Riesenmaschine

12.04.2007 | 14:50 | Supertiere | Alles wird besser

Einen Fisch mögen


Nicht Patrick Duffy, nicht unter der Dusche, trotzdem unmöglich, ihn nicht zu mögen: ein Fisch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als Bobby Ewing 1985 starb, sorgte ein Aufschrei der Empörung unter seinen Freunden für seine atemberaubende Wiederauferstehung unter einer Dusche. Dieser legendäre Erfolg, der bis heute Fernsehfans den Mut gibt, gegen alle Vernunft den geldgebenden Irren, die über Fernsehprogramme entscheiden, ins Handwerk meistern zu wollen, war schon der zweite Meilenstein für Bobby-Darsteller Duffy, dessen kurzlebige Fernsehserie "Der Mann aus Atlantis" zwar nach 18 Folgen eingestellt, aber immerhin auch als erste amerikanische Serie überhaupt in der Volksrepublik China gezeigt wurde. Vermutlich leuchtete der Führung damals die revolutionäre Tatsache ein, dass Duffy sich in der Serie bewegte wie ein Fisch im Wasser. Wie Patrick Duffy zu sein, ist natürlich nicht nur für Chinesen erstrebenswert, weswegen die Entwicklung des neuartigen LikeAFish-Tauchsystems, das den von Tauchern benötigten Sauerstoff direkt aus dem Wasser herauszentrifugieren soll, doch bitte zügig voranschreiten soll, damit wir alle unserer Wiedererweckung unter einer Dusche ein kleines Stück näher rücken.


11.04.2007 | 00:06 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Ausflüge obenrum

Google Earth ist für die meisten von uns inzwischen total langweilig, weil man über die meisten Orte der Erde ohnehin ständig drüberfliegt. Google Moon und Google Mars sind ein okayer Zeitvertreib, aber wie lange noch, fragt man sich mit bangem Blick. Glücklicherweise ist die Verkartographisierung der Welt schneller als die Entwicklung der Flugpreise: Wikisky bietet jetzt die Verwebzweinullung des Sloan Digital Sky Surveys (SDSS), bis heute vielleicht das ehrgeizigste Unternehmen, das gesamte Universum auf die Erde herunterzuladen. Hier ein Flugvorschlag: Man gehe kurz ins Sternbild Löwe, schalte dort auf SDSS um, hole M96, die Spiralgalaxie am linken Bildrand, in den Mittelpunkt und gehe auf Warp, nein, Zoomstufe zehn oder so. Dann erkennt man nicht nur, dass gerade ein Asteroid unerlaubt vor der Galaxie herumirrt, sondern ausserdem schöne blaue Flecken im fernen Nebel, Zonen heisser Strahlkräfte mit grossen Schmerzen für alle Beteiligten. Knapp (naja) rechts daneben M95, eine genauso schöne Spiralgalaxie, die so tut, als hätte sie nichts besseres zu tun, als sich im Kreis zu drehen. Ein paar Tagesscrollreisen weiter nördlich dann gleich drei attraktive Galaxien auf einem Haufen, zwei davon gross und elliptisch, die dritte sorgfältig cyanblau angemalt. Sehr zu empfehlen ist auch eine Reise im Infrarotlicht mit Hilfe der Bilder des Satelliten IRAS, der sich in den 80ern die Mühe machte, den Weltraum im Dunkeln abzulichten. Man sieht endlich, dass die Milchstrasse nachts wie eine relativ gross geratene Bogenlampe aussieht, die nach allen Seiten glühende Klumpen ins Volk wirft (siehe Bild). Ach, Erde, langweiliges Geschöpf.


10.04.2007 | 13:59 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Abschied vom Virtuellen


Ein Blick in die Zukunft (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Produkte, wie wir sie bisher kennen, bestehen aus virtuellen Zutaten wie Marke, Markenmehrwert, Wiedererkennungswert, Gesundheitsversprechen, Alleinstellungsmerkmal, Corporate Design und der Überlegung, was dieser Joghurt sagen würde, wenn er unser Freund wäre und wir ihm auf der Strasse begegneten. Nur Grossbritannien geht neuerdings einen Sonderweg: Echte Zutaten (Kartoffeln, Fett, Salz, Pfeffer) werden nach Geschmackskriterien ausgewählt, gemeinsam in eine Tüte gesteckt und dem Kunden ausgehändigt. Noch weiss man nicht so genau, was mit dem Inhalt anzufangen ist. Aber das war bei der Erfindung des Buchdrucks ja auch nicht anders.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Neu! Jetzt auch mit Geschmack!


08.04.2007 | 22:31 | Alles wird besser | Was fehlt | Vermutungen über die Welt

Pollock auf Pilzen


So könnte auch Ihre Suche aussehen! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Irgendeiner der vielen Usability-Päpste, die lustigerweise allesamt selbst unfassbar hässliche Webseiten haben, sagte Ende der 1990er Jahre: "Die meiste Zeit ist der User nicht auf Deiner Seite". So weit, so verquast, was er meinte ist, dass Seh- und Nutzungsgewohnheiten bereits durch andere geprägt worden seien, da beisse die Maus keinen Faden ab und nun stehe man da und müsse sich halt dem Mainstream anpassen, wenigstens in den Grundzügen, basta. Anfang des Jahrtausends wurde man mutiger im Netz, verwechselte Mut mit Flash, die Agenturen der Welt entdeckten das Wort "explorativ", was ein Euphemismus ist für: die Navigation versteht niemand bzw. erst nach einer halben Stunde.

Inzwischen gerinnt die an sich famose Usability in den falschen Köpfen allzuoft zu starrer Gleichmacherei, das gesamte Netz ist praktisch ein riesiges Amt randvoll mit Unüberraschendem, Erwartbarem, weil so viele nicht begreifen, dass andersartig und unverständlich keine Synonyme sein müssen; deshalb sieht im Internet 2007 immer eine Suche aus wie eine Suche wie eine Suche wie eine Seuche. Mit wie lautem Gesang muss man deshalb die psychedelische Farbsuche – ein niedlich behindertes Kind von Pollock auf Pilzen – des Marktplatzes für Selbstgemachtes, Etsy.com, loben? Man weiss es nicht, aber vielleicht programmiert jemand mal eine Suche für ungewöhnliche Suchen.


08.04.2007 | 10:59 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Speichermedien zu Bierbrauereien


So schön kann Bierbrauen sein; Bild: Fluxxion
Es gibt in der modernen Warenwelt kaum Traurigeres als Technologien und Standards, die mit grossem Aufwand entwickelt werden, sich auf dem Markt nicht durchsetzen können und dann von herzlosen Managern ohne Standing vom Markt genommen werden. Die entsprechenden Entwicklungsabteilungen werden aufgelöst, Produktion und Support eingestellt und die übrig gebliebenen Patente werden in die Sklaverei verkauft – und dann haben sie noch Glück gehabt. Allenfalls wird ihnen in Nerdforen ein virtueller Friedhof gebaut. Das vielleicht aktuellste Beispiel dieser oft verdrängten Schattenseite des Kapitalismus ist PPD, ein Ableger der BD, einem Medium, das sich gegenwärtig noch mit HD-DVD und HD-VMD einen brutalen Kampf um Leben und Verschwinden liefert. Verdrängt wurde PPD übrigens von UDO, was die Vermutung nahe legt, dass weniger technologische Überlegenheit als viel mehr eine eingängige Namensgebung über das Schicksal eines digitalen Standards entscheiden könnte.

Rechtzeitig zu Ostern erreicht uns nun die Nachricht der Auferstehung von DCC (*1992, +1996), einem digitalen Speichermedium, das von Philips einst als Nachfolger der Musikkassette entwickelt wurde. Peter Sygall, der Vater von DCC, verliess Philips nach dem Tod von DCC und gründete Fluxxion. DCC wird jetzt zum Bierbrauen eingesetzt – Siliziumplatten mit Milliarden von kleinen Löchern filtern dabei die Überreste der Hefe und sogar Bakterien aus dem Bier. Dabei wird DCC nun in den nächsten Jahren das bedauernswerte Kieselgur verdrängen, ein Material, das einst schon bei der Dynamitherstellung von Kollodiumwolle verdrängt wurde. DCC ist nämlich viel leichter und benutzerfreundlicher als Infusorienerde und ausserdem schimmert es in den schönsten Farben, was vom hellgrauen Kieselgur sicher nicht behauptet werden kann.

Unsere Gedanken gelten dem Kieselgur, trotzdem: eine letzlich begrüssenswerte Entwicklung im Kampf gegen die Verschwendung menschlichen Erfindergeistes. Wir warten auf den Einsatz von Zip-Discs bei der Kelterung von Wein, von 5,25"-Disketten in Bäckerstuben oder von Lochkarten als Teefilter.


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- Bier verstecken (als Gastgeber)

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"Killer Joe", William Friedkin (2011)

Plus: 3, 31, 34, 38, 97, 118, 144, 153
Minus: 1, 40, 102, 142, 166, 203
Gesamt: 2 Punkte


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