10.12.2005 | 17:08 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Erst im nächsten Krieg – oder wahlweise auch im Urlaub in ungebräuchlichen Ländern – werdet ihr merken, dass man Benzin, Petroleum, Butan und Propan in Campinggaskartuschen nicht an jeder Tankstelle kaufen kann. Insbesondere dort nicht, wo es gar keine Tankstellen gibt. Dann schlägt die Stunde des in Kevin Kellys "Cool Tools"-Blog gesehenen Sierra Stove. Der Campingkocher lässt sich mit beliebigem brennbarem Zeug (Hölzchen, Stöckchen, Autoreifen, Werke alter Meister) heizen, kocht einen Viertelliter Wasser in vier Minuten und braucht nur eine AA-Batterie für den Lüfter. Wer ganz autark sein will, ersetzt die Batterie durch einen Akku mit Solarladegerät. Kaufen kann man den Sierra Stove in Deutschland anscheinend nur im Wildwasser-Laden ab 66,50 Euro; allerdings nicht die nur 300 Gramm schwere Titan-Version (Basic-Version: 490 Gramm), die es vermutlich nur direkt beim Hersteller gibt. Wir wollen allerdings an dieser Stelle nicht verschweigen, dass man 300-490 Gramm Tragegewicht bzw. viel Zeit und Töpfewaschen einspart, wenn man auf warmes Essen ganz verzichtet. Wozu wurde schliesslich der Schokoriegel erfunden?
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das Ende ist nah
06.12.2005 | 15:36 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Viel ist ja in letzter Zeit von Nano hier und neuen Werkstoffen da zu lesen, jedoch der durch Werbung agnostisch gewordene Konsument übersetzt den Satz "Wir giessen also eine Mischung aus Bratfett, Altöl und Rotwein auf dieses nagelneue weisse Sofa" automatisch in "... auf eines unserer zwei identischen weissen Sofas". Umso grösser die Bestürzung, wenn man den von Gehilfen der Riesenmaschine auf der NanoEurope besorgten Schoeller-NanoSphere-Testflicken mit handelsüblichem Ketchup bekleckert (Abb. 1), den Ketchup mit Spreequell Bitter Lemon abspült (Abb. 2) und mitansieht, wie beide Substanzen tatsächlich exakt wie vom Hersteller versprochen spurlos "von der Nano-Oberfläche abperlen" (Abb. 3). Für einen kurzen Moment erbebt das Weltbild. E-Paper, lernende Computer, graffitiabweisende Beschichtungen, selbstwaschende Hosen, reich und schön durch nur 30 Minuten Selbsthypnose pro Woche – womöglich gibt es das alles doch? Werden die Menschen schon bald zum Mond fliegen? Und wo bekommen wir jetzt auf die Schnelle eine von diesen Brillen her, durch die man seine Mitmenschen nackt sehen kann?
06.12.2005 | 06:17 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
 Der legendäre Hüttenschmaus (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Eigentlich ist Amerika konsequent einen Schritt weiter, was die Versorgung mit Produkten für kompromisslose Lebensgestaltung angeht. So bietet es ein reichhaltiges Sortiment an Nahrungsmitteln, für deren Zubereitung man maximal einen Toaster braucht: Waffeln, Pizza, Muffins, Pancakes (alles z.B. bei nofrills erhältlich), mehr braucht keiner. Es ist so schön, dass man sofort eine Wohnung ohne Küche mieten würde – was es aber leider überhaupt nirgendwo gibt (falls doch: bitte sofort Bescheid geben). Und doch leistet sich der amerikanische Lebensmittelsektor eine bedenkliche Schwäche, denn die sympathischen Fertiggerichte in glänzendem Plastik sehen in den USA und Kanada irgendwie seltsam kompliziert aus (einziger Hoffnungsschimmer: Uncle Ben's Ready Rice). "Butter und Milch hinzugeben", "20 Minuten kochen", "zwei Töpfe erforderlich" liest man da und ist ernsthaft entsetzt. Wenn man zwei Töpfe, viel Zeit und Butter und Milch braucht, kann man auch gleich Gardinen aufhängen und eine Familie gründen. Man sehnt sich zurück ins Fertignahrungsparadies Europa, wo Wunderfirmen wie Knorr und Maggi uns seit Jahrzehnten mit Klassikern wie dem "Hüttenschmaus", der "Spaghetteria" und dem "Wirtshaus" verwöhnen – einfach fünf Minuten in kochendem Wasser stehen lassen, fertig. Auch dafür benötigt man übrigens keinesfalls eine Küche, sondern allenfalls eine elektrische Kochplatte (Quelle, 23 Euro) oder im Notfall auch ein winziges Metallgestell mit Esbit-Tabletten (Globetrotter, 6 Euro, alles im Selbstversuch getestet). Amerika, Du musst noch viel lernen.
03.12.2005 | 17:21 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die überwiegende Mehrheit aller Strassenverkehrsteilnehmer ist zwischen 1960 und 1980 geboren, denn jüngere Menschen können noch nicht, ältere nicht mehr auf die Strasse. Eine Gemeinsamkeit aller dieser Menschen ist der angeborene Digitalanzeigenfetisch, der einen seit frühester Kindheit dazu zwingt, stundenlang fasziniert auf die Sekundenanzeige von Digitaluhren zu starren, wobei es zum Höhepunkt der Ekstase kommt, wenn die Anzeige auf Null springt. Darum war Silvester 1999/2000 für uns alle ein besonderes, vereinigendes, ja, massenorgiastisches Erlebnis, aber das nur nebenbei. Weltweit beginnen nun Verkehrsphilosophen, den Digitalfetisch auszunutzen, in dem sie Ampeln mit digitalem Countdown ausstatten, der anzeigt, wieviele Sekunden es noch rot oder grün ist . Man findet diese schönen Geräte zum Beispiel in Malaysia, in verschiedenen Städten Amerikas, neuerdings genau einmal in Hamburg (siehe Bild) und, wie wir durch umfangreiches kontinentübergreifendes Verkehrsteilnehmen herausfanden, auch in der chilenischen Provinzstadt Valdivia, die bisher eher wenig, aber wenn dann durch deutsches Brauchtum international auffiel. Im Bann der Digitalanzeige starren nun auch die Menschen Valdivias kollektiv auf den Countdown, um sich froh und glücklich in die Arme zu fallen, wenn die Anzeige auf Null springt. Die Folge: vielleicht weniger Verkehrsunfälle, vielleicht auch nicht, aber immerhin mehr Digitalanzeigen. Überhaupt empfiehlt es sich, dieses Konzept viel konsequenter umzusetzen. Wir hätten gern Countdowns für alle Prozesse, deren Zeitdauer bisher aus Peinlichkeit oder Versehen verschwiegen wurde, zum Beispiel an der Supermarktkasse, für die Lebensdauer der Sonne oder auch für diese quälenden Millisekunden, die es jedesmal dauert, bis der Geldautomat endlich den Safe öffnet. Man darf erst dann zufrieden sein, wenn sich der gesamte Planet in eine einzige, zuckende Digitaluhr verwandelt hat.
[Nachtrag: Das Bild ist von mistake und wurde auf San Diego veröffentlicht.] [Weiters hat Herr Till Lütkemeyer uns bereits Mitte Oktober auf dieses Bild aus Malaysia aufmerksam gemacht, war jedoch nicht mit Autor Scholz in Kontakt, so dass die Nennung erst jetzt erfolgt.]
03.12.2005 | 10:25 | Anderswo | Alles wird besser
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Mussten wir neulich erst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sachte konsterniert über die beiden 16jährigen Zwillinge Lamb und Lynx Gaede lesen, die unter dem Bandnamen "Prussian Blue" soften Folkrock und den Lolitalesben-Charme von t.A.t.U. mit knallhart rassistischen Texten verbinden und damit zu den neuen Ikonen der rechtsradikalen Rockszene in den USA avancieren (Einem Bericht der Jungle World zufolge sind die beiden übrigens erst 13 und verfügen noch über eine kleine Schwester namens Dresden) – und stand zu befürchten, dass die blutjungen Blondinen, die sich gern in T-Shirts mit Hitler-Smiley-Motiven ablichten lassen, damit auch im preussischen Stammland ihrer Ideologie landen und Zuspruch ernten würden –, gibt die Berliner Zeitung von gestern vorsichtig Entwarnung. "Ostdeutsche Jugendliche haben den Geschmack an der Nazi-Mode verloren", so lautet das Fazit einer von Klaus Farin vom Berliner Archiv der Jugendkulturen durchgeführten Untersuchung an ostdeutschen Schulen.  (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die hegemonialen Jugendkulturen seien hier mittlerweile HipHop und Punk, gefolgt von Skatern, Gothic, Techno und Heavy Metal. Die lupenreinen Rechtsextremen folgten weit abgeschlagen auf dem zehnten Platz. Das eigentlich Überraschende, so Farin, sei die Renaissance des lange totgesagten Genres Punk im Osten. (Das Bild zeigt ein Punk-Treffen in Leipzig.) Allerdings sei Vorsicht geboten, denn die angepasste rechtsradikale Strategie sehe vor, zukünftig verstärkt auch die HipHop- und Punk-Szene zu unterwandern und infiltrieren, was in der Gothik-Szene bereits stattfindet. Mit dem Liedgut von "Prussian Blue" dürfte das allerdings kaum gelingen.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Maulaffen generell
- interesseloses Wohlgefallen
- ungeschwafelt
- Busen vs. Weichkäse im Endspiel
SO NICHT:
- Saxophon
- Kurvendiskussion (zwecklos)
- Drehkippflügel mit Blendrahmen
- ungeschwefelt
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"In Bruges", Martin McDonagh (2008)
Plus: 10, 12, 25, 46, 80 Minus: 19, 123 Gesamt: 3 Punkte
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