Riesenmaschine

30.04.2006 | 16:22 | Alles wird besser

"Hinten kackt die Ente"


So müssen Dropdown-Menüs aussehen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die dräuende Fussball-WM spaltet die Menschen bekanntermassen in "Feenz" (F. Beckenbauer) und Menschen, denen Fussball egal ist. Da dem Gebolze und seinem Drumherumgelärme mit herkömmlichen Mitteln kaum zu entkommen ist, möchten wir zur Aggressionsabfuhr zumindest auf den hier erwähnten Bullshit Bingo Generator verweisen, der unter anderem das Spezialgebiet "Fussballkommentatoren" aufweist. Die hundert dümmsten Kommentatorensprechs sind derzeit erfasst, es finden sich Perlen wie "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze", "Die Abwehr bleibt das Sorgenkind" oder "Der weiss, wo der Ball hin muss". Besonders löblich finden wir, dass der Bullshit Bingo Generator zahlreiche Buttons zum Herumspielen vorzeigt. Eine Art Riesenspass.


17.02.2006 | 01:49 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Anziehend


Stacheliges Glück (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Menschen, die Sätze wie "Dieser Magnet hat ein fantastisches Preis-Leistungsverhältnis" schreiben, können keine schlechten Menschen sein. Wie alles Gute kommt auch die hier vorliegende Geschäftsidee aus der Schweiz. Bei www.supermagnete.de kann man 1a) Erwachsenenspielzeug bestellen, nämlich superkräftige Neodymmagnete in allen erdenklichen Formen. Für schlappe 40 Euro gibt es sogar einen Todesmagneten, der das Lebendgewicht eines satt gegessenen Neandertalers tragen kann. Der Online-Shop hält unterhaltsame Fotos und ehrliche Verkaufstexte parat, wie wir sie eigentlich nur noch von Manufactum kennen. Zitat: Ich habe keine Ahnung, was man mit diesem Ding sinnvollerweise anfangen könnte – er ist einfach viel zu heftig für fast alle Anwendungen. Bildschirme, Kreditkarten, Videobänder – alles futsch.

Obwohl man dieses Angebot natürlich genauer unter die Lupe nehmen muss (Anwenderbericht folgt), ist es wichtig, inmitten der ganzen Superlative nicht den Überblick zu verlieren. Den echten Todesmagneten nämlich, genaugenommen den "stärksten Magneten der Welt", kann man ganz woanders kaufen, und er hält nicht etwa einen Neandertaler, nein, vielmehr sagenhafte sieben A4-Blätter einwandfrei an einer Pinnwand. Das immerhin hat er mit dem Magnetar gemeinsam, einem nur in kleiner Stückzahl gefertigten Neutronenstern-Magneten, der so stark ist, dass der materiefreie Raum doppelbrechend wird (Anwenderbericht folgt nicht).


09.02.2006 | 17:04 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

U can't touch this


Eine Schallplatte! Lecker! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das rekursiv Selbstreferenzielle der Vinylschallplatte berührt die Grenzbereiche des Existenzialismus: Je öfter man sie abspielt, desto schlechter klingt sie. Man darf nicht näher darüber nachdenken, sonst hängt man in einer Endlosschleife der Frustration fest. www.productdose.com machte uns auf diesen berührungsfreien Schallplattenspieler aufmerksam, der die Schallrille mit einem Laserstrahl abtastet. Je nach Ausführung kostet das Gerät moderate 15.000 bis 19.000 Euro. Es wird routinierten DJs echte Phantomschmerzen bereiten. Seit Jahrzehnten lassen sie mit einer fluffigen Bewegung die Vinylplatte aus der Umhüllung gleiten, legen die Platte behutsam auf den Plattenteller und greifen sodann nach rechts, um den Tonabnehmer zu erhaschen und über der Einlaufrille der Schallplatte zu platzieren. Gerade letztgenannte Greifbewegung sich abzutrainieren und durch einen lässigen Druck auf die "Open/Close"-Taste zu ersetzen wird ein hartes Stück Arbeit werden.


12.12.2005 | 18:20 | Essen und Essenzielles

Am Ende einer langen Nacht


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer sich professionell mit Genussgiften befasst wird feststellen, dass der Umgang mit dem Drumherum der Genussgifte dem immergleichen Vier-Stufen-Muster folgt: Egalheit, Trendhinterherhechelei, Rückkehr zu den Wurzeln, völliger Klassizismus. Beispiel Rauchen und Feuer. Zuerst ist es völlig wurst, womit man sich die Zigarette anzündet, dann muss es eines dieser komischen Gasfeuerzeuge sein, die eine blau leuchtende, scharf abgegrenzte Stichflamme erzeugen, dann findet man das doof und kauft sich stolz ein Zippo, das findet man dann erst recht doof und landet folgerichtig dauerhaft bei Streichhölzern.

So ist es auch beim Trinken. Der Schädel wird zunächst unkundig mit Aspirin bekämpft, was töricht ist, wie man weiss, denn es erzeugt Mikroblutungen im Magenbereich. Dann bildet man sich und schluckt trendgemäss Paracetamol. Merkt aber irgendwann, dass das die arme Leber umso mehr ärgert. Es folgt Rückkehr zu Alka-Seltzer, das hat zwar auch Acetylsalicylsäure, hat aber basische Komponenten, und dann – dann geht es richtig zurück: Heilerde. HEILERDE! Man kann es nicht oft genug sagen. HEILERDE!!

Wer je den Genuss verspürte, das schlammfarbene Heilerde-Wasser-Gemisch nach einer langen durchsoffenen Nacht zu trinken, ist für alle Zeiten süchtig. Der Geschmack erinnert an eine brackige Pfütze, nach dem Schlucken knirscht es überall leise im Gebiss. Ein Genuss, den man erst mit der Zeit würdigen kann. Heilerde stoppt augenblicklich wie eine Pause-Taste jedwede Schmurgeley im Magen, man kann jeden Alkohol damit subito neutralisieren und anstatt des Morgens vom eigenen Sodbrennen aufzuwachen, schläft man tief und fest wie ein Säugling (Fäustchen!). Möge es die gute, gute Heilerde immer geben!


28.11.2005 | 16:35 | Berlin | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Lecker, popecker!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Grauen! Das Grauen! Die Vorweihnachtszeit stürzt den Lebensmitteleinkäufer in schwere Sinnkrisen. Nirgendwo kommt man mit seinem Einkaufswagen durch, alles ist zugestellt mit Adventskalendern, Nikoläusen, Weihnachtsmännern und ähnlichem Unrat aus qualitativ niedrigstmöglicher Schokolade. Einen angenehmen Kontrapunkt setzen die nur in wenigen, ausgesuchten Fachgeschäften erhältlichen "Bitteren Schokoladen" des Berliner Chocolatiers Erich Hamann, eines kleinen 12-Personen-Betriebs, gelegen an einer der hässlichsten Strassen Berlins überhaupt, nämlich der Brandenburgischen Strasse im sterbenslangweiligen Wilmersdorf. Wie sich das gehört, pfeift Erich Hamann auf eine Internetpräsenz und treibt dafür seine Schokoladenbauer permanent zu absoluten Höchstleistungen an. Die Vollmilchschokolade aus genanntem Haus ist die zauberhafteste Schokolade aller Schokoladen: Leicht knackig im Biss, sodann zartschmelzend und von einer milden, sehr pastosen, jedoch niemals klebrigen oder aufdringlichen Süsse. Das Ladengeschäft in der Brandenburgischen Strasse 17 erinnert an eine niederländische Fleischerei aus den 60er Jahren und scheint direkt aus der Kulisse eines Films von Alex van Warmerdam zu stammen: Strenge, aber blitzsaubere Gardinen- und Kacheloptik, klare Linien. Ebenso sind die Schokoladentafeln gestaltet: Zartes Kästchenmuster, ein altherthymliches Logo, Schwungvolle Signatur quer über die Schachtel und eine Produktbeschreibung in Helvetica. Wer je diese Schokolade ass, wird nie wieder andere essen können. Bestellen kann man sie hier.


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