Riesenmaschine

09.03.2006 | 17:34 | Anderswo

Plötzlicher Himbeertod


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Es sind immer wieder dieselben selbsternannten Connaisseure, die sich über belgisches Bier echauffieren, deren eigentlicher Anspruch ans Bier ist, dass man sich damit ordentlich volllaufen lassen kann, mit welchem, ist ihnen schnuppe, Hauptsache kein belgisches. Das ist ja auch alles schön und gut, das Saufen um des Volllaufens, und das Klischee um des Klischierens willen. Aber man soll doch bitte einmal differenzierter hinsehen, dass sie ja nicht nur Clownsgetränke wie Senfbier und Weinbier produzieren, sondern auch wirklich schmackhafte und gutheissende, wie jenes nach einer Schnepfenart benannte Kirschbier Kriek Bekasse und der weltbekannte Plötzliche Himbeertod (Mort Subite Framboise), und sie haben soviel von dem herrlichen Zeug, dass es immer nur in kleinen Gläschen ausgeschenkt wird, damit man alles durchkosten kann, ohne davon besoffen zu werden, auch wenn man, wie der Belgier, von Morgens bis Abends trinkt. Letztes Wochenende stellte das Traditionsbrauhaus Jupiler das erste Leichtbier des Landes vor, das aber einhellig abgelehnt wird, es sei vergleichbar mit dem als Grachtenwasser verächtlich gemachten Heineken des östlichen Nachbarn. Dass die Einführung eines Schwachbieres die Titelseiten aller Zeitungen des Landes dominierte, und nur mit dem toten Walfisch von Nieuwpoort konkurrieren musste, macht das Land noch sympathischer, in Zeiten in denen anderswo mit Vogelgrippenkadaver aufgemacht wird, und Ungarn die erste Müsli-Salami präsentiert.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Soylent Green ist Mösensaft

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


03.03.2006 | 16:30 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Zapft die Bäume, bevor sie bitter werden


Anto wartet seine Birkenzapfanlage (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jetzt, bei der allenorts einsetzenden Schneeschmelze, kann man sich auch wieder weg von den Konserven und Tiefkühlprodukten, hin zu frischen Lebensmitteln wenden, freilich ist die Kartoffel noch nicht ausgebracht und die leckere Pflaume noch nichtmal geknospt, geschweige denn bestäubt, aber aus dem Boden lugen bereits erste essbare Boten des Frühlings, z.B. die Gyromitra esculenta, die prächtige Frühjahrslorchel, ein in Finnland hochgeschätzer Speisepilz. Niemand lässt sich dort von der Tatsache abschrecken, dass sie roh tödlich giftig ist, sie nennen sie liebevoll Korvasieni, d.h. Ohrenpilz, obwohl sie ja eher einem Magen ähnelt, man findet sie auf den Speisekarten jedes besseren Restaurants, der Ohrenpilz ist der Fugu Finnlands.
Bevor er zubereitet wird, sollte er jedoch ausgiebig gekocht werden, und zwar in einer gut gelüfteten Küche, denn die Dämpfe sind giftig. Zur Lorchelratatouille reichen Sie bitte landestypisch frischen Birkensaft. Auch der wird jetzt, sobald Eis und Schnee abtauen und der Saft wieder in die Bäume schiesst, gewonnen. Birkenwaldbesitzer sieht man jetzt häufiger mit dem Stethoskop ihre Bäume abhören, ob der Saft nach oben steigt, damit er gemolken werden kann. Susanna und Anto Maaranen zapfen mittlerweile im grossen Stil, und ihr Hain ist durchzogen von einem Netz aus Schläuchen und Auffangkanistern. Dafür haben sie nur 3-5 Wochen Zeit, denn danach wird der Saft zu ungeniessbarem bitteren Harz, noch bitterer als die bitteren Tränen der Petra von Kant, die auch schon mal billiger waren.

Dieser Beitrag ist ein Update zum Pilztag in der Riesenmaschine.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


02.03.2006 | 11:12 | Sachen anziehen

Anziehsachen


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Das ganze Leben lang, jahrein jahraus, jeden Morgen das gleiche Dilemma, die selbe Frage, die sich am Abend ja dann oft noch einmal stellt, was anzuziehen sei, wenn man aus dem Haus, in die Oper, zum Fasching oder ins Bett geht. Und selbst in der allerletzten Ruhestätte müssen sich andere plagen mit der Frage nach dem chicen, aber nicht zu entwürdigenden Totenhemd (Kein Garfield T-Shirt!). Eingefleischte Nudisten haben es da leichter, sie kommen und gehen im Lichthemd, und für den Fall, dass es draussen etwas frischer geworden ist, haben sie ihre eigene Modelinie kreiert, um, ohne ihren Maximen untreu zu werden, Teil eines sozialen Lebens bleiben zu können. Ältere Menschen haben ebenfalls jemanden gefunden, japanische Wissenschafter nämlich, die sich für sie ihren Kopf zerbrechen, um gerade der dieser Generation immanenten, nagenden Frage, was man tragen könne, ohne lächerlich und auffallend zu wirken, zu zerstreuen. Für sie wurde der Roboter zum Anziehen entwickelt. Und auch beim Wonder Festival in Tokyo letzte Woche hat sich jemand so seine Gedanken gemacht und das oben abgebildete, anziehbare Auto vorgestellt, so dass jetzt eigentlich nur noch das anziehbare Haus fehlt, und eine Antwort auf die Frage, warum das Anziehen so viel wichtiger als das Ausziehen ist, dass es nicht mal richtige Ausziehsachen zu kaufen gibt, und man mit dem Wort allenfalls eine Schublade assoziiert.

