Riesenmaschine

28.05.2008 | 23:51 | Supertiere | Alles wird besser

Catz and Dogz


Gegenwart des Haustiers
(Foto, Lizenz)
Tiere, auch nicht mehr das, was sie mal waren. Zum Beispiel der huggable robot Probo, eine Art berüsseltes Breitfussmammut, gerade tierähnlich genug, um nicht als Mensch durchzugehen, und angeblich in der Lage, Emotionen auszudrücken (PDF). Wie ein Grizzly, zum Beispiel, möchte man hinzufügen. Oder das streichelbare Robot-Kaninchen von Steve Yohanan: Ein gesichtsloses Hasentier, das auf liebevolle haptische Interaktion mit Ohrenbewegungen und Schnurrvibrationen reagiert (PDF).

Ein schnurrender Hase? Ein umarmbares Mammut? Nur zwei Beispiele für die Zukunft des Haustieres von der Convention der AISB in Aberdeen. Nicht diskutiert werden sollen hier die dort ebenfalls vorgestellten Erkenntnisse zum Thema Computational Humour, das können dann die automatischen Kommentatoren erledigen.

(via Technovelgy)


26.05.2008 | 13:26 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Lucozade Khan


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Was hält das British Empire zusammen, jetzt, wo Cromwell tot ist? Die Antwort kommt in Flaschen und heisst Lucozade. Seit Jahren schon ist Lucozade der Kitt im verstaubten Gebälk von viktorianischen Ruinen, der klebrige rote Faden von Cape Wrath bis Land's End, das feuchte Substrat an der Unterseite der Granittore von Dartmoor. Lucozade, der dritte Holunderschnaps, enthält zwar keinen Alkohol, dafür den Tagesbedarf an Zucker in einem kleinen, gelbrot angemalten Plastikcontainer, der in der Form einer schlanken Version von England ähnelt (ohne Kanalinseln).

Schliesslich hat allein Lucozade aufgeräumt mit dem elendigen Gerede von gesunder Körper gleich gesunder Geist, ich meine, Stephen Hawking? Lothar Matthäus? Geist ist etwas komplett anderes als Körper, weswegen Lucozade unterschiedliche Produkte für physical edge und, relativ neu, mental edge anbietet: Lucozade alert ist farblos, voll mit Koffein und schmeckt nicht nach Hundepisse, sondern nach Zitrone, nehmt dies, ehemalige Kronkolonien. Crown colony wäre übrigens ein super Name für einen neuen Staat, auf dem Mars oderso.


04.05.2008 | 09:54 | Supertiere | Alles wird besser

Horntiere robotisch


Foto: Kai Schreiber
Was genau eigentlich Leben von Nicht-Leben unterscheidet, darüber besteht weiterhin kein Konsens in der Wissenschaft. Weitaus einfacher ist es eventuell, ein Eichhörnchen von einem Nicht-Einhörnchen zu unterscheiden, zum Beispiel auf der Basis der in vielfacher Ausführung frei herumlaufenden Präzedenzfälle. Ein Eichhörnchen ist etwas, das so aussieht wie alle anderen Eichhörnchen und das Laute erzeugt, die denen eines Eichhörnches ähneln. Damit es nicht ganz so einfach ist, fügen wir noch ein arbiträres Feature hinzu, sagen wir Schwanzwackeln. Auf dieser theoretischen Basis wurde bereits im Jahr 2004 ein artifizielles Eichhörnchen gebaut, das von Artgenossen zumindest nicht sofort als Trick entlarvt wurde. Ein Meilenstein in der Eichhorngenese.

Ein weiterer Schritt nach vorne wäre möglich, wenn man, wie Experten vorschlagen, das obige Proto-Squirrel mit kletterfähigen Robotern paart, wie sie z. B. von der DARPA vor zwei Jahren entwickelt wurden. Nun hat RISE, der Kletter-Robot, zweifellos ein angenehmes Äusseres und sollte nicht an der Autobahnraststätte ausgesetzt werden. Aber es kann nicht verheimlicht werden, dass er sechs Beine hat und sich mit vieren vermutlich weniger erhaben am Baum benimmt. Ganz zu schweigen davon, dass er, um im Bewegungsablauf dem Original zu ähneln, mindestens zehnmal soviel Beine bräuchte.

Ernüchterung macht sich breit. Nach jahrelanger harter Arbeit stehen wir im Verständnis der Eichhörnchenseele immer noch ganz am Anfang.


09.04.2008 | 19:11 | Nachtleuchtendes | Was fehlt

Nothing funny 'bout that

Als Zwillinge bezeichnet man im biologischen Sinne zwei Personen, die genau gleich aussehen, weil sie aus demselben Ei geschlüpft sind. Wenn man Zwilling hört, denkt man "identisch" oder "zum Verwechseln ählich", und wenn man das nicht denkt, denkt man zusätzlich "zweieiig", aber wer macht das schon, wenn er Zwilling denkt. Astronomen bzw. deren Pressereferenten haben jetzt in einem längeren Prozess den bizarr unähnlichen Zwilling erfunden, eine echte Novität. Im Jahr 2003 hörte man erstmals von einem Zwilling unseres Sonnensystem. Nun schlüpfen Sonnensysteme überhaupt nie aus Eiern, seien wir darum nicht kleinlich, aber dieser Zwilling hier hat einen Jupiter, der seine Sonne, einen Stern namens HD70642, im Abstand von 467 Millionen Kilometer umkreist, oder wie die PR-Mitteilung informiert "nicht sehr verschieden von 778 Millionen Kilometer". Hm, well. 311 Millionen Kilometer verschieden, eine kleine Aberration, zugegeben.


Foto, Lizenz
In den letzten Monaten jedoch vermehren sich die unähnlichen Zwillinge wie die ähnlichen Karnickel. Der Stern 55 Cancri hat einen "erdähnlichen" Planeten, der nicht nur 45mal so schwer ist wie die Erde, sondern ist auch "ein bisschen" näher an seiner Sonne, nämlich circa 80 statt 150 Millionen Kilometer. Hust. Ein bisschen? "Fast ein Zwilling?" Der Erd"zwilling" des Sterns Gliese 581 hat gar einen Abstand von nur gut 10 Millionen Kilometern von seiner Sonne. Schonmal beim Nachhauseweg auf den letzten 140 Millionen Kilometern verhungert?


Foto, Lizenz
Und schliesslich in den letzten Wochen wieder ein Zwilling, diesmal führt die Sonne den sperrigen Namen OGLE-2006-BLG-109L. (Nebenbei: Was ist eigentlich aus den ansprechenden Namen für Himmelsobjekte geworden, sagen wir "Tukan" oder "Ganymed"?) Dieses Mal ist die "Erde" nur halb so weit von ihrer Sonne weg wie die richtige, das heisst 75 Millionen Kilometer weniger. Einerseits sind wir von Astronomen Übertreibungen gewohnt, ich meine, Schwarze Löcher, guter Scherz, aber andererseits erwartet man ein wenig mehr Präzision in der Metaphernauswahl. Wieso gibt es mehr als einen Zwilling der Erde? Was soll diese Besessenheit mit der Ähnlichkeit? Ist Unähnlichkeit nicht eigentlich viel interessanter? Und wie wird man es nennen, wenn man irgendwann tatsächlich eine Kopie des Sonnensystems findet? Superzwilling? Hypererde? Was, wenn es ganz viele davon gibt? Trillionenling? Und übrigens: Saturnmond Titan ist nicht der Zwilling der Erde, beziehungsweise nur in einer Welt, in der ein Tag zwei Wochen lang ist (ein Jahr übrigens auch) und die Temperatur minus 194 Grad beträgt. Das ist nur gute 100 Grad kälter als in der Antarktis. Am Ende leben dort Zwillingspinguine.


06.04.2008 | 10:16 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Telescoputechture

Nicht vollends geklärt ist, wer zum ersten Mal ein Fernrohr zusammenschraubte und wann er das tat (und warum). Bekannt damit wurde jedenfalls im Jahr 1608 ein gewisser Hans Lipperhey, who claims to have a certain device by means of which all things at a very great distance can be seen as if they were nearby. Kaum wird jemand daran zweifeln, dass die Welt, wie wir sie kennen, anders aussähe, hätten wir sie nicht 400 Jahre lang mit grossen Rohren angestarrt. Die Sonne hat Flecken? Lachhaft. Saturn gar kein Lichtpunkt, sondern ein Gasriese? Albern. Und der Andromedanebel gar kein Nebel, sondern 100 Milliarden Sterne? 100 Milliarden! Holy shit. Das Teleskop hat das Universum verändert und uns in den Staub gestossen. (Ähnliches leistete nur der Dudelsack.)


Foto, Lizenz
Niemand verwundert es daher, dass Teleskope zu Wallfahrtsstätten wurden und ihre Erbauer dem Universum Demut entgegenbringen. Im Gegensatz zu den restlichen Gebäuden der Welt, die mit ihren Ecken und Kanten scharf in den Äther schneiden, sind Teleskopkuppeln kugelrund – genau wie Planeten, Sterne, Sternhaufen. Die energetisch günstigste Form, nach der jeder gasförmige Körper im Vakuum strebt, als Kuppel steht sie in hundertfacher Ausführung auf den heiligen Bergen.

Bis wir irgendwann lange genug in das Universum gestarrt hatten, um es verachten zu lernen. In ein paar Milliarden Jahren von der Sonne verschluckt. Noch etwas später mit dem Andromedanebel kollidiert. Und bereits in zehn hoch hundert Jahren sind alle Protonen zerfallen, alle Schwarzen Löcher verdampft, nichts bleibt übrig. Hell, schon in zehn Minuten könnte Eta Carinae explodieren und tausende Zivilisationen in den Tod reissen. Das Universum ist geistlos und voll mit jugendlichem Zerstörungswahn.

Deshalb geschieht es dem All nur recht, wenn wir ihm neuerdings zum Trotz eckige Kuppeln aufs Dach stellen. Sie nach japanischen Autos benennen. Und von James Bond veralbern lassen. Ecken, mach uns das erstmal nach.


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