Riesenmaschine

26.05.2006 | 05:55 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Matt ist das neue Schwarz


Schwierig zu erkennen, ist aber das superhippe mattschwarz. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Von heute an soll das Wort "Britneyspearsismus" Aussagen bezeichnen, die Offensichtliches ohne weitere Sinnebene pathosgetränkt feststellen. Fast wie ein Britneyspearsismus hört sich Folgendes an: Polizeiautos waren früher grün-weiss und sind heute blau-silber. Hinter diesem Satz stehen aber gesellschaftliche und politische Entwicklungen von kaum fassbar grossem Ausmass. Blau sind Polizeiautos, inzwischen dürfte es jeder mitbekommen haben, weil die EU blau als Polizeifarbe vorsieht. Silber sind sie, weil Autos in silber einen höheren Wiederkaufswert haben. Seit fünf Jahren ist jedes dritte neuzugelassene Auto silber-metallic. Viele Experten meinen, dass sich der Silbertrend dem Ende nähert und dass dann braun, rot, grün, weiss und solche Farben renaissancen. Was aber stattdessen passieren wird: Matt kommt. Glanzlack wird in die Reservate von Möchtegern-Angebern zurückgedrängt werden. Der Autolack der Zukunft ist matt, allen voran mattschwarz, vielleicht in Verbindung mit ungebürstetem Metall. Mattschwarz ist die beste Autofarbe, sogar noch vor gold und mattgold. Mattschwarz ist das neue Silber. Was nach mattschwarz kommen wird, ist nur insofern klar, als dass eine Farbe allein gar nicht cool genug sein kann, um mattschwarz ablösen zu können. Eventuell schafft es orange-oliv. Über das Schicksal von mattsilber hingegen ist noch nicht ausreichend nachgedacht worden, um an dieser Stelle Prognosen treffen zu können.


23.05.2006 | 13:34 | Berlin | Alles wird besser

Im Land der goldenen Löschwassereinspeisungen


Midas lebt. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Bei der beliebten Freizeitbeschäftigung Gesellschaftsanalyse lässt sich praktisch jeder von seinem direkten Umfeld beeinflussen und hält Dinge für normal und alltäglich, die es nur im eigenen Umkreis sind. Sollen sie halt Kuchen essen. Es fällt eben allzuschwer, die gefühlte Häufung von Einzelfällen nicht mit einem flächendeckend auftretenden Phänomen zu verwechseln. Die Flucht nach vorn des Einäugigen mit grauem Star heisst, den Einzelfall zu verklären und zum Symbol zu machen, gerade so ironisch, dass jeder Fehler als Scherz, jede Wahrheit als grossartige Entdeckung daherkommt. Etwa so, wie es eine grossartige Entdeckung ist, dass die Löschwassereinspeisungen am Berliner Sitz der Firma Jamba aus purem Gold sind. Der goldene Wasserhahn als Zeichen für Luxus im 20. Jahrhundert ist durch, im dritten Jahrtausend hingegen glänzt noch das letzte Regal im Keller mit fussgeschnitzten Ebenholzintarsien auf der Rückseite. Das Haus ist übrigens nicht irgendein Haus, sondern das CityQuartier DomAquarée, das nicht nur durch penetrante Verwendung von lachhaften BinnenMajuskeln auffällt, sondern auch durch ausgesuchte Hässlichkeit aussen und ein dämliches, massenmagnetisches Aquarium innen.

Und was bedeutet das bezogen auf die Gesamtsituation in Deutschland, wenn an einem kaum vermieteten, weil teuren und hässlichen Bürogebäude, das letztlich den Volks- und Raiffeisenbanken gehört und in dem sich der sinnloseste Wassertank Berlins ebenso aufhält wie die 500 Angestellten von Jamba und angrenzenden Unternehmen, die Löschwassereinspeisungen vergoldet sind? Vermutlich nichts. Es lässt sich aber eine ganze Menge hineininterpretieren.


