16.05.2009 | 23:26 | Anderswo | Alles wird besser
 Fährt demnächst vielleicht unterirdisch: Cargotram (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Klar, dass es so nicht weitergeht mit dem Güteraufkommen auf Strasse und Schiene. Die zwingende Alternative liegt für jeden medienhistorisch einigermassen beschlagenen Menschen auf der Hand: die gute alte Rohrpost. Und die entsprechenden Konzepte dafür liegen ja auch schon längst in der Internet-Schublade. Nur umgesetzt werden sie nicht. Nun endlich hat auch die Schweiz ihr eigenes XXL-Rohrpost-Konzept. Für die Swiss Cargo Tube soll das Bergland durchtunnelt werden wie der sprichwörtliche Schweizer Käse, selbstfahrende Wagons sollen darin Schwarzgeld, Schabziger und Rivella von St. Gallen bis La Chaux-de-Fonds transportieren. Bislang handelt es sich dabei allerdings nur um eine "Vision". Zu hoffen ist, dass die Umsetzung bei den Eidgenossen etwas schneller vonstatten geht als bei uns. Immerhin wird in Zürich bereits seit April 2003 der Hausmüll nicht mehr konventionell, sondern mit der Cargotram angeliefert.
22.04.2009 | 19:31 | Alles wird besser | Was fehlt | In eigener Sache
14:54 michaelbrake kannst du mir euren drehplan schicken? 14:55 michaelbrake ich wollte euch vielleicht mal besuchen 16:40 punkteundstreifen gerne 16:44 punkteundstreifen aber die meiste zeit sind wir (hoffentlich) gar nicht am set 16:52 michaelbrake achso 16:52 michaelbrake egal, schick erstmal, seh ich dann ja 16:53 punkteundstreifen moritz sitzt da dran 16:54 michaelbrake äh... versteh ich nicht genau? 16:55 michaelbrake es gibt ein word-doc und du kommst nicht rein? 16:55 michaelbrake ihn fragen kann ich nicht bzw. hab ich schon und er reagiert nicht 16:57 punkteundstreifen word? 16:57 punkteundstreifen quatsch 16:57 punkteundstreifen indesign! 16:57 michaelbrake ihr habt den drehplan nur als indesign-datei? 16:58 punkteundstreifen klar 16:58 punkteundstreifen wir sind halt styler! 16:58 michaelbrake entweder hab ich das funktionsspektrum von indesign noch nicht verstanden oder ihr habt ein absolut bescheuertes projektmanagement
Der obenstehende Skype-Dialog mit der aufstrebenden kleinen Filmproduktion Punkte und Streifen ist nicht ausgedacht. Wieso auch, InDesign als Zeiterfassungstool, total naheliegend. Überhaupt sollte das starre und schematische Denken, das in den meisten Büros herrscht, endlich aufgebrochen werden. Warum nur stumpfes Matching von Arbeitsvorhaben mit den immergleichen Spezialprogrammen? Warum muss immer alles genau so genutzt werden, wie es vorgesehen ist? Hätte die Menschheit Teflon-Pfannen wirklich nur zum Braten verwendet, gäbe es noch immer keine Städte auf dem Mond!
Deshalb ruft die Riesenmaschine den "Weil es geht"-Award 2009 aus. Gesucht werden ernstgemeinte Vorschläge für den innovativen Einsatz bestehender Technik, nachweisbar existierende Praktiken bekommen einen Sonderpunkt. Wenn in Ihrer Firma also die Grafikabteilung Broschüren in Thunderbird erstellt ('Vorteil: Ist mit einem Klick an die Druckerei geschickt'), oder wenn Sie selbst eine richtig praktische Idee haben, wie man den Windows-Taschenrechner zum Erstellen von To-Do-Listen nutzen kann, dann schreiben Sie uns. In die Kommentare. Teilnahmeschluss ist der 30. April 5. Mai, als Preis stiftet Kathrin Passig eine handbetriebene Taschenlampe, mit der man Nägel in sehr weiche Wände schlagen kann.
