Riesenmaschine

14.09.2007 | 02:23 | Berlin | Papierrascheln

Drive-Thru Literaturzirkel

Literatur, ein schreckliches Zeug, man kann sie so wenig in den Griff bekommen, wie man alle YouTube-Videos weggucken oder alle Häuser der Welt mit Kugelschreiber blau anmalen könnte. Arno Schmidt hat das genaue Ausmass des Problems schon mal für uns ausgerechnet: "Sagen wir, durchschnittlich alle 5 Tage 1 neues Buch – dann ergibt sich der erschreckende Umstand, dass man im Laufe des Lebens nur 3000 Bücher zu lesen vermag! Und selbst wenn man nur 3 Tage für eines benötigte, wären's immer erst arme 5000. Da sollte es doch wahrlich, bei Erwägung der Tatsache, dass es bereits zwischen 10 und 20 Millionen verschiedener Bücher auf unserem Erdrund gibt, sorgfältig auswählen heissen."

Sorgfältig auswählen – oder sich eben ein bisschen mehr beeilen. Der Drive-Thru Literaturzirkel der Riesenmaschine wird sich am Dienstag, 25.9. um Punkt 18:00 vor dem Dussmann-Eingang zusammenfinden. Die Teilnehmer begeben sich dann selbstständig zu den Belletristikregalen, wo sie fünf Minuten Zeit haben, ein paar Seiten in einem ungelesenen Buch ihrer Wahl zu studieren. Wir empfehlen, zunächst ein Werk eines bisher nur vom Hörensagen bekannten Autors zu wählen; mit Zweitwerken können sich Fortgeschrittene befassen, die bereits je ein Buch aller existierenden Autoren in der Hand hatten. Nach Ablauf der fünf Minuten trifft sich der Literaturzirkel im benachbarten Starbucks, wo zehn Minuten bei Getränken über das Gelesene diskutiert wird. Exakt um 18:30 geht der Literaturzirkel klüger und belesener wieder auseinander. Das Ganze wird (an Folgeterminen) entweder so oft wiederholt, bis die Weltliteratur bewältigt ist, oder vorzeitig abgebrochen. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.


09.09.2007 | 23:55 | Anderswo | Was fehlt

Sealandsgarn


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ach, Sealand, unser Land, das ferne leuchtet. Immer wieder mal setzen wir Hoffnungen in dich, zuletzt solltest du von The Pirate Bay aufgekauft werden, was aber offenbar nicht geklappt hat. Jetzt lesen wir, dass Moskauer Venturekapitalisten mit dir über einen Sealand Satellite verhandeln, der ein unzensiertes Internet ("freedom of speech, free downloads and file sharing") möglich machen würde. Bisher hast du dich nicht gerade durch Umsetzung von Angekündigtem ausgezeichnet, das im März angekündigte Piratenradio lässt auf sich warten, und von Christos und Jeanne-Claudes Plan, Anfang 2008 Sealand einzupacken, hat man auch in letzter Zeit nicht mehr so viel gehört. Aber vielleicht klappt es ja mit den Microlympics 2013 oder den Olympischen Spielen 2016 ("Even though space is extremely limited on the island, there's enough room for disciplines like Table Tennis, Darts, Weightlifting, Table Football, Snooker and Clay Pigeon Shooting."). Wir warten gespannt, Sealand!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Raum ohne Volk (noch!)


05.09.2007 | 18:51 | Essen und Essenzielles | In eigener Sache

Lean Mean Bean Machine


Serviervorschlag (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die in irgendeiner Stadt ansässige lobenswerte Firma nugg.ad stellt ein ungemein superes Produkt her oder bietet eine Dienstleistung feil, wir brauchen das nicht nachzurecherchieren, denn wir haben – auf dem Umweg über Sascha Lobo – von der ausgezeichneten Firma nugg.ad eine Jelly Belly Bean Machine geschenkt bekommen, fertig gefüllt mit acht Unzen Jelly Belly Beans. Da es nicht so häufig vorkommt, dass man uns Produkte einfach so schenkt, z.B. warten wir bis heute auf unser mehrfach angefordertes Rezensionsexemplar eines sündteuren Noise-Reduction-Kopfhörers, katapultiert dieser Akt die hervorragende Firma nugg.ad automatisch unter die Top 10 internationalen von der Riesenmaschine gutgeheissenen Unternehmen. Zweifellos ist das, was man dort herstellt, weltverbessernder als jeder Emissionsausgleich und nützlicher als ein kurbelbetriebenes Universalladegerät.

Dieses Jellybeanspendiergerät wollen wir nun wiederum an einen Leser weiterreichen. Die Preisfrage lautet: Für die Rechte welcher vier Musikstücke in diesem Trailer hat das Geld anscheinend nicht mehr gereicht? Wegen einer allgemeinen Postwegbringschwäche, über die unsere T-Shirt-Besteller und Preisausschreibengewinner Bescheid wissen, kann der Preis diesmal ausschliesslich von Selbstabholern aus Berlin gewonnen werden. Sorry, Leser in Tokio!


31.08.2007 | 04:04 | Supertiere | Was fehlt | Sachen kaufen

999 – The number of the bat


CD mit 60 Fledermausrufen inklusive!
Der Partyhit für Feinsinnige! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In der Simpsons-Folge "Brother, Can You Spare Two Dimes" erfindet Homers Bruder ein Babyübersetzungsgerät, das ihn umgehend zum reichen Mann macht. Ähnlichen Markterfolg erhoffen sich die Entwickler der diversen praktischen Geräte zur Übersetzung von Fledermauslauten ins Hörbare. "Damit lassen sich alle heimischen Fledermausarten und auch andere Ultraschallquellen beobachten", und wenn wir irgendwas immer schon mal wollten, dann ja wohl Ultraschallquellen beobachten, wieso gibt es das noch nicht fertig ins Handy eingebaut? Man könnte mit Delfinen telefonieren und würde bei der Nierensteinzertrümmerung, Zahnsteinentfernung und Brillenreinigung nichts mehr verpassen. Man wüsste endlich, was sich die Fledermäuse so zurufen und was sie so interessiert. Noch erkennen wir's stückweise; schon bald aber werden wir sein wie die Fledermäuse und gute Insekten von schlechten unterscheiden können.


25.08.2007 | 20:15 | Berlin | Papierrascheln

In Modulen denken, in Modulen wohnen


(Foto: Houses of the Future)

Architekt Baaske mit seinem Werk (Foto: Jan Bölsche)
Berliner Kartonagenhersteller boten im 19. Jahrhundert "preiswerte Wohnkästen" aus Pappe an, um die Wohnungsnot zu lindern, so steht es in "Berlin" von David Clay Large nachzulesen. Seither kommt immer wieder mal jemand auf die Idee, Pappe sei eine "genuine short-term housing option". In Australien kann man für nur $35.000 das Cardboard House (oben) erwerben, und auch die Riesenmaschine (unten) experimentiert bei "9to5 – Wir nennen es Arbeit" im Berliner Radialsystem erstmals mit einem eigenen Redaktionssitz aus dem innovativen Traditionsmaterial. Beide Unterkünfte sind "lightweight, transportable" und erfordern "no more skill to erect than an Ikea product"; bei der Pappriesenmaschine beliefen sich die Materialkosten auf nur 14 Euro pro Quadratmeter. Das neue modulare Betriebsgebäude ist problemlos erweiterbar, langfristig ist die Anschaffung eines Firmenwagens aus Pappe geplant. Später wird zur Einweihung Sekt aus Pappbechern gereicht.


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"The Descent", Neil Marshall (2005)

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