20.05.2006 | 17:35 | Alles wird besser | Was fehlt

Kunst als Schnittstelle


Ist doch auch okay. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Elterliches Wehklagen schallt Richtung Jugendzimmer: "Kind, verbring doch deinen Tag nicht nur mit Videospielen! Früher haben wir noch Bücher gelesen und uns für Kunst interessiert." Die Reaktionen liegen meist im einstelligen Bit-Bereich. Doch nun gibt es Grund zur Hoffnung, denn der TV-Star und Maler Bob Ross® hat posthum seine Vermittlerfähigkeiten angeboten. Sein kulturelles Vermächtnis aus über 400 Folgen The Joy of Painting® soll in einem Videospiel verewigt werden. Die Kunst der "Bob Ross Nass-in-Nass- Technik®" wird der Jugend digital schmackhaft gemacht und fungiert damit als generationsübergreifende Brücke. Endlich können zeitlose pastellfarbene Werke wie "Quiet Montain Lake" oder "New Days Dawn" virtuell nachgemalt werden, ganz ohne Pinsel, Farbe, Staffelei, Leinwand und all die anderen störenden Hardware-Elemente, die die Schnittstellen zwischen Kunst und Counterstriker bisher inkompatibel gemacht hatten. Das Spiel funktioniert über den neuartigen Controller des Nintendo Wii, der sich durch Bewegungssensoren fast wie ein echtes Malwerkzeug umherschwingen lässt. Zum Muttertag gibt es selbstgemalte Sonnenuntergänge, diesmal auf dem USB-Stick. Und zum Dank darf dann auch nächtelang auf der "Bob Ross Painting LAN Session®" gezockt werden.


19.05.2006 | 09:37 | Anderswo | Alles wird besser

Schilder und Strafen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

In Wien, der tierfäkalverkrustetsten Kapitale der Welt, ist soeben eine Petition speziell gegen den "urbanen Stressfaktor" Hundekot abgelaufen, 157.631 Bürger und Bürgerinnen haben unterschrieben, um das zu fordern, was die Stadt bei den vielen Pferden qua Verordnung bereits durchgesetzt hat, nämlich den Tieren eine Art Windel anzulegen. Man fordert, wenn schon keine Windel, so doch Kontrollorgane, härte Gesetze und disziplinierende Verbotstafeln. Womit eine diesbezüglich vorbildliche Stadt wie Singapur bereits recht erfolgreich ist. 500 Dollar zahlt man dort beispielsweise nach offizieller Rechtslage, wenn man mal ein merkwürdiges Objekt fallengelassen hat. Die Stadt Prag geht da sogar noch einen Schritt weiter und droht den Stadtbenutzern gleich damit, wie unsere ungarischen Riesenmaschinenkollegen recherchiert haben, bei fahrlässigem Fallenlassen von drei Würfeln in einen Kübel, dass man ihnen gleich die Fingernägel zieht und Nadeln in die blanken Wunden treibt. Dass das leider nur eine Hinweistafel auf das neueingerichtete Foltermuseum ist, ist schade, aber zumindest schonmal ein Denkansatz, vielleicht auch für Deutschland, wo es groteskerweise Gruppierungen gibt, die den Hundekot glorifizieren.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


18.05.2006 | 11:38 | Berlin | Alles wird besser

Es ist ein Modul und es sieht gut aus


Häng es alles! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
"In Modulen denken, in Modulen handeln", ist schon seit gut einer Dekade Leitspruch und offizielles Credo von Riesenmaschine- Chefdesigner Martin Baaske aka Normboy. Angelegentlich des heuer etwas unübersichtlich und kurz geratenen Berliner Designmais haben sich neun Studenten der UdK dieses Motto löblich zueigen gemacht und im Rahmen des Projektes Modulare Strukturen Baukasten-Konzepte und -Systeme für alle Lebenslagen entwickelt. Besonders gut gefallen hat uns dieses radikal vereinfachende Wandhängesystem WallWideWeb, das Charles Eames' auf Kinderzimmerformat limitierten Hang it all-Ansatz kühn ins Internetzeitalter verlängert. Noch bis zum 21. Mai sind die Entwürfe in der Kreuzberger Galerie Tristesse zu sehen.


... 108 109 110 111 112 [113] 114 115 116 117 118 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Streifen aller Art

- der schicke Wara

- Wu Shu Schuh

- Erste Buchstaben grossschreiben

*  SO NICHT:

- Schlechte Doppelgänger (von Hippies)

- schöne Tapeten

- Wellfleisch mit Reis

- Hans Dumpf in allen Gassen


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Let the Right One In", Tomas Alfredson (2008)

Plus: 12, 37, 42, 45, 55, 80, 83, 89
Minus:
Gesamt: 8 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV