Riesenmaschine

17.10.2005 | 12:45 | Anderswo | Alles wird besser

Grüner wird's doch


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Brät man sich einen Laubfrosch, kann man damit rechnen, dass er seine schöne grelle Farbe verliert, beim mausgrauen Hummer ist es andersum, erst durch die Erwärmung bekommt er seine prächtige rote Farbe. Grüne Lebensmittel werden nur als Beilage akzeptiert, auch den einen oder anderen bröckeligen Gorgonzola würde man noch gnadenhalber durchwinken. Grün changierendes Schweinefleisch hingegen, ein keckes Pelzchen auf dem Joghurt oder grünes Bier lehnen weite Teile der Weltbevölkerung mit Ausnahme der Iren ab. Aber man registriert ein Umdenken, neben dem sattsam bekannten grünen Kitkat, bietet jetzt die philippinische Firma Hoops Donuts einen Teil ihrer Kringel mit Wasabi, also mit grüner Meerrettichsenffüllung an, geht gut mit leckerer Rindszunge (siehe Foto). Und warum das Grasessen nur den Kühen überlassen? (Nur wenige wissen, dass Kühe im Gegensatz zu Einzelhufern Gras nicht mit den Zähnen abknabbern, sondern sie ihre raue Zungen um die Büschel wickeln und so ausrupfen, um sie dergestalt ihrer Riesenmaschine von Verdauungstrakt zu überweisen).
Ab Ostern 2006 kann man nun das Gras des Osternests, bisher grüngefärbte Holzwolle, auch endlich aufessen, wenn Ostern längst vorbei ist und Pfingsten naht. Und für die lästigen Grasfasern zwischen den Zähnen und den kleinen Hunger danach, gibt es praktischerweise auch noch leckere grüne Zahnstocher aus Stärke.
Der Ire in uns wird unruhig.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


16.10.2005 | 18:22 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Kaltes klares Wasser


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Vorzüge des Wassers dürften allgemein bekannt sein, man mag es, es ist nicht teuer, ist leicht verdaulich, jeder schätzt es, sei es zum Gurgeln oder Autowaschen, und der Fisch liebt es, sich in ihm aufzuhalten. Wem jetzt das sprichwörtliche Wasser im Munde zusammenläuft, gehe schnell zum kleinen Kolonialwarenladen und bestelle noch heute ein Glas davon. Beim Stöbern im breitgefächerten Produktsortiment des freundlichen Warenhauses stösst man dann auch noch auf weitere nützliche Sachen, wie Mörtel, Komplementärsocken und gebrauchte Unterhosen, frisch gewaschen und weichgespült.
Dass kaltes klares Wasser warmem trübem vorzuziehen ist, dürfte auch jedem klar sein, wurde es ja bereits besungen. Auch wenn es aus dem Text nicht klar hervorgeht, ist es doch eine im Subtext verborgene Ode auf den Schlankmacher kaltes Wasser, denn für die Erwärmung des Wassers auf Körpertemperatur wird Energie benötigt, Energie, die nicht aus der Steckdose kommt, sondern aus den Speckreserven. Wer tüchtig kaltes Wasser trinkt, wird schlank wie ein Zahnstocher.
Wer hingegen noch einen Schritt weitergeht, und im Winter ins Wasser geht, den belohnen nicht nur zufällig an der Badestelle defilierende Passanten mit der schmeichelhaften Äusserung, man habe einen Dachschaden, sondern auch ein eigentümliches Geräusch, das entsteht, wenn die Bugwelle, die man vor sich herschiebt, die hauchdünne Eisschicht in Millionen kleiner Scherben zerbricht, und so ein geheimnisvolles Singen des springenden Eises entsteht. Ist das Eis dann bereits etwas stärker, zieht man sich zusätzlich noch ein paar interessante Schnittwunden zu. Und wenn man dann noch einen Hang zum "Schregen" (diese Schweizer!) hat, kann man sich ja als Eunuch einer Bademonarchie anschliessen.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


10.10.2005 | 11:15 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Faustrolls Kinder


