Riesenmaschine

06.12.2006 | 12:10 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Wahnsinn mit Methode – Weltherrschaft mit DoorOne


Richtiges Equipment (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Auch gut (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Feuerwehrmann, Lokführer, wahnsinniger Professor mit Weltherrschaftsambitionen. Berufswünsche mögen unterschiedlich sein, doch Karriere macht man nur mit dem richtigen Equipment. Und dabei hilft die Produktsuchmaschine DoorOne. Strebt man zum Beispiel die Weltherrschaft an, findet DoorOne auf Anhieb 100 geeignete Produkte in allen Preisklassen, doch sind wir noch Diktator im Praktikum und müssen daher unsere Preisbereitschaft auf maximal 10 € begrenzen. Prompt erscheint die zwingende Einstiegslektüre "Weltherrschaft für Anfänger". Doch, verdammt, das Buch erscheint erst 07/2007. Eine durchschaubare Finte der Gegenseite – der Agent hat sogar sein Nummernkürzel ins Erscheinungsjahr codiert!

Fachliche Hilfe können wir also nicht gewärtigen, bleibt nur genialische Eigenbrötlerei. Wie jeder vernünftige Wahnsinnige brauchen wir dafür zuerst mal ein Labor, und jedes anständige Labor braucht einen Funktionsgenerator. Wir verschulden uns für den HM 8131-2, der zwar 1.607,76 € kostet, aber die für unseren Plan unverzichtbare "lineare und logarythmische Wobbelung" beherrscht. Denn wenn man drei Stück bestellt, gibt's 80 Euro Rabatt – da sind die oben gesparten 10 Euro doch gleich acht Mal drin! Die schrecklichen Wobbelungsexperimente sind natürlich nur durchführbar mit einem handfesten Experimentierkasten. Diese werden bei DoorOne unter dem Tarnnamen Wissenschaftliches Spielzeug geführt. Dass man uns nicht ernst nimmt, daran haben wir uns gewöhnt.

So wenden wir uns an unsere letzten Freunde, die Roboter. Wir finden den Robosapien RS Media mit "Personality Editing Suite". Ja! Personality Editing! Verrückt vor Glück möchte man der gesamten Menschheit die Worte "Danke, DoorOne!" in die Personality reineditieren. Die Weltherrschaft, sie ist zum Greifen nah!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge


30.10.2006 | 00:39 | Anderswo | Supertiere

Der Schockfisch und die Produkte des Nichtseins


Gänzlich ungeschockter Fisch in Shanghai (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Haier ist die einzige chinesische Marke, die nun schon drei Jahre in Folge unter den 100 einflussreichsten brands der Welt rangiert. Wie schafft ein Unternehmen das, dessen Markenstrategie noch in Arbeit ist?

Die Antwort ist verblüffend einfach. Moderne Unternehmen brauchen gar keine Markenstrategien. Erwartet werden heutzutage vielmehr ehrliche Kommunikation, eine groovy Firmenkultur, Tierschutz und soziales Engagement. Haier kann in all diesen Punkten Vorbild sein – und sich daher teure Marketingetats sparen.

Unter dem Motto "Be brand the sail, be customer the teacher" offenbart der Elektrokonzern seine Ziele in vorbildlicher Ehrlichkeit: "expand the business into developing markets with little resistance" und "Priority given to influence and then profit". Haiers Strategie ist der Aufkauf "gut ausgestatteter Firmen" und der Austausch des Managements. Den ökologischen Standards entsprechend ist dieses Verfahren der Natur entlehnt und heisst daher Schockfisch: "'Shock fish' represent those companies which are well equipped but not well operated and can be vitalized if effective management is introduced." Die gekündigten Manager finden derweil Trost in Haiers Corporate Culture. Dort heisst es unmissverständlich: "Being itself is the product of not-being".

Wenn deutsche Firmen nicht als Produkte des Nichtseins enden wollen, passen sie besser jetzt ihre Strategien an! Haier-Küchengeräte sind in Deutschland bereits erhältlich. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die konzerneigene Zeichentrickserie Haier Brothers auch hierzulande ausgestrahlt wird. Wogegen sich auch niemand wird wehren können, denn die 212 Episoden verbucht Haier unter Social Contribution.


