Riesenmaschine

20.09.2006 | 12:16 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Nationaltestikel


Innovatives Kugellabor (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Überholter Trudelturm (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zweifelsfrei sind Keimzellen etwas Tolles, enthalten sie doch die Idee des Lebens an sich, solange sie nicht zwischen den verzweigten Beinen al-Qaidas baumeln.

Leider scheint das kuriose, aber schliesslich einleuchtende Projekt Testicles to the Brain zur Heilung von Parkinson durch Keimzelleninjektion ins Hirn schon etwas eingestaubt zu sein. Umgekehrt allerdings ist der Weg der Gonadisierung der Forschung schon vor langem beschritten worden. In Adlershof, dem Physiklabor Berlins, stehen seit 1960 diese hodengewordenen Stahlklumpen ihren Mann. Hier wurde zwar nicht die hohe Kunst der Meiose zur Erzeugung wuseliger Genüberträger praktiziert, aber weil die Innentemperatur auch ohne imperialistische Klimaanlage immer konstant blieb, konnte man abgeschottet von der rauhen DDR-Luft ungestört Plaste und Elaste perfektionieren. Das liegt schlicht an der absoluten Kugeligkeit und den knapp 1,5 Meter dicken konzentrischen Isolierungsschichten, sodass die thermodynamisch aktiven Teilchen gar nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Diese kompromissfreie Ausführung der Form-Follows-Function-Architektur übertrifft den in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden nationalsozialistischen Trudelturm in Optik und Haptik um Längen, ist die Absurdität doch die Krücke der Ästhetik.

Doch wo hat Bundesdeutschland seine Eier, mag man sich fragen, schliesslich ist uns selbst Kuwait hier einen Schritt voraus.

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


04.06.2006 | 14:10 | Supertiere | Fakten und Figuren

Gefühlshotel


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Gefühle sind ubiquitär. Aus bisher noch unerfindlichen Gründen werden einige Menschen wirklich andauernd mit ihnen konfrontiert. Ausserdem ist überhaupt noch nicht klar, in welchem Masse sie nun willentlich beeinflussbar sind. Anhand dieser Definition könnte man Gefühle glatt mit Ameisen verwechseln, wobei allerdings das Treten auf Ameisen oft freudige Gefühle, jedoch keine neuen Ameisen erzeugt, womit die begriffliche Distinktion durch logische Beweisführung abgeschlossen ist. Allerdings sollte die Ameise, insbesondere die völlig durchgedrehte von Langton, noch eine gewisse Rolle für die Intelligenzforschung spielen. Wohl aus diesem Grund ist die grösste Hotelkette der Welt auch den kleinen quirligen Viechern vorbehalten, die sich sogar frisch geschminkt auf geführte Kurzausflüge ans Büffet begeben.

Und genauso wie Ameisen sich anscheinend zu vergnügungssüchtigen Agglomeraten zusammenrotten, werden menschliche Gefühle auf wefeelfine.org auf quietschbunte und überaus ameisenaffine Art mathematisch aufbereitet. Hierbei werden sogenannte Blogger benutzt, um hauptsächlich sperrig kafkaeske Gefühlsausdrücke wie "I feel bad" oder "I am feeling incomplete" über die Mensch-Maschine-Schnittstelle zu hieven. Einem Mähdrescher gleich drischt eine Suchmaschine dann aus diesen halmigen Sätzen die fröhlich bis panisch herumwirbelnden Gefühlskörnchen, die wiederum mit etlichen Parametern wie Heimatland oder Wetter korreliert sind und sich fein statistisch auswerten lassen.

Daraus lässt sich jetzt allerdings kein Brot backen, und auch der Myers-Briggs-Typindikator hätte seine Schwierigkeiten, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Jedoch kann man so herausfinden, was die Welt fühlte, als Lordi zur Mutterband der europäischen Einheit wurde: Nähe und Wut waren deutlich überrepräsentiert, was bezogen auf Europa so gar nicht schön klingt.

