasser, Eis und Rum mischen, fertig. Die Großpackung reicht für eine ganze Gallone (gut vier Liter, 32 Longdrinks), und wenn man bedenkt, dass schon nach einem einzigen Hurricane der Mississippi angeblich rückwärts fließt, dann kann man im Moment wohl kaum etwas Sinnvolleres unternehmen. Wir warnen übrigens eindringlich vor einer Besiedlung des Saturnmondes Enceladus, viel zu riskant.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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