Riesenmaschine

13.09.2006 | 01:14 | Berlin | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Muji in Berlin


Logo von Muji (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie sieht die Bank der Zukunft aus? Die Deutsche Bank hat darauf vor einem Jahr eine sie selbst sehr überzeugende Lösung gefunden und Q110 eröffnet, die Deutsche Bank der Zukunft. Darin ist eine "Lounge", also eine Herde preisungünstiger Designmöbel, eine "kids' corner", also hoffentlich eine schalldichte Kabine und ein "Trendshop", also ein Laden für Dinge des sanktnimmerleinstäglichen Bedarfs. In diesen Trendshop ist vor kurzem für acht Wochen Muji eingezogen. Muji ist eine Abkürzung, die irgendwas heisst, jedenfalls handelt es sich um Qualitätsware ohne Logo. Und siehe da: die markigste Marke Deutschlands verträgt sich blendend mit der Nichtmarke Muji. Und das ist interessant. Denn oft wurde Muji als Lösung der in "No Logo" angetexteten Problematik betrachtet, weil vieles Schlechte in der Welt von Marken und ihren Strategien herrührt. Spätestens mit der Kooperation mit der Deutschen Bank aber ist die Nichtmarkenhaftigkeit der Nichtmarke Muji zu ihrem Markenzeichen geworden. Vielleicht wird man auf den Strassen von Berlin schon bald Jungbanker sehen, die stolz das fehlende Logo auf der Brust tragen und in jedes Gespräch einfliessen lassen, dass ihnen keine Marke eigentlich nichts bedeutet, es komme ihnen nur auf die keine Qualität an. Oder so.


06.09.2006 | 13:15 | Berlin | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln | In eigener Sache

Berlinmaschine im tip


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ab heute ist im Berliner Stadtmagazin tip in jeder Ausgabe eine Seite Riesenmaschine drin, oder präziser eine Seite Berlinmaschine. Es handelt sich dabei um die Lokalausgabe der Riesenmaschine, die so aussieht wie auf der Fotografie des aktuellen tip auf Seite 94 hierneben. Neben zwei bis drei Beiträgen mit Berlinbezug gibt es auch den Ratgeber und die nagelneue Rubrik Das besondere Event, in der ein besonderes Event vorgestellt wird. Ausserdem finden sich dort papierne Banner, in denen für die Riesenmaschine geworben wird, um dem überaus selbstreferentiellen Konzept ein Sahnehäubchen auf den i-Punkt zu setzen.


04.09.2006 | 11:35 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Präzision und Alltag


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer liebt Österreich nicht? Wer ist nicht beglückt, wieder und wieder, wenn er den Wiener Akzent hören darf; entwickelte nicht sogar ein morscher Baumstumpf subkutane Sexyness, spräche er nur in diesem wunderschönen Singsang, bei der das leicht Jammernde mit dem Charmant-Grossspurigen ein Amalgam der Verbalerotik bildet? Und ist es nicht so, dass in Berlin in Szenelokalen die Antwort der Kellnerin auf eine dümmlich anmutende Frage lautet "Hä?", in Hamburg "Bitte?" mit einem hinten hochgezogenen "-te" der gespielten Arroganz, man in München gar vollkommen ignoriert wird, während in Wien sich die Kellnerin zum Fragenden hinabbeugt, die Frage auf Wienerisch und leicht abgewandelt in einer Weise wiederholt, dass einem schlagartig die Antwort klar wird und man im internationalen Vergleich der Situation praktisch ungedemütigt entkommen ist? Vielleicht.

Ganz gewiss aber ist im geschäftlichen Alltag in Österreich eine Grundpräzision vorhanden, die vorbildlich ist. Schliesslich erleichtert die Genauigkeit bis ins allerletzte Detail das tägliche Leben und Streben. Aus diesem Grund gibt es in Österreich eine ausgesprochene Fülle von über 160 verschiedenen Ehrenzeichen und Medaillen, vom Verdienstkreuz für besondere Leistungen oder hervorragende Verdienste auf dem Gebiete des Feuerwehr- und Rettungswesens in Gold des Landes Steiermark über den Radetzky-Orden der Militärklasse Grossstern bis zum Bundesheerdienstzeichen 1., 2. und 3. Klasse. Man huldigt der präzisen Benennung, hervorragende Verdienste im Feuerwehrwesen der Steiermark wollen eben exakt so sprachlich gewürdigt werden. Der Triumph der Eindeutigkeit findet im nebenstehenden Verkehrsschild nicht nur seinen Eingang ins werktätige Volk, sondern auch einen Höhepunkt. Das Schild ist ungeheuer präzise und wird es wohl auch immer bleiben, denn es ist selbstaktualisierend, weil es trickreich auf die Ferienreiseverordnung verweist. Soviel Genauigkeit beeindruckt den Österreichreisenden und hilft, dass das Land nicht in Chaos und Anarchie versinkt. Es macht eben einen grossen, dringend festzuhaltenden Unterschied, ob ein über 3,5 Tonnen schwerer Ziel- und Quellverkehr aus Gutenbrunn kommt oder aus Krems. Ausser es ist ein Milchtransport.


01.09.2006 | 12:01 | Berlin | In eigener Sache

Politik und digitale Bohème


So sieht die Welt der digitalen Bohème aus (eventuell) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Digitale Bohème, das sind im Prinzip alle diejenigen, die weitgehend machen, was sie wollen, und mit ihrem Laptop dabei ein bisschen Geld verdienen. Sei es, weil sie Blogger sind und pro getestetem Opel bis zu 1.200 Euro bekommen, weil sie Parties veranstalten und ihr Kapital die Mailadressen sind oder weil sie irgendwas für irgendwen irgendwie zusammenklicken. Das hört sich alles noch klein und privat an, ist aber in Wirklichkeit hochpolitisch. In den USA gibt es vor allem wegen Richard Florida gerade eine Diskussion um die "kreative Klasse", und Berlin gibt es auch eine Diskussion, und zwar heute Abend um 19.00 Uhr. Der Name der Veranstaltung ist "Kulturpolitik und digitale Bohème – neue Formen der Kulturarbeit". Es wird vor allem darum gehen, was die Politik alles tun müsste, um die digitale Bohème zu fördern oder wichtiger noch, was sie nicht tun dürfte, um sie zu nerven.

Die Teilnehmer sind der Berliner Kultursenator Thomas Flierl, Ex-Universal-Chef und MotorFM-Gründer Tim Renner, WMF-Clubbetreiber Gerrit Schulz, Spreeblick-Multimedienmogul Johnny Haeusler und Holm Friebe von der ZIA sowie Sascha Lobo von der Riesenmaschine. Als Special Guest wird eventuell Kathrin Passig (ZIA) auftreten. Der Veranstaltungsort ist das Zentralbüro, Karl-Liebknecht-Str. 7, 10178 Berlin, Abteilung Kino, Eingang über die ausgeschilderte Aussentreppe in der Rosenstrasse. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Dies ist keine Schlusspointe.


29.08.2006 | 11:19 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Speedart


Need for Speed, jetzt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Bohnenstrasse, später (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Bohnenstrasse in Bremen ist eigentlich eine Strasse wie du und ich. Vom 14. bis zum 17.September diesen Jahres ist das anders, dann wird die Strasse massiv verkunstet. Während sich für viele Leute bisher Strassenkunst im Dreieck zwischen "Graffiti", "Feuerjonglage" und "Kinder bemalen den Asphalt, damit die Autos langsamer fahren" abspielte, wird hier die Realität erweitert, wie es sich für ordentliche Kunst gehört. Neben ganzstrassigen Grossprojektionen wird man auch das nebenstehende Kunstwerk sehen können; der auf die Vermischung von Videospiel und Realität spezialisierte Künstler Aram Bartholl wird auf der Strasse die aus dem Spiel Need for Speed bekannten roten Richtungspfeile in echt aufstellen, und sie werden blinken wie im Spiel und für ganz kurz wird man sich beim Durchfahren der Bohnenstrasse fühlen wie vor der Playstation, und wenn man einen Unfall hat, wird es einfach mit einem anderen Auto weitergehen oder man wird den Level einfach nochmal spielen und wenn einer nervt, drängelt man ihn von der Strasse von der Brücke in den Fluss, die Sau, und wenn man will, hat man gleich einen Ferrari und mit ein bisschen Übung und dreivier Beulen, die gar nicht wehtun, wird man noch jede Schikane meistern und überhaupt wird das ganze Leben viel besser und man wird kaum noch Alkohol trinken müssen.

(Via via via via via via via.)


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