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01.03.2006 | 04:44 | Anderswo | Supertiere

Der gute Hund


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In einer Woche ist es wieder soweit, am 7. März wird in Tokyo das Treuefest gefeiert. Treffpunkt ist wie immer an der U-Bahnstation Shibuya beim Hundedenkmal für den loyalen Hachiko, einen kleinen Hund, der jeden Tag sein Herrchen von der Arbeit abholte. Und selbst dann noch hinlief, als dieses bereits gestorben war, auch eine Arthritis konnte ihn nicht davon abhalten, sich noch 10 Jahre lang zur U-Bahn zu schleppen. Das Schicksal Hachikos hat die Japaner dermassen gerührt, dass er nicht nur ausgestopft ins Museum kam, sein Denkmal im Krieg eingeschmolzen wurde, um qua Granate abermals tapfer, diesmal für sein Vaterland zu sterben, sondern auch in anderen Städten Denkmäler ihm zu Ehren errichtet wurden, selbst Hundeklos (Bild) wurden gebaut, allerdings nicht für seine Kollegen, sondern braverweise für uns, weil japanische Hunde offenbar sowieso keine Verdauung haben, denn kotverkrustete Boulevards kennt man dort nicht.

Und jetzt hat Moskau auch so ein Denkmal, an der Metrostation Mendelejewskaja, zu der immer ein struppiger Strassenköter namens Maltschik pilgerte, der eines Tages von einem Fotomodel erstochen wurde, weil er mit ihrem Terrier rangelte. Und was hat Deutschland? Ein Regenwurmdenkmal, es steht allerdings in einem Mulchgarten, denn Regenwürmer sind ihre eigenen Herren und nehmen nicht die U-Bahn.

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25.02.2006 | 17:09 | Vermutungen über die Welt

Korfball kann kommen


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Immer wenn olympische Spiele sind, sommers wie winters, kann man ein interessantes Phänomen beobachten, Leute, denen Sport ansonsten eher schnuppe ist, interessieren sich plötzlich für den Rummel und dann ganz besonders für Randsportarten, Orchideendisziplinen wie Curling und Buckelpiste, weil es einfacher ist, diese im Gegensatz zu den massenkompatiblen Wettbewerben ironisch zu sehen, ausserdem glauben sie, dass ihre Individualität dadurch prima vertreten wird. Dabei sind deren Protagonisten ebensolche Ehrgeizlinge, Vereinsmeier und Sportdeppen wie bei Abfahrt, Biathlon und Bob.

Nun sorgt das IOC gnadenhalber immer wieder dafür, dass die eine oder andere "neue" (in Wirklichkeit mitunter uralte, teilweise schon einmal olympisch gewesene) Disziplin aufgenommen wird, damit unsere Schmunzelindividualisten einen Grund zum Sportschauen haben, und so kreisen u.a. Faustball und Casting, Monoflosse, Kanupolo und Tauziehen noch in der Warteschleife. Alle vier Jahre können auch sie sich wie die olympisch geadelten Sportler, allerdings unter Ausschluss von Öffentlichkeit und Medien bei den Worldgames austoben, und finden dabei noch weniger Beachtung als die Paralympics – wenigstens ein Gebiet, auf dem behinderte Sportler nicht die randigsten aller Randgruppen sind. Und doch gibt es immer noch hybride Sportarten, die es noch nicht mal zu den Worldgames geschafft haben, Federfussball, Unterwasserrugby (die einzige Sportart, die dreidimensional gespielt wird/Ball ist mit Salzwasser gefüllt), Sitzfussball und das rurale Bosseln.

Riesenmaschinesuperprognose: Schmunzeltrendsportart des kommenden Sommers wird Korfball, ein so genannter Mannschaftssport, obwohl hier 4 Männer und 4 Frauen chancengleich zusammenspielen (müssen), die sich aber nicht berühren dürfen, ein ausgesprochen höflicher Sport, ("Der Verteidiger signalisiert seine Verteidigung, indem er einen Arm hoch hält, in Richtung Angreifer streckt und diesen dabei anschaut"), der auch in der Wasserversion zu haben ist (siehe Bild).

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


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