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Konnte Alfred Jarry am 28. April 1893, als er die Pataphysik erstmals in seinem Roman "Taten und Meinungen des Pataphysikers Dr. Faustroll" einer breiteren Öffentlichkeit präsentierte, also jene okkulte Metastase der Metaphysik, einer Wissenschaft, die die einzige imaginäre Lösung für nicht vorhandene Probleme anbietet, von der Berechnung der Oberfläche Gottes bis zur Krokodilologie und Mistizin, ("Für die Pataphysik sind alle Phänomene absolut gasförmig", Jean Baudrillard), konnte Jarry also damit rechnen, dass seine Wissenschaft bis zum heutigen Tage ein fröhliches Schattendasein führt und in einem immer wilder wuchernden Wald von kommerziellem Krempel und lieblosen Tand gedeiht? Der Autor Max Goldt zum Beispiel beschreibt in einem seiner Bücher, es gäbe, ohne sie dezidiert so zu nennen, eine pataphysische Maschine in seinem Haushalt, ein Gerät, in das man oben eine vorher bereits geknackte Nuss wirft, die unten wieder rauskommt, und es vermag, ihn für Stunden in seinen Bann zu ziehen. Die Firma Maywa Denki hat sich auf die mehr oder weniger serielle Produktion solcher Maschinen spezialisiert. Hier entwickelt der japanische Tüftler Nobumichi Tosa Haar-Hygrometer, den Othelloscope genannten Hautfarbmesser, einen Traktor, der von Fischen gelenkt wird, aber auch nützliches Zeug wie die Schnipsprothesen, eine sprechende Armbanduhr, bei der man sich die gewünschte, ideale Uhrzeit selbst auf einer Wählscheibe zusammenstellt oder den oben abgebildeten Knockman, den grössten Erfolg der Firma. Es handelt sich um einen freundlichen Burschen, der sich, wenn man ihn aufzieht, lachend auf seinen eigenen Kopf einprügelt, als gäbe es nichts Herrlicheres als Kopfschmerzen und keinen neuen Morgen. Und das können die Damen und Herren von Aspirin ja auch nur unterschreiben, nicht?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


09.10.2005 | 20:50 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen

Zotter zaubert


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Diversifikation auf dem Lebensmittelsektor ist eine Disziplin, die man von den Firmen Ferrero/Kinder oder Milka erwartet, in der Regel pro Woche ein neues Produkt auf Zucker-und Fettbasis, aber letztlich bleiben Luflée, Tender, M-Joy und wie der ganze Mist heisst, ununterscheidbar, man verändert lediglich die Form, packt vielleicht noch irgendetwas waffel- oder bisquitartiges drumrum , oder immer wieder auch mal eine schnöde Haselnuss rein, der Geschmack aber variiert nur marginal.
Komischerweise ist hingegen im eher schwerfälligen Österreich momentan eine unglaubliche Freude zu verzeichnen, altbackene Produkte albern zu aromatisieren.
Gleichzeitig mit dem Wettbewerb der zwei grössten Mineralwasserabieter Vöslauer und Römerquelle, ihre Produkte mit Rosen, Melisse, Essig, Löwenzahn, Koriander und Pfeffer zu aromatisieren, explodierte die Palette des Schokoladenherstellers Josef Zotter (Bild). Natürlich muss man das alles ganz furchtbar fantasievoll erklären und verpacken, man solle die Schokolade atmen lassen, "um ihrem Geheimnis auf die Schliche zu kommen" usw., sie ist ja auch nur ein Mensch. Was Zotter da in seine Täfelchen mischt, ist aber so fröhlich und absurd, dass einem nicht mal mehr Witze dazu einfallen: Thymian, Senf, Schwarzbrot, Polenta, Bier, Speck, Sellerie, Essig, Bergkäse. Und das beste an dem Zeug ist, dass das alles ganz wunderbar schmeckt und gut geht, sowohl das Wasser als auch die Zottersachen. Wer wundert sich da noch über grünes Kit Kat?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein Schokoriegel sucht die Wahrheit

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


05.10.2005 | 12:09 | Anderswo | Supertiere | Sachen anziehen

EH


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als allgemein bekannt dürfte vorausgesetzt werden, dass der Finne in punkto Erfindungsfreude, Neugier und Flexibilität in Europa eine solitäre Erscheinung darstellt, und dem Japaner nicht nur in dieser Hinsicht durchaus das Wasser reichen kann. Als die Firma Nokia merkte, dass der Markt mit Gummistiefeln gesättigt war, widmete sie sich einem anderen Produkt. Weil den Finnen ihr mit Pulver angerührter Wein nicht mehr schmeckte, bauten sie ihn gleich selber an, und zwar mit Hilfe von Atomkraftwerken. Eine echte Innovation auf dem Sektor Empathie mit Tieren stellt aber der Euterhalter dar, nicht nur, dass der Kuh die Milchdrüse besonders schwer wird, so plagen sie auch sommers an dieser empfindlichen Stelle zwei Kollegen, die auch dem braven Landmann ganz besonders zusetzen, die Bremse und ihre kleine Schwester, die Mücke. Und deshalb wird der Euterhalter auch noch zusätzlich mit schützenden Zeitungen ausgestopft, nicht aus kosmetischen Gründen, ihr Wonderbraadepten.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


... 30 31 32 33 34 [35] 36

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Fliegenbeine (an Tieren)

- Gyros mit

- türkisches Telefon

- Rüben karamellisieren

*  SO NICHT:

- Leidenschaft im Fuss (juckt)

- Fliegenbeine (an Wimpern)

- Gyros ohne

- türkises Telefon


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Adoration", Atom Egoyan (2009)

Plus: 5, 36, 48
Minus: 1, 2, 38, 43
Gesamt: -1 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV