Riesenmaschine

15.11.2006 | 13:15 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Altar im Magazin


Christoph Albers und Holm Friebe (KF), verdiente Mitarbeiter der Riesenmaschine, bei der Feinjustage der Götter (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In Berlin hat man Projekte, in München Arbeit, aber jetzt kommt Berlin nach München und zwar in Form des Projektes "Riesenmaschine Altar des Alltags". Für vier Wochen wird der Altar voll anbetungsfähig in der Filiale München des Magazin stehen, einem Geschäft, so die Eigenauskunft, für "Dinge für den Alltag". Wohin der Qualitätshase hier läuft, ist spätestens klar, wenn man weiss, dass Magazin zu Manufactum gehört und deshalb auch in deren Katalogen zu finden ist. Heute abend eröffnet das Geschäft und wir werden alle Riesenmaschinen-Leser, die dorthinkommen wollen (geheimes Passwort: Riesenmaschine), mit freudigem Zunicken begrüssen. Die Adresse ist München (Süddeutschland), In den 5 Höfen, Prannerpassage, Kardinal-Faulhaber-Strasse 11 direkt um die Ecke von dieser Feldherrensituation.

Wir erinnern uns: der Riesenmaschine Altar des Alltags enthält einen Haufen Götter wie etwa den Gott der Kontrolle über die eigenen Haare oder den Gott der Improvisation und der groben Fahrlässigkeit, die hier in einer Übersicht betrachtet und angebetet werden können. Hier hingegen kann man (ab heute, 19.00 Uhr) auf einer Live-Webcam kontrollieren, ob das Gebet angekommen ist, weil dann eine Lampe vor dem Gott aufleuchtet. Was für Gebete von wem eingebracht wurden kann man hier nachlesen. Vor Ort kann man sogar Kerzen anzünden. Für einen lustigen Schlussgag dieses Beitrags werde ich sogleich zum Gott der zu spät gehabten guten Idee beten. Vielleicht hätte es ja geholfen.


14.11.2006 | 02:47 | Was fehlt | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Zweifelderwirtschaft


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Ketchup mit Hartkäse, so what? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ein grosser Produkttrend des ausgehenden 20. Jahrhunderts war Two-in-One. Er beschränkte sich vermutlich aus Gründen fehlenden Know-Hows auf die Verschmelzung zweier Produkte, von denen eins überflüssig und damit in der Wirkung unüberprüfbar war, wie Shampoo und Conditioner. Anfang des neuen Jahrtausends erlebte die Konsumwelt einen famosen Scheinhöhepunkt durch Geschirrspültabs mit drei Phasen – drei gefühlte Produkte in einem, wo vorher nur ein Produkt in einem notwendig war. Da soll nochmal jemand sagen, Marketing bringt den Verbrauchern nichts.

Inzwischen hat man das Two-in-One-Konzept aufgebohrt und auch auf Lebensmittel angewandt. Jüngstes Beispiel der Firma Werder ist ein Ketchup mit schon Parmesan drauf, bzw. drin. Eine Entwicklungsrichtung, die sich die Lebensmittelgestalter, früher sagte man Fooddesigner, mal als Beispiel nehmen sollten. Der Markt bietet noch Raum für so viel Fehlendes: Bier mit Kartoffelchips drin, Löffel mit schon Essen drauf und richtige Fertiggerichte könnten eigentlich auch mal erfunden werden.


08.11.2006 | 12:18 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Die Faszination der Hochtechnologie


Ab einer bestimmten Grösse lassen sich Flatscreens kaum mehr komplett fotografieren (zuviele Pixel). (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Flachbildschirme sind mit weitem Abstand das beste Konsumprodukt, das ich mir vorstellen kann. Ich liebe Flachbildschirme, seit ich sie das erste Mal auf einer Funkaustellung 19irgendwas gesehen habe. Je grösser, desto besser, mein ideales Wohnzimmer hat keine Tapete mehr, sondern reiht Flatscreen um Flatscreen aneinander. Zusätzlich zur bedingungslosen, hingebungsvollen Liebe zu Flachbildschirmen habe ich aber ein Problem: Ich hasse Fernsehen. Es ist öde. Öde, öde, öde, Gott, ist Fernsehen öde, ich ertrage keinen einzigen Sender. Das macht es auf Dauer etwas schwierig, abwechslungsreich von Flachbildfernsehern zu träumen.

Als funktionierenden Workaround habe ich ein System aus meiner Jugend wiederentdeckt, als ich unbedingt meine Musikanlage mit einem Superverstärker ausbauen wollte, mir aber vom Taschengeld keinen leisten konnte. Ich war regelmässig im Fachgeschäft, habe die Informationsblätter gesammelt und die Leistungsdaten verglichen. Impedanzen, Ausgangsleistungen und Frequenzspektren waren meine besten Freunde, in den Klirrfaktor war ich verliebt, ich habe damals jedes auf dem deutschen Markt bzw. bei Elektro-Hoffmann erhältliche Gerät mit jedem anderen querverglichen und war glücklich.

Heute vergleiche ich Leistungsdaten von Flachbildschirmen. Pixelabstand eher 0,3 Millimeter oder über 0,51 Millimeter? Ist eine Helligkeit von 600 cd/m² ausreichend? Wieviel sollte mir ein Kontrastverhältnis von 1:800 wert sein? Offen gesagt ist mir wie genau wie früher (Klirrfaktor, hä?) vollkommen unklar, was diese Werte bedeuten, und ob beispielsweise ein grosser Pixelabstand gut ist oder ein kleiner, was ja vermutlich direkte Auswirkung auf die Grösse des Flatscreens hat. Immerhin kann ich zum Beispiel bei DoorOne das alles vergleichen, ohne in ein Geschäft zu gehen und mit Verkäufern zu sprechen müssen. Und vor allem merkt niemand, wenn ich nur so rumgucke und nichts kaufe, weil nur öder Quatsch im Fernsehen läuft. Der neue Stern am Trendhimmel: Platonischer Konsum.


06.11.2006 | 12:49 | Anderswo | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Böse Menschen haben keine Liter


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Weitgehend unbemerkt von der uninteressierten Öffentlichkeit fand vor drei Wochen der Weltnormentag statt, Mailer hätte sich gefreut, aber er war weder richtig geschrieben noch überhaupt gemeint. "Normen zum Anfassen", das Motto des damit verbundenen Tages der offenen Tür im Deutschen Institut für Normung, klingt wahnsinnig verlockend, um so mehr, wenn man weiss, dass der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands im 20. Jahrhundert wesentlich von Normierungen abhing. Eine alte Anwaltsregel sagt, "Wenn Du einen Fall nicht lösen kannst, verkompliziere ihn", und genau nach diesem Motto wirkte die Normenflut über Jahrzehnte auch als Schutz vor Industriespionage, weil praktisch keinem ausländischen Ingenieur klarzumachen war, wofür es eine DIN 25124 für Schwenkvorrichtungen an Mannlochverschlüssen, Teil 1 bis Teil 3 gibt und was sie genau bedeutet (verkürzt dargestellter Zusammenhang).

Das portugiesische Bier Sagres hat eine vollkommen unbrauchbare Website, die offenbar der Regel folgt, dass jeder Klick doppelt so schmerzhafte Effekte mit sich bringen muss wie der vorhergehende. Dabei schmeckt es eigentlich nicht schlecht, wie fast jedes Bier, wenn es nur ordentlich auf geschmackslähmende Temperaturen heruntergekühlt ist. Was die Biermarke aber ganz besonders auszeichnet, ist ihr, sagen wir, flexibles Normenverständnis. Auf dem Frontetikett zu behaupten, es wären 33 Zentiliter in der Flasche, hinten aber draufzuschreiben, dass nur 250 Milliliter drin sind, das zeugt von einem fortschrittlichen, zukunftsgewandten Umgang mit dem starren Korsett Normierung. Letztlich sind Normen, so erfolgreich sie während der Durchindustrialisierung gewesen sein mögen, in Zeiten des Rapid Prototyping und der Unikatisierung der Warenwelt nur noch ein kümmerlicher Ausdruck des Konsummaoismus.


02.11.2006 | 11:11 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Kundenkunde


Super. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Der Kunde ist das neoliberalste Wesen, das man sich vorstellen kann", sagt der redefreudige Spiegelschreiber Gabor Steingart, der auch sonst in seinem Buch "Deutschland. Der Abstieg eines Superstars" bewiesen hat, dass er mit der platten Hand auf den Schlamm hauen kann, dass es spritzt. Der Kunde ist aber in Wirklichkeit etwas begriffsträge und analyseschwach und deshalb nur so neoliberal, wie man ihn lässt. Er mag leicht dümmlich daherkaufen, aber er ist im Grunde ein gutmütiger, einfach auszurechnender "Character" (bitte engl. Aussprache). Man muss ihm nur gute Produkte geben und dann ist er froh mit seinem Status quo. Und bleibt deshalb Kunde und tut das kund, hat die Kundenkunde herausgefunden. Dass es tatsächlich so einfach ist, beweist das nebenstehende Produkt der Firma Ricola, namentlich die Zitronenmelisse-Bonbons ohne Zucker. Gott, sind die super. Jede Pastille bedeutet vier Minuten Hals-Nasen-Rachen-Nirvana. Wenn ich jetzt noch dazu sage, dass die famosen Schweizer diese Lukulluslutschlinge als "Kräuterbonbons im Böxli" verkaufen, wer möchte dann nicht der Böxlibegeisterung verfallen und Kunde werden? Die Lösung aller Markt- und Marketingprobleme ist eine Formel, bestehend aus einem Wort: Superprodukte! Dann ist auch gar nicht mehr so wichtig, dass vorne draufsteht "zuckerfrei", aber dafür irgendein Maltose-Zeug drin ist.


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