08.04.2006 | 17:11 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Der seit einem Jahr in Rom lebende Steven Patrick Morrissey meinte kürzlich in einem Interview, lieber würde er seine Hoden essen, als bei einer Smiths Reunion mitzutun, und das will was heissen, ist doch der ehemalige Smithssänger, wie man weiss, Vegetarier. Überhaupt sind Hoden in Italien gerade in aller Munde, überall sieht man Leute herumlaufen, Männer wie Frauen, mit Schildern auf denen IO SONO UN COGLIONE (Ich bin ein Hoden) steht, nachdem ihr Präsident im Wahlkampf gemeint hat, er schätze die Intelligenz der Italiener zu sehr, um zu glauben, dass es so viele Hoden gäbe, die ihn nicht wählen. Und weil der Wahlkampf so schrill und schmutzig wie noch nie ist, hat der kleine Mann mit dem transversalen Grinsen und der monomanischen Aggressionslaune jetzt einen Gang zurückgeschaltet und zaubert dressierte Elstern aus dem Hut, als letztes Aufgebot für die Schlacht um den Endsieg. Das ist schade, sind doch seine NLP-geschulten Attacken immer ein Quell des Kopfschüttelns und des Frohsinns gewesen, dass z.B. Finnland das Land mit der schlechtesten Küche der Welt sei (womit er ja nicht ganz unrecht hat, und was dazu führte, dass dort plötzlich massenhaft Pizzerias "Berlusconi" aus dem Boden schossen) und in China Kinder gar gekocht und auf Äckern als Dünger ausgebracht werden. Auf die Frage, ob er sich den neuen berlusconikritischen Nanni Moretti Film "Der Kaiman" anzusehen gedenke, antwortete Don Coglione nur irr keckernd: "Ich bin der Kaiman, ich werde euch alle fressen".
06.04.2006 | 11:59 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 Mit einem Ohr am Puls der Zeit (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Diese Jugend! Will einfach nicht hören! Oder kann nicht hören, weil diese neumodischen mp3-Player taub machen. Da die Kopfhörer immer stöpselartiger werden, damit sie mit weniger Leistung fettere Bässe ins Gehirn hämmern, hört man mit ihnen auch immer weniger von der Umwelt. Aber die Jugend hat sich einen Trend ausgedacht, um nicht vollkommen sozial isoliert in der Landschaft rumzustehen. Man trägt inzwischen nur noch einen Ohrhörer. Mit dem anderen Ohr nimmt man an der Welt teil oder lauscht man den Freunden, mit denen man so abhängt oder wie die Jugend auch immer "rumlungern" inzwischen bezeichnet.
Von diesem Jugendtrend hat die Gesellschaft auch Vorteile. Zum einen führt das Kabel oft genug ins Handy mit integriertem mp3-Player. Das ist super, weil a) es dann nur im Ohrhörer klingelt und b) der durchschnittliche Jugendklingelton sich anhört wie eine polyphone Simulation einer gefaketen Coverversion eines HipHop-Surrogates. Zum anderen werden die Jugendlichen dann nur noch auf einem Ohr taub, was sie natürlich aus Scham niemandem sagen und daher nicht die Krankenkassen belasten.
In dieser scheinbar unbedeutenden Entwicklung ist ungeheure Sprengkraft verborgen. Eventuell steht die Musikindustrie vor einer umwälzenden Neuerung, die eigentlich ein Rückschritt ist: Die nie geahnte Renaissance von Mono.
05.04.2006 | 16:33 | Alles wird besser | Sachen kaufen
In einer besseren Welt erwachen abgestürzte Rechner wieder zum Leben, wenn man mit der Maus auf die Schreibtischplatte hämmert. Autos lassen sich reparieren, indem man energisch gegen die Reifen tritt. IKEA-Möbel werden zusammengesetzt, indem man schreiend auf den Einzelteilen herumtrampelt. Und Zelte baut man auf, indem man sie einfach in die Luft wirft. Ungefähr so:
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Zelt 2 Seconds, gesehen bei OhGizmo!. Gibt es sicher auch bald für Liegestühle.)
04.04.2006 | 11:01 | Alles wird besser | Fakten und Figuren
 Tod, das ist unser Stachel (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Früher wurde viel Unfug darüber geschrieben, wie der Tod und sein Bruder im Geiste, das Siechtum, aufzuhalten seien. Nun ist die Zeit gekommen, diese Aufgabe den Wunderheilern und Scharlatanen zu entreissen, und sie ernsthaften Menschen zu übergeben. Mit ganzen Armeen von alternden und kranken Mäusen, einem gewaltigen Mausseniorenheim umfangreichsten Ausmasses, werden sie, so sagen sie jedenfalls, schon bald herausfinden, wie man mit Sir2 den Tod besiegt. Sir2 ist ein Gen, das, wenn es in Aktion tritt, die Lebensdauer von Würmern verdoppelt. Krankheit und Altwerden ist nämlich gar nicht Teil unseres Lebens, sondern genauso vermeidbar wie betrunken die Treppe runterfallen oder sich am Hühnerknochen verschlucken. Leider schläft Sir2, das uns am Altern hindern könnte, die meiste Zeit, und überlässt uns unseren Leiden. In Aktion tritt Sir2 nur, wenn eigentlich sowieso schon alles vorbei ist, in grosser Not, zum Beispiel kurz bevor Scott das Tagebuch aus der Hand fällt. Aber warum soll man nur überleben, wenn man schon fast tot ist? Das ist schlecht ausgedacht und bedarf einer Überarbeitung. Klar ist, dass man Sir2 durch Weglassen von Nahrung ins Spiel bringen kann. Das klingt jetzt paradox, aber man lebt eindeutig länger und besser, naja, gesünder, wenn man wenig isst, wobei "man" hier im üblichen Sinne von Nagetiere, vielleicht auch Affen zu lesen ist. Ob das auch bei Menschen geht, kann jeder alleine zu Hause ausprobieren. Wenn es aber erstmal gelingt, Sir2 zur Arbeit zu prügeln, ohne dass man dafür vorher quer durch die Antarktis laufen muss, dann. Ja, dann probiere ich dieses Essen auch mal.
04.04.2006 | 03:41 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Leere Worthülsen, unreflektiertes Gewäsch und nachgeplapperter Quatsch können die Welt verändern! Das mag sich zunächst nach einer gewagten These anhören, doch auf dem nebenstehenden Foto, entstanden am Münchener Flughafen, ist der Beweis zu erkennen. Gehen wir in der Zeit ein wenig zurück und führen uns die Beschwerde vor Augen, mit deren blumiger Ausformulierung praktisch jeder Lifestyle- und Wirtschaftsjournalist die 90er Jahre hindurch seine Miete finanziert hat: "Servicewüste Deutschland!".
Gefühlte 27 Stern-Cover tänzelten um diese Klage, und der Focus musste erst Rankings als seine natürliche Heimat entdecken, um von der ständigen Jammerei wegzukommen über die vielen Arbeitsplätze, die der Nichtservice in Deutschland gar nicht erst entstehen liess. Die meisten Artikel waren dabei ganz deutlich von zwei problematischen Besuchen beim Bäcker oder einem vierstündigen Berlintrip inspiriert und führten uns das famose amerikanische Valetparking als Kristallisationspunkt des Paradieses Dienstleistungsgesellschaft vor. Nun aber hört man schon länger nicht mehr diese Beschwerden, und es liegt nicht daran, dass Beschwerden so out wären wie Echtlinnen-Stickerei für Rütli-Schüler. Vielmehr hat die Wirtschaft reagiert und hat alles Mögliche an allen Ecken und Enden total verservict. Dieser Mülleimer etwa ist zweisprachig bedruckt und sagt dem vorbeieilenden Passanten:
"Hallo lieber Reisender, wirf nur deinen Müll ungefähr in meine Richtung, du musst auch nicht trennen, wie es zu Hause deine Frau verlangt, denn ich bin ein Convenience-Mülleimer und die gleichen Pakistanis, die tagsüber den Flughafenfrass in den Küchengewölben zusammenbrutzeln, trennen abends mit flinken Fingern den Müll, den du hier hineinwirfst. Ist das nicht toll?"
Ja, lieber Convenience-Mülleimer, das ist toll, denkt man bei sich, freut sich im gleichen Atemzug, dass das nervige Servicewüsten-Geschrei in den 90er Jahren famose Mülltrennerarbeitsplätze geschaffen hat und fragt sich, wann man endlich im Laufen urinieren kann und ein freundlicher Servicemensch es hinter einem wegwischt.
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ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
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- Kalenderspruch (lehrreich)
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SO NICHT:
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Inside Out", Pete Docter, Ronnie Del Carmen (2015)
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