02.04.2009 | 18:18 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Milchtüte der frommen Denkungsart (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)In den 1970ern war die Zukunft pneumatisch. Wenn wir gross wären, würden wir auf aufblasbaren Sitzlandschaften in schwimmenden Traglufthäusern lümmeln, und uns mit Luftkissenbooten besuchen fahren. Die Milch für unsere Frosties kam damals noch aus galobberig wobbelnden Plastikschläuchen, die mittels türkisener Haltevorrichtungen aus Kunststoff, die ästhetisch noch aus den 1950ern herüberlappten, in Form gehalten wurden. Trotzdem knickten sie immer ein und ergossen sich über das Plastikgeschirr auf dem Frühstückstisch. Es hat über dreissig Jahre an kubistischen Irrungen und Wirrungen in Tetrapak bedurft, bis unsere aufgeblasenen Zukunftsträume in einer pneumatischen Milchtüte gipfeln konnten, die nun wirklich keine Wünsche mehr offen lässt. Dass diese Revolution im Packaging ausgerechnet aus dem Ökodorf Brodowin nördlich von Berlin stammt, zeigt, welch langen Weg die Öko-Landkommune mittlerweile zurückgelegt hat. Ausführlich heisst es dazu auf deren Website:
Das Material unseres neuen Milchbeutels besteht zu 40 % aus Kreide (Calciumcarbonat). Verbunden mit recycelbarem Kunststoff entsteht daraus eine sehr leichte Verpackung, die mit ihrem Gewicht von 16 g, im Vergleich zu anderen Einwegverpackungen, sparsamer in Energie- und Wasserverbrauch ist. Sie reduziert Abfall, denn weniger Gewicht ist weniger Müll.
Und weiter:
Dieser Milchbeutel bietet Ihnen weiterhin den vollen Geschmack, weniger Aufrahmung durch flexible Hülle, Reissfestigkeit und Standfestigkeit bis zum letzten Tropfen, einfaches und bequemes Öffnen, weniger Verpackungsmüll, produktschonende Abfüllung und ein minimales Gewicht (16 g).
Weniger Aufrahmung und Verpackungsmüll – schön und gut. In falscher Bescheidenheit wird jedoch kein Wort verloren über die eigentlich genrestiftenden Innovation: den angeflanschten Aufblasgriff, der als Rückgrat der Tüte Halt gibt und damit das plastene Exoskelett überflüssig macht. Zudem und vor allem ist er derart handschmeichlerisch, dass nicht nur Materialfetischisten die Tüte nur sehr ungern wieder aus den Händen geben. Eigentlich möchte man – wie bei Blisterfolie -natürlich die Blase zum Platzen bringen und die Luft entweichen lassen, scheitert aber zwangsläufig mit schierer Muskelkraft. So trägt man die schlaffe Tüte unvollendet am immer noch formstabil-prallen Rückenwulst zur gelben Tonne, wohlwissend, dass es kein zurück mehr gibt – dass die Milch der Zukunft einen druckluftbetankten Henkel in Spindelform haben wird.
27.03.2009 | 03:15 | Anderswo | Alles wird besser
 So sieht die Zukunft aus: Berliner Polizisten halten auf der re:publica'09 Ausschau nach Deleuzianern (Foto,Lizenz)Endlich eine Nachricht, die Anlass zu Jubel, Trubel und Heiterkeit bietet: In Argentinien kommt ein Philosophie-Professor möglicherweise ins Gefängnis, weil er unautorisierte Übersetzungen von Derrida-Texten auf seine Website gestellt hatte. Keineswegs handelt es sich dabei nämlich, wie Boingboing andeutet, um ein weiteres unsinniges Unglück im verminten Grenzbereich von Wissenschaft und Urheberrecht. Vielmehr ist der Vorfall Zeichen für die Ankunft der langersehnten antikontinentalphilosophischen Polizeidiktatur. Jochen Hörisch, der sich sicherlich unter den ersten Opfern im deutschsprachigen Raum befinden wird, raunte schon 2004 cassandramässig vor sich hin: "Analytische Philosophie fungiert als diskursive Polizei." Damit lag er metaphorisch standesgemäss daneben, denn wie zu erwarten fungiert natürlich die Polizei als diskursive Polizei. Schon in wenigen Stunden wird es vermutlich auch an deutschen Universitäten heissen: "Diskurskontrolle, Kripke-Papers und Logikschein, bitte." Als Promillegrenze für Metaphern und aufgeblasene Wortspielereien schlagen wir 0,5 vor, alles andere kann getrost dem gut aufgestellten Polizeiapparat überlassen werden.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Bürstenbiopsie
- finnisches Design
- Perlgenopptes
- 6-7 mittelgrosse Kartoffeln
SO NICHT:
- Backpfeife
- Rahaus ohne Not
- rosa Flecktarn (last season)
- Katze hat Mumps
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Beasts of the Southern Wild", Benh Zeitlin (2012)
Plus: 1, 15, 27, 45, 80, 138 Minus: 1, 27, 32, 39, 40, 53, 66, 84, 96, 102, 129, 171, 206, 207 Gesamt: -8 Punkte
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