Riesenmaschine

25.12.2005 | 14:04 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Manic Street Writers

Blogger, sind das nicht befindlichkeitsbesessene Egomanen, die im Internet ohne tiefergehende Rechtschreibkenntnisse ebenso uninteressanten wie weinerlichen Erlebnisschrott ablaichen? Ja. Aber ab und an ist auch mal etwas Interessantes dabei, wie diese Suada von Herrn Argh oder dieser unfassbar gute Witz. Interessant wird es vor allem dann, wenn in einem Blog die an Wahn grenzende Leidenschaft für etwas deutlich wird, wenn manisch sich nicht unbedingt auf die eigene Person bezieht, sondern auf ein Thema. Wie etwa bei Smashtrash.net, eine Art Fotoblog, das der bekannte Schweizer Graffiti-Künstler SMASH 137 (Mitglied der Crew GTK, Got The Key) als digitales Black Book benutzt.

Die Motivauswahl ist begrenzt: SMASH in allen möglichen Formen und Farben. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Alle paar Tage veröffentlicht SMASH 137 dort gescannte Skizzen und dokumentiert so die Entwürfe für seine künstlerische Allnacht. Bis auf die achtzeilige Blogbeschreibung, das jeweilige Datum und den Ort gibt es überhaupt keinen Text, ein Umstand, der im Angesicht des Durchschnittsblogs erheblich zur Qualitätssteigerung beiträgt. SMASH 137 zog im Herbst 2005 aus seiner Heimatstadt Basel nach New York, dem New York des Graffiti, war aber schon lange vorher ein Weltreisender der Sprühkunst. Selbst, wenn das eigene Street Art-Interesse begrenzt ist, so merkt man beim Durchklicken der Skizzen doch, dass ein Getriebener einen Rundgang durch sein Atelier anbietet. Und Verrückte sind aus der sicheren Distanz ja oft unterhaltsam anzusehen.


21.12.2005 | 15:13 | Sachen kaufen

Heisse Luft revisited


Schön: Verwöhnföhn (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Fragt man plakativ heterosexuelle Männer nach der für sie vorstellbaren schwulstmöglichen Handlung ausserhalb des praktizierten Verkehrs, so bekommt man je nach Tageszeit und sozialer Schicht zwei Antwort-Cluster. Der eine bezieht sich auf den Genuss von Gold-, Extra Mild- und Sun-Bieren, ein zweiter Schwerpunkt findet sich rund um das Föhnen von Körperteilen, die nicht der Kopf sind, also Füsse föhnen, Fingernägellackierung trockenföhnen oder die Nieren warmföhnen. Eine englische Firma namens Triton hat nun den logischen nächsten Schritt getan und einen Ganzkörperföhn entwickelt, der tatsächlich als Handtuchersatz, Badezimmerschnellheizung und Feuchtraumentfeuchter angepriesen wird. Mithilfe eines Wirbels heisser Luft, selbstredend per Fernbedienung in Gang gesetzt, wird der Gebläsefreund schon drei Minuten nach dem Vollbad in die Trockenheit entlassen. Zwei Stichworte noch zur Lufttrockung an sich: Zum einen ist Fön ursprünglich ein Markenname der Firma AEG. Zum anderen sind wir äusserst gespannt auf den Werdegang des Triton Body Dryer, denn seine Funktionsweise entspricht ja exakt dem durchschnittlichen Vermarktungsansatz ("Menschen mit heisser Luft einwickeln"). Die ersten PR-Agenturen sollen das Gerät bereits zu Lehrzwecken geordert haben.


20.12.2005 | 13:14 | Berlin | Sachen kaufen

Clubquartett


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Angefangen hat (in Deutschland) wohl alles mit dem Plattenbauten-Quartett, das Anfang des Jahrtausends in Berlin erschien. Die eingängige Idee, die Kinderbeschäftigung Quartettspiel in artfremden, also Nicht-PS-Bereichen mit ein paar Fotos und kategorisierten Fakten als Steilpass vors Geschenketor herauszubringen, verbreitete sich über die Presse und rief Folgeprojekte auf den Plan. Vom Döner-Quartett über Strassenlaternen bishin zum Bierquartett – das Medium Quartett geriet auf den absteigenden, epigonalen Ast, das Fahrwasser der Plattenbauten wurde zum Brackwasser, mit dem Hundescheisse-Quartett als Tiefpunkt. Mit schönen Fotos und nachvollziehbaren Kategorien stemmt sich das neue Berliner Clubquartett gegen die ramschige Marketingvergewaltigung der Idee Quartett. Die Clubs sind von Kennerhand ausgewählt und werden, wie zu sehen, nach relevanten Fakten unterteilt: Anzahl der Razzien, Anzahl der Umzüge, Gesamtboxenleistung und Frauenanteil. Wie auch immer man den herausgefunden haben mag.


18.12.2005 | 20:26 | Sachen kaufen | Listen

Elektrottel


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nehmen Sie phantasiefördernde Substanzen. Setzen Sie sich. Lehnen Sie sich zurück. Schliessen Sie die Augen. Entspannen Sie sich. Lassen Sie Ihren Gedanken vollkommen freien Lauf. Stöbern Sie in den entferntesten Winkeln des dunklen Teils Ihres Gehirns. Stellen Sie sich jetzt einen Alltagsgegenstand vor, in den man keine Elektronik einbauen kann. Lassen Sie naheliegenden Kram wie Nummernschilder und Stifte weg. Sie denken also an Manschettenknöpfe und Visitenkarten, Ich gebe Ihnen einen Rat, vergessen Sie es schnell wieder. Drehen Sie jetzt bitte vollkommen am Rad. Eine Butterschale also, ja, das ist schon besser, aber noch nicht weit genug. Eine Kaffeetasse? Auf keinen Fall, das ist doch Kinderfasching, Sie waren schon besser. Tasten Sie sich langsam weiter vor in der Abstrusität, ja, eine Cocktailzitrone, das hätte ein Treffer sein können. Hätte. Ist aber nicht. Weiter. Ah, Sie geben alles, Sie kommen mit einer Fussmatte. Reicht leider nicht. Schlagen Sie sich jetzt bitte nochmal heftig vor die Stirn, ja, genau so, drehen Sie total ab, was sehen Sie? Einen Pickelstift? Noch viel zu normal, die Elektronik muss wirklich jenseits des Erahnbaren sein. Das Rad eines Einkaufswagen? Ein Grabstein? Alte Hüte, hat meine Oma im Dutzend, hauen Sie endlich auf den Schlamm! Ein mobiles Bidet? Meine Güte, was soll das, wo bleibt Ihre Phantasie, können Sie sich denn gar nichts vorstellen, wo man keine Elektronik einbauen kann? Verdammt, Ich gebe Ihnen noch eine Chance, eine einzige! Und? Was? Ein elektronischer Pastalöffel, den man nicht mal richtig anfassen kann, weil man sonst alle Knöpfe auf einmal drückt? Wie nahe liegt das denn? Ich gebe auf. Sie sind ein hoffnungsloser Fall.

(E-Schrott komplett gesehen bei Strange New Products)


16.12.2005 | 11:58 | Berlin | Alles wird besser

Verbesserungsmassnahmen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Man muss in der Tat zugeben, dass das obenstehende Plakat für Nelkenzigaretten nicht zum Besten gehört, was die Werbebranche letzthin auf den Aufmerksamkeitsmarkt geschmissen hat. Die Reaktion, im Detailfoto unten zu erkennen, ist dementsprechend. In einer Art Plakatjudo wendet sich die negative Qualitätsenergie des Motivs in positive für die Agentur Zum Goldenen Hirschen, die mit dem eindeutig geformten Bewertungsaufkleber "Das kannst Du doch besser" ehrgeizige Praktikanten anlocken will. Ob das Modell funktioniert, wissen wir nicht, die Grundidee, dass das Publikum mit Aufklebern öffentlich Plakate bewertet, finden wir jedoch gut und werden sie eventuell ausbauen. Vielleicht in Richtung eines Belästigungsfaktors (Belfak) für öffentliche Kommunikate, mit einer Skala, die von Null bis Jamba reicht, zum Aufkleben (Plakate), zum Taggen (Banner) oder zum einfach Dazudenken (Werbespots).


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