Riesenmaschine

20.11.2007 | 14:42 | Sachen anziehen

Tragbar


Mit RFID in T-Shirt und Wandschrank kann man sich auch abends bequem mit der Kleidung der Kollegen abstimmen. (Foto: adactio) (Lizenz)
Lauter gute Nachrichten: Wearables sind gar nicht tot, sie riechen nur ein bisschen komisch. Ein paar australische Informatiker – vor Jahren hätte man sie Nerds genannt – sind auf die Idee gekommen, der Kleidung RFID-Chips mitzugeben, die im Schrank ausgelesen werden. So hat man einen Überblick, welchen Pulli man im Kaffee Burger angezogen hatte. Aber was reden wir von Pullis, die Zielgruppe für solche Technologie sind natürlich die Leute, die an der Front des modernen Verkaufsgeschäfts kämpfen und für die es essentiell ist, nicht wieder den gleichen gestreiften Anzug zum Geschäftsessen oder zum zweiten Date mit dem Elite-Partner anzuziehen, wie die Ontario-Ausgabe von Business Edge ausführt.

Zugegeben, Killerapplikationen sehen anders aus. Aber da Computer seit ein paar Jahren eher in die Hosentasche gesteckt, als vor den Bauch gebunden werden, müssen sich die Ideengeber wieder was für die Wearable-Forschung einfallen lassen. Es wäre beängstigend, wenn sich junge Informatiker nun über automatisierte Anzugwahl Gedanken machen sollen. Aber wahrscheinlich ist das Konzept um die integrierte Erinnerungseinrichtung für das Wäschewaschen herumgedacht. Danken wir den Erfindern wenigstens für das Wässern des verkümmernden Informatikerklischees.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Godot Trends II: Wearables


18.11.2007 | 16:33 | Supertiere | Essen und Essenzielles | Papierrascheln

Fisch- und Pressefutter


Eine aussergewöhlich banale Erklärung für vieles.
Wissenschaftliche Studien, die nicht das Ende von Übergewicht, schlechtem Aussehen morgens und Krebs in den nächsten fünf Jahren ankündigen, finden nur ein Medienecho, wenn die Tiere und ihr Sexualverhalten niedlich sind und man das Ganze doch noch irgendwie auf den Menschen anwenden kann.
Nehmen wir zum Beispiel das folgende: Buntbarsche sind Maulbrüter und Weibchen, die bereits unbefruchtete Eier in ihrem Mund tragen, reagieren auf die Muster der Afterflosse des Männchens, die ihren Eiern ähnlich sieht. Sie versuchen, die beim Transfer vermeintlich übersehenen aufzusammeln, was das Männchen zur Samenabgabe nutzt. Die Befruchtung erfolgt so im Mundraum. Forscher an den Universitäten von Basel und Konstanz fanden nun unlängst heraus, dass sich diese Muster mehrfach in der Evolution der Buntbarsche entwickelt haben und konnten auch ein zugehöriges Gen ausmachen. Nun wird die Studie von den Hochschulen nicht eben wie Fernsehbier angepriesen. Die Aufmerksamkeits-Fach- und Einzelhändler vom New Scientist laubsägten zwar die glitschige Schlagzeile "Oral sex gene helps male fish fake it" aus herumliegendem Jahrmarktattrappen, aber viel Medienecho hat die Studie trotz Erfüllung der eingangs genannten Kriterien nicht erhalten.

Geschickter ist es nämlich, wenn man der Orginalarbeit nicht irgendeinen sperrigen Namen gibt, sondern gleich zur Sache kommt. "An Exceptionally Simple Theory of Everything", zack, mit solchen Titeln muss man auch keine entstellenden Verkürzungen der Medien fürchten, und mit everything hat man Tiere und Menschen gleich mit abgedeckt. Wer für 16,95 Euro Quantenphysik studiert, in dem er Roger Penrose' Road to Reality koquergeblättert hat, kann sogar beim Abstract mit dem Kopf nicken, als hätte er es verstanden. Ein guter Teil der Physiker reagierte zwar mit der üblichen Litanei, dass es zu jedem Problem eine einfache, weil falsche Lösung gibt, aber wenigstens haben sie es gelesen. Die Medien haben Nachricht und den als Surfer-Dude posierenden Autor gleich geschluckt, so kann man es halt auch machen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Sexlos gerädert

Roland Krause | Dauerhafter Link


16.11.2007 | 00:27 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Spiele ohne Reue

Qualitätsjournalisten haben in weisser, papierner Vorzeit einst den Mühlstein der Recherche vor das aufklärerische Schreiben gewuchtet. Dort sitzt er nun, glotzt einen an und ist gespickt mit Wurmzeitlöchern, die in wenigen Minuten vielen Stunden kostbarster Premiumproduktivität vernichten. Wenn man einen Beitrag über etwa produktivitätssteigernde Browsergames schreibt, wird einem nicht gedankt, ja nicht einmal zur Kenntnis genommen, dass beispielsweise 21 Stunden mit Vergleichen zu World of Warcraft und seinen Erweiterungen zugebracht wurden, bevor man merkte, dass es sich dabei ja gar nicht um ein Browsergame handelt. Auch die daran anschliessenden Leistungen in Crazy Flasher 4 (4 Std.), Ambivalence (15 Std., ohne Ergebnis), Via Sol 2 (9 Std.) und verschiedenen anderen von Flash Gamez durchgereichten Titeln (1 WE, 3 Nächte à 12 Std.) werden nicht honoriert.


Da klicken für mehr Qi! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dabei muss man diese vermeintlichen Zeitvertreibe doch erstmal kennen gelernt haben, um sie von den anderen, den edleren Browsergames abgrenzen zu können: Von den Self Esteem Games, die von Psychologen an der McGill-Unversität zur Verbesserung von Qi und Selbstwertgefühl eingesetzt werden.

Nun ist Self Esteem Games angeblich schon seit 2004 im Internet zu finden und der Artikel des New Scientist über eine neue Veröffentlichung der Arbeitsgruppe vielleicht kaum nennenswert. Bevor man sich aber darüber echauffiert, spiele man zuerst ein paar Runden Wham! und erforsche selbst, ob das beworbene Self-Esteem Conditioning auch ohne Meinungsäusserung erfolgen kann. Alternativ kann man statt des eigenen Namens und Geburtsdatums neben "Horst, February 2" oder "Versager, April 20" auch andere Kombinationen angeben und das gefühlte Ergebnis irgendwoanders hinschreiben (6 Std.).

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Schlechter Stress und ganz schlechter Stress (und Stress)


04.11.2007 | 00:42 | Alles wird besser

Urlaubsgrüsse


His name is URL (Foto: candiedwomanire) (Lizenz)
Wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat, kann man zwischendurch mal am WWW verzweifeln. Seitenaufteilungen werden immer noch durch Tabellen erzwungen, wir müssen die abscheulichen Ränder von AdblockPlus ertragen, statt Bookmarks werden bekannte Adressen einfach durch das Wiederholen der googelnden Tätigkeit ersetzt. Warum? Irgendwer wird VHS und Betamax brummeln und von den Umstehenden totgestarrt. Tragisch.

Immerhin sind die kleinen Hässlichkeiten in der Adresszeile des Browsers auch anderen aufgefallen. https://www2.premiumcontent.tt/pageschreib? userid=roland.krause@soneinternetmail.de? safe-search=relevanz?content=default muss man sich schon lange nicht mehr merken, sondern kann es mit tinyurl und seinen Geschmacksvarianten in ein nichtssagendes Kürzel verwandeln, z.B. wenn Links per E-Mail verschickt werden.

Warum aber all diese Mühen, nur um faule Zeitgenossen ruhigzustellen, die meinen, dass alles immer einfach gehen muss? Anstelle solcher Krücken wie URL-Verkürzern wären eigentlich Erziehungsmassnahmen angebracht. Man versende also einen Elen-Antilopen-artig langen Link, entweder von HugeURL aufgebläht oder einfach einen beliebigen von der FAZ. Anschliessend fährt man ein paar Tage in den Urlaub, aber nicht, ohne die automatisierte E-Mail-Bearbeitung zu konfiguren. Enthalten eingehende Nachrichten ein verstörtes "dein Link funktioniert nicht", wird ein freundlich-bestimmtes "ZEILENUMBRUCH!!!" zurückgesendet. Die Adressaten werden verschämt die Augen senken, wenn man wieder durch die Tür tritt.

Wer weniger Ego oder nur mehr Sinn für Schönes hat, und Links verständlich übermitteln möchte, sollte sich bald mit decenturl anfreunden, das das unübersichtlichste Adresszeilengewitter in schmucke, logische URLs verzaubert. Und hoffen, dass Amazon nicht sein irres Patent über Suchworte in URLs auf das kleine Helferlein hernierderschmettert.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Sprich zu mir, Ding


18.10.2007 | 14:05 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Schlechter Stress und ganz schlechter Stress (und Stress)


Für Leute, die Zeit zu lesen haben.
(Foto: spine) (Lizenz)
Forscher haben kürzlich die eWatch, einen als Uhr getarnten Stressmesser für das Handgelenk entwickelt. Sieht komisch aus, ist aber bestimmt nützlich, wenn man vergisst, im Stress zu sein. Das Gerät stresst selbst, indem es dauernd fragt, ob man im Stress sei. Als Dank erwartet einen die Auskunft, wie viel schneller man durch Stress stirbt, ausgelöst durch Stress, glaube ich; den Artikel lese ich später.


1 2 3 [4] 5 6 7 8 9 10 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Autoritäre Erziehung

- selbstreinigende Ohren

- rund ums Marzipan

- Spaß-Champagnerflasche mit Schleim drin

*  SO NICHT:

- Bier aus braunen Flaschen

- Gruss vom Nagelpilzteam (per Mail)

- Kickers-Schuhe

- Darmzottensalat mit Schmieröldressing


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Zombie Hunter", K. King (2013)

Plus: 8, 9, 23, 41, 56, 79, 82, 96, 104, 119, 135, 144, 153, 159
Minus: 93, 99, 137, 147, 163, 165
Gesamt: 8 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV