Riesenmaschine

29.12.2005 | 17:02 | Was fehlt | Papierrascheln

Wunschzettel 06: Rchtschrbrfrm


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Legasthenie ist nichts, wofür man sich schämen sollte, aber viele tun es, allerdings erst wenn der sprichwörtliche Karren im Dreck bzw. Druck ist, dann kann man nur noch in die Schadenfreude anderer einfallen. Die Jungs und Mädels in der Textabteilung von Hakle Super Vlaush und von Fidus Frisch & Vit jedenfalls taten es, waren aber danach ihren Job los. Ich würde mir wünschen, wenn die Sprache noch einfacher werden würde, dass alles rausfliegt, was nicht weiter auffällt, die Wissenschafter und die Zürcher Zeitung, der Holland Blumenmark (der wegen einer erfolgreichen Klage, er sei kein "Markt" im herkömmlichen Sinn einfach das "t" am Ende wegstrich) und das Kalksprühzeug Antikal zeigen da schon radikal und mutig, wo es langgehen könnte. Ausserdem würde ich mir wünschen, dass das Handy Händchen genannt wird, dann lasse ich es vielleicht zu, dass mir die Belegschaft der Riesenmaschine eines schenkt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


25.12.2005 | 20:50 | Was fehlt

Das Spiegelgefühl


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Richtig gute Werbung für richtig innovative Produkte zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch immer mit einem neuen Vokabular im Sack antanzt, das bedauerlicherweise nur in den seltensten Fällen zum Wort des Jahres wird. Klassiker wie die Nasshaftkraft, die Öllöseformel, Glaskorrosion und Tiefpreislatte wurden von einem unbarmherzig nach Neuem lechzenden Markt verdrängt, sobald das Produkt sein Ablaufdatum überschritten hat. Dass sich von der dadaistischen Tradition geprägte Juwelen wie Calgon Calc Magnets, Hakle Super Vlaush und Ariel Sproodels nicht lange halten konnten, kann man der unliterarischen Branche nachsehen. Momentan en vogue ist der Spiegel, nachdem ein Shampoohersteller letztes Jahr mit dem märchenhaften "Spielschön wie im Salon" die Damen für eine Saison in ihren Bann ziehen konnte, nimmt die Firma Elvital Nutri Gloss momentan die Staffette auf, indem sie den gewaschenen Haaren einen den Freund blendenden "Spiegelglanz" attestiert, den man allerdings auch mit fettigen Haaren erzielen kann, und deshalb gibt's dazu auch noch das Perlen-Protein und das aus Kashmirextrakten resultierende Kashmir-Gefühl. Kashmir, so weiss man, sind einer Himalayaziege ausgekämmte Unterhaare, aber Eiweiss in Perlen, hatte man davon schon gehört? Obiges Spiegelgefühl ist übrigens ein Standfoto aus der Simmelverfilmung "Mit den Clowns kam das ganze Elend der Welt".

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


23.12.2005 | 11:35 | Anderswo

Klappe


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Was macht man mit dem ungewollten Kind, das einem die regionale Sekte verboten hat wegzukratzen, -saugen oder was auch immer, man lässt es auf natürlichem Weg raus und wirft es dann in die Babyklappe, die gibt's mittlerweile in jedem grösseren Elendsviertel, genauso wie die in letzter Zeit verstärkt installierten Tierklappen, wo hinein man das am zweiten Weihnachtstag bereits lästig zu müffeln beginnende Rudel Rottweilerwelpen, den Karpfen oder den Schwarm Guppys schmeissen kann. Was aber tun mit dem Kunstwerk, das man vielleicht beim letzten Norwegenurlaub aus einem Museum "im Affekt" (Wette/Besoffen/Initiation) hat mitgehen lassen, und das einem etwas zu heiss geworden ist, weil es sich auch selbst über Internethehler nicht loswerden lässt? Dann sollte man sich nicht scheuen, schleunigst, auch um sein kleines kariöses Gewissen zu entlasten, die Kunstklappe in Wien aufzusuchen und das Werk dort entsorgen, so wie man sich auch vorher Gedanken machen sollte, wie man seine eigenen, alt und ausgeleiert gewordenen Kunstklappen trennt.


22.12.2005 | 13:20 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Das kann nur einer!


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Franz Beckenbauer freut sich über die Fussball-Eröffnungsgala nächstes Jahr, und er kann alle beruhigen, die Schuhplattler und Shanty Chöre, die Visitenkarten des Gastgeberlandes fürchten, denn das Fest soll europäisch und international sein – "und nicht, was sich der kleine Moritz unter Populärgeschmack vorzustellen hat", wie sein künstlerischer Direktor André Heller klarstellt. Man will es fast nicht glauben, dass er nur Maradonna, Pele, Jessye Norman, Brian Eno und Peter Gabriel auffährt, damit kann sich der Gaukler und Bonbon-Erbe doch nicht zufrieden geben. Die österreichische Filmemacherin Andrea Dusl hat zufällig Hellers Moleskine-Notizbuch gefunden, und dort erfährt man nun all das, was Heller sonst noch so für eine WM voller Zauber und Phantasie in der Wundertüte hat. Siebeneckige Mittelkreise, asymmetrische Elfmeterpunkte und poetische Spruchbänder ("Erhebet Euch, Geliebte"). Rätselhaft nur, dass ein Mann, ein Magier mit Stil wie Heller sich pikanterweise irgendwo auf seinen Reisen ein Markenpiraterienotizbuch hat andrehen lassen.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


20.12.2005 | 01:07 | Fakten und Figuren

Ein neuer Name muss her


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Das Stadion hat neben der sportlichen Ertüchtigung und des Wettkampfs noch einen weit wichtigeren Wert, nämlich den des Sondertypus als politisches Geltungsbauwerks. Vom Circus Maximus in Rom über das Olympiastadion in Berlin 1936, die Verwendung als Internierungslagers und wolllüstig ausgerichteten Schauplatzes für Hinrichtungen, bis zur Allianz Arena in München, als Teil einer populistischen Geldmaschine. In diesem empfehlenswerten Buch wird das Verhältnis von Sport, Architektur und Politik sehr schön beleuchtet. Als z.B. die Fussballmannschaft der UdSSR 1974 im blutbesudelten, chilenischen Estadio Nacional, das nach dem Sturz Allendes als KZ und Exikutionsstätte diente, zu einer WM hätte antreten sollte, haben ihre Funktionäre, um naturgemäss von ihren eigenen Schauprozessen und Hinrichtungen abzulenken, den Sportlern verboten daran teilzunehmen, und also wurden sie kurzfristig disqualifiziert. Eine österreichische Zeitungsschreibnutte warf ihnen damals daraufhin einen "Amoklauf" vor, und rieb sich die Hände über die dadurch besseren Chancen der eigenen Gurkentruppe.
Das grösste und wichtigste Gebäude in Graz hiess bis gestern "Arnold Schwarzenegger Stadion". Nachdem der gebürtige Steirer und Namensgeber in seiner Rolle als Todesengel ahnte, dass sein Name nicht mehr so gut in Europa ankommt, bat er die Stadtdeppen das Stadion umzubenennen, und schickte gleich seinen Ring mit, der ihn zum Ehrenbürger machte. Sehr komisch ist jetzt der Hyperventilierungsprozess der Verantwortlichen, wie man die Schüssel in Zukunft nennen wird.


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