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


18.05.2006 | 00:34 | Was fehlt | Listen

Tod überlistet (fast)


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Die Virtualisierung alles Menschlichen schreitet bekanntlich voran. Man kann sich beipielsweise virtuell die Frisur versauen oder einfach nur schauen, ob man vielleicht einen Freund findet. Schön für "Draussis", wird doch der Andrang in Schwimmbädern niemals mehr diese Dimensionen annehmen. Viel lieber basteln sich junge Menschen ein Augenschmerz verursachendes Myspace-Profil und erfreuen damit unbewusst das Herz von Rupert Murdoch.

Am Ende siegt doch die Natur -- schliesslich müssen auch diese Menschen irgendwann sterben, und da die Generation@ so furchtbar jung und dynamisch ist, sind die Todesursachen ebenfalls nicht von schlechten Eltern -- vom Mord durch Erziehungsberechtigte mal abgesehen. Eben solche Fälle von vorzeitigem Ableben von Internetusern werden auf der Todesursachenjonglierseite mydeathspace.com erschreckend nüchtern dokumentiert (mehr Hintergrund hier), und entgegen dem Gerücht vom Tod durch GERD sterben junge Amerikaner sehr oft beim Autofahren. Aber auch unbeabsichtigten Suizid, Herzfehler einhergehend mit Autounfall und Explosion eines Baums oder Helikopterunfall kann man den entsprechenden lebensfrohen Gesichtern zuordnen.

Im Netz wächst damit ein Friedhof heran, der gegenüber dem althergebrachten Acker enorme Möglichkeiten aufweist. Man kann den entsprechenden Polizeibericht durchlesen, krass pietätvolle Sprüche hinterlassen und man kommt mit einem Klick zum Internet-Poker. Ausserdem sind die Fotos meist freundlich. Das Potential jedoch ist ungleich grösser. Da man den betreffenden Freund oft ohnehin nur als zweidimensionales Profil kennt, könnte ein halbwegs gewitztes Computerprogramm auch nach dem Tod munter weiterbloggen und so ein völlig neu definiertes Jenseits erschaffen.

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


17.05.2006 | 04:35 | Alles wird besser | Was fehlt

Hip-Hop ordentlich durchgebürstet


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Schon einmal Menschen beim Zähneputzen beobachtet? Sie sind unlocker, schauen ernst, geradezu verkrampft. Dabei ist Zähneputzen doch total groovy, liebe Kinder, und die Eltern freut es auch, wenn ihr Spass daran habt. So oder ähnlich wird Hasbros Botschaft lauten, sobald die weltweit erste MP3-Zahnbürste werbewirksam in einer Filiale der Techniker-Krankenkasse gelauncht wurde.

Das Prinzip hinter den singenden Borsten ist ein Schallwandler, der Töne direkt über das Gebiss in Richtung Gehörknöchelchen schickt, sodass nur der Putzende etwas davon wahrnimmt und alle anderen sich über die guten Vibrations im Raum wundern.

Eine Frage bleibt: Welche Tracks landen auf der Bürste? Für Masochisten und Sadisten Zahnärzte empfiehlt sich das Geräusch einer Zahnsteinentfernung oder der Turbinenbohrer. Ganz paradox wäre das Geräusch einer Mundspülung. Wahrscheinlicher ist aber die Orientierung an den Charts, wobei die Borstenhärte auch aus technischen Gründen die Musikrichtung vorgibt: Von hart nach weich -- von Heavy Metal zu Weichspül-Pop.

Bevor jetzt aber der iPod der Bürste weicht und iTunes in iTooth umbenannt wird, muss gesagt werden, dass es trotz des arg kleinen internen Speichers keine Möglichkeit zum Upload neuer Geräusche geben wird, aber wer möchte sich auch einen neuen USB-Hub kaufen, nur weil die Steckplätze von Zahnbürsten belegt sind. Man sieht, dass hier ein gewisses Redundanz-Potenzial vorliegt. Zahnärzte empfehlen das Wechseln der Bürste alle zwei Monate.

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link


1.5 2.5

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