10.10.2006 | 09:05 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Panik im Leerlauf


Wie Computer gegen Computer, nur mit Menschen (Bildquelle) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jean Baudrillard schrieb 1992, das Fernsehen liefe in totaler Indifferenz gegenüber seinen eigenen Bildern, so dass es sogar weitermachen könnte, wenn der Mensch verschwunden wäre. Da dachte er noch nicht an Notebooks. Auf ihren Websites bitten Computerhersteller wie Apple nämlich seit Wochen darum, bestimmte explosionsgefährdete Sony-Akkus sofort aus den entsprechenden Laptops zu entfernen und nicht mehr zu verwenden. Das Dokument, das der von Apple gelieferten Austauschbatterie beiliegt, empfiehlt nun nicht nur das glatte Gegenteil ("Setzen Sie die auszutauschende Batterie ein"), sondern verlangt vor der Rücksendung des Altakkus die Entladung desselben mit dem eigenen Notebook. So soll wohl dem unbeabsichtigten Paketbombenversand vorgebeugt werden. Geradezu baudrillardesk erscheint die den mitgelieferten "Tipps für schnelleres Entladen" entnommene Empfehlung, alle Energiesparfunktionen des Laptops abzuschalten, eine DVD abzuspielen oder das Schachprogramm laufen zu lassen – in der Einstellung "Computer gegen Computer".

Hunderttausende Computer spielen jetzt gerade Schach gegen sich selbst, und das nur aus Angst davor, dass weltweit Pakete voller kleiner Sprengkörper in die Luft fliegen könnten. Jean, wo bist du?


18.09.2006 | 16:19 | Berlin | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Vor Ihrem geizigen Auge


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als vor zehn Jahren die ersten Verbraucher mit der S-Klasse zu Aldi fuhren und sich dort soziodemografisch wie die Axt im Walde aufführten, war das Geschrei vom "multioptionalen Verbraucher" noch gross. Heute kommt man dem elitären Discount-Besucher entgegen und greift seinen vermuteten bildungsbürgerlichen Background auf, um Apfelsaft zu verkaufen. Zumindest macht das die Grosskelterei Tymbark. Auf dem bei Norma angebotenen Apfelsaft "Tymbark Antonowka Apfel" empfiehlt der Hersteller: "Denken Sie einen Augenblick an Chopins Mazurka. Masurische Landschaften tauchen vor ihrem geistigen Auge auf. Das ist die Heimat unseres Antonowka-Apfels ...".

Denken Sie nun einen Augenblick an die abstossendste und erfolgreichste deutsche Werbekampagne der letzten Jahre. Der Elektromarkt Saturn taucht vor Ihrem geistigen Auge auf. Das ist die Heimat eines anderen besonderen Angebots. Denn auch Saturn hat den Crazy-Hybrid-Kunden erkannt und bietet daher gegenwärtig einen monströsen Plasmafernseher für 59.900 Euro an. Hinter der Preisangabe vermisst man freilich ein Mörike-Gedicht.


25.07.2006 | 03:14 | Anderswo | Alles wird schlechter

Können Sie mal kurz die Kamera halten?


Irrelevante Informationen für Sekundenschläfer (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Trend geht zum kurz. So sind kurze Internetadressen so beliebt, dass mittlerweile Dienste wie die Suchmaschine für 3-Buchstaben-Domains herausfinden, was an kurz überhaupt noch geht. Auch ist eine Korrelation zwischen Produkterfolg und Namenskürze zu beobachten. Der iPod (4 Buchstaben) ist Marktführer, das arithmetische Mittel der Konkurrenznamenslängen dürfte beim Doppelten bis Dreifachen liegen.

Zumindest auf dem Gebiet der zu langen Filme wird jetzt kurzer Prozess gemacht: In der Stadt mit dem sympathisch kurzen Namen New York entsteht The 1 Second Film. Für diese cineastische Übersprungsreaktion malen Dutzende Künstler zwölf riesige Einzelbilder, die dann jeweils zwei Mal abgefilmt 24 Frames oder eben eine Filmsekunde ergeben. Und nach dieser spannungsgeladenen Sekunde voller Action, unerwarteter Wendungen, romantischer Verwicklungen oder so ähnlich, also nach dieser Sekunde ist der Film dann vorbei. Fast.

Denn da kommt ja noch der Abspann – mit einem Making-Of und den Namen der Produzenten, was ziemlich viele sind, da jeder erwähnt wird, der mindestens einen Dollar gespendet hat. Und obwohl man das Ende ja eigentlich nicht verraten soll, sei es kurz erwähnt: Der Abspann dauert 90 Minuten. Spätestens jetzt fällt auf, dass dieser Artikel über verstiegene Projekte amerikanischer Kunsthysteriker schon viel zu lange ist und daher umgehend


1.5 2.5 3.5 4.5

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Werkenntwenwolf

- Mineralstoffe

- Ruhe und Besonnenheit

- Fluß ohne Wiedergänger

*  SO NICHT:

- bäuerlicher LSD-Trip im Billo-LichtKlangBad

- Zack-Zack

- "Tschihis" sagen

- Werwolf


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Crank", Mark Neveldine/Brian Taylor (2006)

Plus: 1, 3, 6, 31, 52, 76
Minus: 93, 116
Gesamt: 4 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV